Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 74
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte vielleicht
gleich dort beginnen, wo die Frau Stadträtin geendet hat, nämlich mit dem
sozialen Aspekt. Natürlich ist Betteln in seiner ursprünglichen Form von einem
sozialen Aspekt begleitet, das ist ja keine Frage, nur wir haben es hier und
heute in Wien in ganz überwiegender Mehrheit mit einer Bettelei zu tun, die
keinen sozialen Hintergrund hat. Das Geld, sehr geehrte Damen und Herren, das
gutherzige Wienerinnen und Wiener spenden – und ich behaupte nun einmal, und
das sieht man ja an vielen Spendenaktionen, die Österreicher und auch die
Wiener sind grundsätzlich ein spendenfreudiges Volk, sind ein gutherziges Volk
und schauen nicht gerne zu, wenn ein anderer leidet; das sieht man ja immer
wieder auch, wenn groß angelegte Spendenaktionen sind, wenn man nur an die
letzte wirklich große Katastrophe jetzt in Asien mit dem Tsunami denkt –, geht
nicht an sozial Bedürftige, meine sehr geehrten Damen und Herren, der soziale
Aspekt ist es ja in dem Fall nicht. Die Gewinner sind ja nicht die, die auf der
Straße sitzen. Es wird ja nicht die Armut derer bekämpft, die auf der Straße
sitzen. Diese Bettelei, diese organisierte Bettelei, die sich in Wien jetzt
breit gemacht hat, dient ja einzig einer ganz kleinen Gruppe, einer ganz
kleinen kriminellen Gruppe, das sind Bandenbosse, die sich einen Lebensstil
leisten, indem sie Leute auf die Straße schicken, einen Lebensstil, den wir –
mit „wir" meine ich das jetzt auf die Wiener bezogen – doch wirklich nicht möglich machen sollten.
Ich glaube, solange unsere
Stadt attraktiv für diese Bandenbosse ist, um hier gewerbsmäßig – kann man
sagen – ihr Unwesen zu treiben, solange wird sich auch nichts ändern. Es ist
schön und gut, wenn wir eine Reihe von Maßnahmen machen, die alle jetzt
angeführt wurden, aber ohne ein Verbot, damit diese Bettelei in unseren
Geschäftsstraßen, auf unseren Plätzen nicht mehr stattfinden kann, wird sich
sicher nichts ändern.
Kommen wir etwa zu dem
Aspekt der Zonen. Ja, man muss schon eines sagen: Hier wird es nicht nach dem
Florianiprinzip gehen, sondern die Überlegung ist so schlecht nicht, denn wo
findet denn die Bettelei statt? Ja doch nur dort, wo sich möglichst viele
Menschen aufhalten, die dann auch potenzielle Opfer sind. Ich kann das jetzt so
sagen, denn die, die diesen organisierten Banden gegenüber ihre Brieftaschen
weit machen, sind ja in Wirklichkeit Opfer, weil ihre Gutgläubigkeit ausgenützt
wird, und zwar in schäbigster Weise ausgenützt wird. Sie gehen also nur
dorthin, wo potenzielle Opfer sind. Das heißt, man kann sich sehr wohl
überlegen, ob man in besonders betroffenen Gebieten etwas macht, denn dort, wo
es besonders viele Geschäfte gibt, dort, wo ein starker Fußgängerstrom ist, wo
ein großer Passantenstrom unterwegs ist oder etwa an Verkehrsknotenpunkten,
dort werden sicher auch Bettler vorzugsweise ihr Geschäft betreiben.
Selbstverständlich muss man sich da auch überlegen, dass man diese
Zonenbettelei unterbindet, wenn wir eben nicht überhaupt – und das wäre ja
unser Vorschlag, und ich meine, ein guter Vorschlag – ein generelles
Bettelverbot für unsere ganze Bundeshauptstadt, so wie es auch in anderen
Städten bereits möglich geworden ist, hier einrichten
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Es geht ja nicht nur um die Straßenbettelei allein, und jeder, der
sich ein bisschen damit beschäftigt – und ich gehe davon aus, dass Sie das tun
und dass Sie das auch wissen –, weiß ja, dass auch die Begleitkriminalität eine
nicht zu geringe ist. Was passiert denn wirklich, wenn die gutherzige Wienerin
ihr Börsel öffnet, um da jetzt 50 Cent oder 1 EUR oder vielleicht
auch 2 – und so wenig Geld ist ja das nicht – in das hingehaltene Becherl zu
werfen? Da steht ja hinterm nächsten Hauseck bereits einer, der genau
beobachtet, wie der Vorgang ist, der genau beobachtet, wo diese Dame dann ihr
Geldbörsel einsteckt und hupp, wupp, hinter der nächsten Ecke hat sie ihre
Brieftasche nicht mehr. So schaut ja die Realität aus.
Diese Bettelei zieht ja
auch eine Reihe von Begleitkriminalität nach sich; Begleitkriminalität in Form
von Taschendiebstahl, Begleitkriminalität in Form von Einbruchsdiebstahl. Ja, glauben
Sie, in den Bussen, die da tagtäglich in Wien ankommen, sitzen nur diese
Bettler drinnen, die dann auf der Straße zu finden sind? So ist es nicht. In
Wirklichkeit fahren da natürlich auch die mit, die dann auf Einbruchstour gehen
oder die sich etwa in betrügerischer Absicht den Wienern, aber auch den
Touristen nähern.
Ich darf in diesem
Zusammenhang nur daran erinnern – wir leben ja auch sehr stark vom Tourismus,
und das ist hier auch schon angesprochen worden –, auch die Touristen werden
Opfer einerseits der Bettelei und auf der anderen Seite etwa einer Kriminalität
im Bereich Betrug, etwa durch falsche Polizisten, wo es für Touristen eben
nicht so auffällig ist, dass die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, wo
es für Touristen nicht zu erkennen ist, dass die von ihrer Ausstattung her ja
gar keine Polizeibeamten sein können. Und diese Leute haben sich dann eben von
Touristen Geld erschlichen.
Das gehört ja alles zu
diesem Umfeld. Das hängt ja alles zusammen. Ein Zweig ist die Bettelei, ein Zweig
ist der Taschendiebstahl. Das ist untrennbar verbunden. Das hat man ja auch bei
den Kindern gemerkt. Die, die nicht gebettelt haben, sind auf Diebstour
unterwegs. Das müssen wir ja immer wieder feststellen. Natürlich
gezwungenermaßen, aber es ist alles in allem eine Organisation, die ein weites
Feld an Kriminalität über unsere Stadt ausgeschüttet hat.
Ich glaube, wir müssen uns
dagegen verwehren und wir dürfen es einfach nicht möglich machen, dass
organisierte Kriminelle in dieser Stadt ein so leichtes Spiel haben. Und wenn
wir den sozialen Aspekt immer wieder ansprechen, so müssen wir da einfach
dagegen sagen, in dem Fall dient die Bereicherung einzig und allein einer
Gruppe, die ohnehin schon genug hat, die noch dazu kriminell ist und von der
wir wirklich nicht wollen, dass sie sich noch weiter bereichert, und zwar eben
auf dem Rücken anderer Menschen.
Ich
habe jetzt nicht ein Mal gehört, dass Wiener Sozialpolitiker gesagt haben: Wenn
in Wien jemandem Hilfe
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