Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 98
beizutragen? Wir haben es Ihnen in den letzten Wochen
und Monaten hier im Landtag und Gemeinderat sehr oft gesagt. Wenn Wien es
schaffen würde, eine Klimamusterstadt zu werden und das auch in CENTROPE gut
argumentieren kann und zeigen kann, wie es geht, dann könnte man doch einiges
bewirken. Wir haben es Ihnen schon oft gesagt, ab 1. Jänner 2008
könnte jedes neu gebaute Haus in Wien ein Passivhaus sein oder im
Passivhausstandard gebaut werden. Wir könnten unseren Strombedarf bis 2002
energieautark gestalten. Ich möchte jetzt nicht alles wiederholen, was wir
gefordert haben. Wir haben dazu vor Kurzem auch eine Dringliche Anfrage gehabt.
Wir haben das gut genug erläutert. Aber auch hier möchte ich den
europapolitischen Aspekt dieser Forderung wirklich unterstreichen. Wenn Wien
eine Musterstadt sein will, und man hört das ja so oft, dann hätte Wien die
einzigartige Möglichkeit, das auch zu tun und muss es einfach nur tun. Dazu
fordern wir Sie auf! - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Zu einer
tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Dr Vitouch zum Wort gemeldet. - Bitte
sehr.
Abg Dr Elisabeth Vitouch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau
Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Wir haben inzwischen zwei tatsächlichen
Berichtigungen.
Die Vienna Region ist nicht das gleiche wie CENTROPE.
Die Vienna Region ist Wien, Niederösterreich, Burgenland, hat also nichts mit
dem Vierländerverbund zu tun. Das ist das eine.
Das Zweite: Ich muss die unheilige Allianz zwischen
dem Marco Schreuder und dem Herrn Mag Jung doch stören. Laut Geschäftsordnung
für die Gemeinderätliche Europakommission sind Fragen, Diskussionsbeiträge an
die Vorsitzende zu richten, nicht aber an eingeladene Gäste. Das war es. -
Danke. (Abg Mag Wolfgang Jung: Das waren aber keine Gäste, sondern
Auskunftspersonen! - Abg Dr Elisabeth Vitouch, auf dem Weg zu den Bankreihen:
Die Frau Dienstl war aber ein Gast!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Gerstl. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Der Beginn der Diskussion heute hat mich lange
darüber nachdenken lassen, wie ich denn nun auf die Wortmeldungen der beiden
anderen Oppositionsparteien in diesem Hause reagieren soll. (Abg Harry Kopietz:
Ich befürchte, die Nachdenkpause war zu kurz!) Wahrscheinlich. Ich ziehe mich
einfach darauf zurück zu sagen, das Thema ist zu wichtig, als hier auf
Argumente einzugehen, zu denen ich, milde formuliert, nur sagen kann, dass sie
wenig bis unkritisch reflektiert sind. Denn ich glaube, es ist einfach viel zu
wichtig, dass Österreich und Europa untrennbar miteinander verbunden sind und
wir darüber immer Bescheid wissen sollten.
Österreich und Europa ist eine Erfolgsgeschichte.
Österreich und Europa haben sich wechselseitig entwickelt, beide nicht zu ihrem
Schaden. Österreich und Europa ist eine sehr lange Geschichte. Wir haben lange
darauf gewartet, ein Teil des vereinten Europas zu sein. Es ist richtig, wenn
darauf hingewiesen wird, dass Europa nicht gleich die EU ist. Aber es ist
wichtig, darauf hinzuweisen, das die 27 Staaten in Europa etwas ganz
Besonderes in Europa sind und dass diese Staaten nicht abgeneigt sind, die
anderen Staaten, die in Europa sind, noch aufzunehmen, auch wenn wir das alles
sehr kritisch machen müssen und wir uns immer dessen bewusst sein müssen, wie
weit heute der Rahmen für morgen gesteckt werden kann.
Wir wissen alle, dass die letzte Erweiterungsrunde,
ich würde sagen, eine etwas gewagte Erweiterungsrunde war, eine
Erweiterungsrunde, wo wir nicht genau wussten, wo der Weg hinführt, ob die
Reformen in diesen Ländern überall eingehalten werden und ob der Acquis
communautaire dort auch wirklich die Zielrichtung haben wird. So versteht es
sich heute eigentlich ganz von selbst, dass der EU-Justizkommissar Frattini
Bulgarien und Rumänien, ich würde sagen, zur Ordnung ruft im Hinblick auf die
Reformen, die sie im vergangenen Jahr noch nicht durchgeführt haben. Es ist
auch ein Teil von Europa, aber es soll uns nicht davon abhalten, dass wir davor
zurückschrecken und sagen, wir wollen nicht mehr zusammenarbeiten.
Den Weg in die andere Richtung, der hier vielleicht
auch von einzelnen Rednern aufgezeigt worden ist, dass man den Menschen glauben
machen möchte, dass es sinnvoller sein kann, in seinem eigenen Schrebergarten
zu bleiben und nicht über den Zaun hinauszuschauen, müssen wir, glaube ich,
zurückweisen. Es ist wichtig, dass wir das gemeinsame Ganze sehen. Es ist
wichtig, dass wir unser Haus gemeinsam regeln, dass wir es schützen und darüber
hinausblicken. So versteht es sich von selbst, dass sich Österreich vorgenommen
hat, im Zuge der Schengen-Erweiterung einen doppelten Sicherheitsgürtel um
Österreich zu legen, einen Sicherheitsgürtel, der auf der einen Linie heißt,
wir haben entsprechende Kooperationen mit unseren Nachbarstaaten, aber auf der
anderen Seite hat sich auch Österreich dazu festgeschrieben zu sagen, wir reden
mit den Ländern, die außerhalb der Europäischen Union liegen und versuchen, mit
diesen Ländern eine entsprechende Kooperation zu führen.
So ist es ganz selbstverständlich, dass wir mit der Ukraine
in einen verstärkten Dialog gehen. Es ist auch ganz selbstverständlich, dass
wir in einen verstärkten Dialog mit den Schwarzmeerländern gehen. Es wird
danach, und da bin ich auch dem Landeshauptmann sehr dankbar, dass er den
Westbalkan hier besonders erwähnt hat, notwendig werden, dass wir nach dem
Schritt der Erweiterung am Balkan auch darüber reden und diskutieren müssen,
wie es nun mit den afrikanischen Ländern ausschaut, die an das Mittelmeer
angrenzen. Denn es gilt hier sicherlich auch, einen Raum der gemeinsamen
Sicherheit über den gesamten Mittelmeerraum zu schaffen.
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