Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 74
dann deswegen von der Polizei festgenommen wird und
so weiter und so fort, auf jeden Fall am Schluss in einem Konzentrationslager
umgebracht wird.
Und ich möchte nicht, dass
die FPÖ auch nur in die Nähe kommt – aber die Gefahr haben wir nicht auf Grund
der Wahlergebnisse – ihre krausen sicherheitspolitischen Ideen umzusetzen. Ich
würde mir auch wünschen, dass die Volkspartei nicht nur heute dem Antrag der
FPÖ nicht zustimmt, sondern auch bundesweit versucht, auf die ÖVP einzuwirken,
dort, wo genau diese Anträge nämlich schon mitgetragen werden, etwa in Graz und
in ein paar anderen mittelgroßen Städten in der Steiermark, in größeren
Dörfern, in kleineren Städten in Österreich. In Wien hat die ÖVP offensichtlich
noch im letzten Moment die Reißleine gezogen. In allen anderen Bundesländern
oder in den meisten anderen Bundesländern ist das nicht der Fall.
Was ich mir wünschen würde, ist in dem Fall eine einheitliche
Linie der Volkspartei und dass man nicht die FPÖ bei diesen Angriffen auf die
soziale Sicherheit in der Stadt oder im Staat unterstützt. – Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Zu Wort gemeldet ist Herr Abg Dr Aigner. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Wolfgang Aigner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident!
Meine Damen und Herren!
Nachdem unser Sicherheitssprecher Wolfgang Ulm heute
krankheitshalber nicht da sein kann, liegt es an mir, nicht nur, weil wir den
gleichen Vornamen tragen, das schon zurückzuweisen. Der Wolfgang Ulm gehört
genau in die Mitte der ÖVP, und er formuliert seit vielen Jahren erfolgreich
die Sicherheitspolitik der Wiener ÖVP mit. Ich darf die GRÜNEN schon daran
erinnern, der einzige Fraktionswechsel, der stattgefunden hat hier in diesem
Haus, ist von Ihrer Seite in unsere Richtung gegangen. Also bevor Sie den Ulm
woanders hingeben, seien Sie noch einmal daran erinnert. (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Ich glaube, es ist wichtig,
dass wir als Kommunalpolitiker uns der tatsächlichen Probleme annehmen, die die
Menschen bewegen, und dass wir uns nicht auf ein Potest stellen und den Leuten
erklären, dass die Welt ganz anders ist, nämlich so, wie man sie sich gerne
ausdenken würde, aber nicht so, wie sie die Menschen tagtäglich erleben.
Ein bisschen kommt mir das schon so vor: Es kann
nicht sein, dass es hier organisierte Betteleikriminalität gibt, man macht aus
allem ein soziales Problem. Das mag schon eine soziale Wurzel haben, aber die
Menschen empfinden es als problematisch, und ich glaube, deswegen sind wir
aufgerufen, uns diesem Problem zu stellen.
Wir befinden uns ja in guter Gesellschaft. Ich finde
es sehr gut von Seiten der Wiener Linien, dass durch Durchsagen kundgetan wird,
dass diese organisierte Form der Bettelei nicht erwünscht ist, dass man den
Armen, die es natürlich gibt, auch überhaupt nicht hilft, wenn man ihnen etwas
gibt, sondern man finanziert nur die Bosse im Hintergrund. Ich glaube, das kann
ja nicht unser aller Anliegen sein. (Beifall bei der ÖVP.)
Zum anderen gilt es schon festzuhalten, dass wir auch
nicht sämtliche sozialen Probleme unserer Nachbarländer lösen können. Europa
wird eine Sozialunion werden, aber die Absicherung gegen soziale Not und soziales
Elend ist die Ausübung einer ordentlichen Arbeit, und gerade das Wachstum in
den neuen EU-Staaten stimmt ja hoffnungsfroh, dass auch diese neuen Staaten
aufholen werden und ihren eigenen Menschen Arbeitsplätze bieten. Wenn man hört,
dass der Facharbeitermangel europaweit ein großes Problem ist und dass auch aus
den neuen EU-Staaten gar nicht mehr so viele Facharbeiter zu uns kommen können,
weil es dort selbst einen Mangel gibt, dann müsste man eigentlich dort
ansetzen. Ich glaube, es gibt sehr viele gute Versuche, hier auch vor Ort zu
helfen, vor allem den ausgenützten, den ausgebeuteten Kindern zu helfen, aber
gleichzeitig müssen wir es den im Hintergrund stehenden Strukturen schon so
ungemütlich wie möglich machen. Denn dort, wo diese Szene sich in Ruhe
ausbreiten kann, dort kommt sie hin. Und wir müssen klipp und klar zum Ausdruck
bringen: Wir wollen diese Art von Bettelei nicht. Wir wollen sie nicht, wir
sehen darin eine kriminelle Machenschaft, und wir sind in der Lage und wir sind
auch bereit dazu, unsere eigenen Bestimmungen durchzusetzen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Es ist
hier schon gesagt worden, dass die Österreicher sich in punkto
Hilfsbereitschaft wirklich keinen schlechten Spiegel vors Auge halten müssen.
Wir sind zu Recht Spendenweltmeister. Jeder Österreicher spendet einen Betrag
von weit über 100 Euro nicht nur für die Not in der Ferne, sondern auch
für die Not im eigenen Land. Nachbar in Not und viele andere
Hilfsorganisationen zeigen, dass der Österreicher und der Wiener im Besonderen
ein sehr sozial denkendes Lebewesen ist, dass wir nicht die Augen verschließen,
und es geht auch – und ich glaube, da muss man schon auch der Caritas etwas
entgegenhalten – nicht darum, die Armen zu bekämpfen. Uns geht es vor allem um
die versteckte Armut, um die Menschen, die trotz Arbeit nicht genug verdienen.
Denen muss man helfen, die sich zu schade sind, sich irgendwo hinzustellen und
ihre Armut oder ihre vorgeschützte Armut nach außen zu stellen und damit auf
eine eher aufdringliche Weise aufmerksam zu machen. Ich glaube, diesen Menschen
in unserem Land gilt in erster Linie unser Mitgefühl, und auf der anderen Seite
müssen wir dieses schamlose Ausnützen durch große Organisationen entsprechend
bekämpfen.
Was ist notwendig dazu? Es ist nicht nur eine Sicherheitsfrage,
aber genau da liegt auch ein Ansatzpunkt, wie wir unseren öffentlichen Raum vor
diesen unerwünschten Auswüchsen freibekommen. Ich glaube, da ist die Polizei
einfach überfordert, und hier müssen wir als Großstadt auch unsere
Verantwortung entsprechend wahrnehmen.
Wir argumentieren ganz zu Recht,
eine Großstadt hat Infrastrukturaufgaben, die weit über den eigenen Bereich
hinausgehen. Das ist auch der Grund, warum wir alle
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