Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 74
der Folge die erforderlichen
Unterstützungsmaßnahmen nach dem Wiener Jugendwohlfahrtsgesetz 1990
eingeleitet.
Dabei handelt es sich zum
Beispiel um Vereinbarungen mit der betreffenden Familie über einen Besuch des
Kindes in einem Kindertagesheim oder um die Vermittlung einer Familienhelferin
der Caritas, also um situationsangepasste Maßnahmen.
Bei Wohnsitz im Ausland
tritt die MA 11 an die jeweilige Botschaft des Herkunftslandes mit dem
Ersuchen um Verständigung der zuständigen Sozialbehörde im jeweiligen
Heimatland des Kindes heran.
Bei Gefahr im Verzug werden
bettelnde Kinder ohne festen Wiener Wohnsitz, wenn sie ohne Begleitung von
Erwachsenen angetroffen werden, in der Drehscheibe, einer Kriseneinrichtung für
unbegleitende Minderjährige der MA 11, mit dem Ziel der Rückführung
aufgenommen. Auch hier wird Kontakt über die jeweilige Botschaft hergestellt
und die Rückführung der Kinder veranlasst. Die Zusammenarbeit der Stadt Wien
mit den jeweiligen Botschaften funktioniert sehr gut und wird laufend
verbessert, wobei speziell mit den Ländern Bulgarien und Rumänien hervorragende
Kontakte gepflegt werden.
Die MA 11 war
maßgeblich an der Schulung der MitarbeiterInnen der rumänischen
Kriseneinrichtungen vor Ort beteiligt, und es werden diese Schulungen auch
heuer weitergeführt. Ebenso wird das nächste Projekt, die Schulung des
Personals von bulgarischen Kinderschutzeinrichtungen, erfolgen. Die MA 11
will mit diesem Engagement diese Länder beim Aufbau der Jugendschutz- und
Jugendwohlfahrtsarbeit unterstützen, da eine gut funktionierende
Jugendwohlfahrt in den jeweiligen Herkunftsländern die Grundlage für eine
erfolgreiche Bekämpfung des Missbrauchs von Kindern zu organisierter Bettelei
ist.
An dieser Stelle möchte ich
beispielhaft auch die Maßnahmen aufzählen, die die Stadt Wien setzt, zum
Beispiel für Roma und Sinti, und zwar sowohl im Inland als auch im Ausland. In
Wien machen wird Folgendes: Die Stadt Wien nimmt die Bedürfnisse und Probleme
der in Wien lebenden Romas sehr ernst. Das zeigt sich auch darin, dass wir mit
der MA 17 und mit unseren eigenen MitarbeiterInnen genau für diesen Bereich
gut zusammenarbeiten. Es gibt regelmäßig Kontakte der Fachabteilungen zu der
Volksgruppe. Es gibt gemeinsame sehr konkrete Aktivitäten gerade im Bereich der
Bildung von Jugendlichen. Da haben wir auch gestern im Gemeinderat eine
Vielzahl von Lernprojekten mit der MA 17 beschlossen, und ich glaube, das
ist einmal im Inland der richtige Weg.
Darüber hinaus haben wir
auch mit unseren Projekten im Ausland viel fördern können, viel unterstützen
können. Wir haben in Serbien Wohneinheiten für Romaflüchtlinge aus
Bosnien-Herzegowina gefördert, wir haben in der Ukraine Kurse zur
Geburtenkontrolle gemacht, Mutterberatungsstellen gefördert, wir haben in
Bulgarien Wohneinheiten geschaffen, in zwei Wohnblocks mit zehn Wohneinheiten,
jetzt erst wieder zehn Wohneinheiten im Stadtteil Istock, wir haben in Rumänien
und in Siebenbürgen für Kinder Mittagsmahlzeiten in Kinderhorten organisiert. (Abg
Godwin Schuster: Teilweise sogar mit Unterstützung der FPÖ!) Und das
bedeutet aus meiner Sicht, das Problem an den Wurzeln anzugreifen, und das ist
unser Weg in der Stadt Wien. (Beifall bei der SPÖ.)
Zu den Fragen 7 und 8, mehr Polizeidienststellen
beziehungsweise angebliches Wahlversprechen 1 500 zusätzliche
Dienstposten bei der Polizei: Zu diesen beiden Fragen möchte ich ausführen,
dass Sie von unrichtigen Voraussetzungen ausgehen. Es geht nicht primär um mehr
Dienststellen, also Polizeiinspektionen, sondern um mehr Polizistinnen und
Polizisten auf der Straße. Der Forderungen nach mehr Polizistinnen und mehr
Polizisten auf der Straße schließe ich mich selbstverständlich an. Ich stelle
aber klar, dass es nicht, wie es in Ihrer Frage ausgeführt wird, ein
Wahlversprechen von uns für mehr PolizistInnen gab, sondern dass das eine
diesbezügliche Forderung von uns an das Innenministerium war. Diese Forderung
an den zuständigen Innenminister nach mehr PolizistInnen in Wien bleibt
selbstverständlich aufrecht. (Beifall bei
der SPÖ. – Abg DDr Eduard Schock: Das war ein Wahlversprechen! Aber das war
halt vor der Wahl! Wahlversprechen hören Sie nicht gerne! Bei Wahlversprechen
werden Sie nervös, das weiß ich eh!)
Natürlich
sollten PolizistInnen oder PolizeischülerInnen auch nicht, wie das im Dezember
zum Beispiel passiert ist und unter anderem auch von den Personalvertretern
massiv kritisiert wurde, für den Pistendienst eingesetzt werden, wenn wir sie
zum Beispiel hier in Wien brauchen. Ich finde auch, dass Versetzungen nicht
stattfinden sollten, wenn sie nicht unbedingt erforderlich sind. Ich trete auch
dafür ein, dass wir kontinuierlich PolizistInnen mit Migrationshintergrund in
der Wiener Polizei aufnehmen. Darüber hinaus würde ich es auch für sehr, sehr
hilfreich halten, wenn wir einen entsprechend hohen Anteil – durch die
Verlegung der Schengengrenze gibt es ja da Personalpotenzial – für die Wiener
Polizei gewinnen könnten.
Aber ich möchte Ihnen zum
Abschluss noch einmal sagen: Es geht hier um einen wesentlichen, um einen
sozialen Aspekt. Die Stadt Wien setzt auf ein sehr breites Angebot auf dem Sektor
Soziales und Jugend, und da unterstützen wir sowohl mit materiellen Leistungen
und Maßnahmen als auch mit der persönlichen Beratung. Und glauben Sie mir:
Weder die Polizei noch Verbote werden letztendlich Armut verhindern. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Ich danke für die
Beantwortung und eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der
Diskussion maximal 180 Minuten beträgt.
Zur Debatte über die
Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Frau Abg Matiasek zu Wort gemeldet.
Ich erteile es ihr, wobei ich bemerke, dass die Redezeit für sie und alle
nachfolgenden Debattenredner jeweils 20 Minuten beträgt. – Bitte sehr,
Frau Abgeordnete.
Abg
Veronika Matiasek (Klub der
Wiener
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