«  1  »

 

Landtag, 9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 74

 

Mainstream gehören und die Teil der Lebenswelt und des Ausdrucks der Jugendlichen sind. Da reicht es nicht, wenn man bedauert, dass Jugendliche sich heute für die klassischen Instrumente nicht mehr interessieren. Diesbezüglich müssen auch in den Musikschulen entsprechende Angebote geschaffen werden, und klar ist, wie gesagt, auch, dass es im Hinblick auf die Qualität hier viel zu wenig Angebote gibt und dass es also nicht nur um die Anzahl der Plätze geht, sondern auch um die Qualität und die Breite des Angebots.

 

Lassen Sie mich jetzt aber doch wieder zum eigentlichen Tagesordnungspunkt zurückkehren, nämlich zum Bericht des Kuratoriums der Museen der Stadt Wien. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich und recht herzlich beim Kuratorium bedanken! Dieses Kuratorium zeigt als eines der Kuratorien eines ausgegliederten Betriebes der Stadt Wien auf sehr vorbildliche Weise, wie Berichte an den Gemeinderat gehalten werden können, nämlich fair und ausgewogen, ohne aber kritische Punkte zu unterschlagen. Und ich glaube, dass auch die öffentliche Debatte, die wir hier führen, zeigt, dass das überhaupt nicht zum Schaden der Museen ist, sondern dass das – ganz im Gegenteil – eine sehr offene Auseinandersetzung über die Museen und deren Entwicklung ermöglicht, wie sie in vielen anderen ausgegliederten Einheiten dieser Stadt nicht mehr möglich ist, was deutlich zeigt, wie das Demokratieverständnis der SPÖ hier ist. Jedenfalls zeigt aber das Kuratorium der Museen der Stadt Wien, dass es auch anders geht.

 

Natürlich schließen wir uns auch gerne dem Antrag der ÖVP an, dass dieser Bericht genauere Zahlenmaterialien enthalten sollte. Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, und ich glaube auch, dass das notwendig wäre. Dann würde man sich nämlich nicht in Andeutungen ergehen müssen, und vielleicht könnte das eine oder andere auch für uns verständlicher dargestellt werden.

 

Kurz zur Entwicklung der Museen der Stadt Wien: Wir glauben – und freuen uns sehr darüber –, dass die Museen in den letzten Jahren aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht sind und dass der nunmehr nicht mehr ganz so neue Direktor Wolfgang Kos gezeigt hat, was hier möglich ist. Wir glauben, dass es hier durchaus noch eine ganze Reihe von Potenzialen gibt, die weiter ausgeschöpft werden sollen. Unserer Meinung nach sollten Museen noch stärker als bisher auch als Ort der durchaus kontroversiellen Diskussion rund um unsere eigenen Geschichtsbilder genutzt und ausgebaut werden. Es sollte also auch Mut zu unterschiedlichen Meinungen geben, die ganze Bandbreite der Geschichte der Stadt sollte gezeigt werden, und auf mutige Weise sollten auch Themen aufgegriffen werden, wie das zum Beispiel im Fall der Ausstellung „Gastarbajteri“ geschehen ist, die vielleicht innerhalb der Gesellschaft auch zu Diskussionen führen. Ich möchte die Führung des Museums gerne dazu ermutigen, diesbezüglich auch weiterhin Mut zu zeigen und sich solchen Auseinandersetzungen und Diskussionen weiterhin zu stellen!

 

Leider – und das spricht das Kuratorium auch sehr klar an – liegt der Schwerpunkt der Museen derzeit bei den Sonderausstellungen und ganz und gar nicht bei der bestehenden Dauerausstellung. Alle, die die Dauerausstellung in den letzten Jahren besucht haben, werden wissen, dass diese in einem bedauerlichen Zustand ist und ein Bild von Wien vermittelt wird, das der Stadt nicht würdig ist. Vor allem – und das halten wir für besonders problematisch – werden auch viele Bereiche völlig ausklammert, etwa die nationalsozialistische Geschichte der Stadt. Das ist für uns nicht nachvollziehbar, und wir glauben, dass da ganz dringend etwas geschehen muss!

 

Es hat unter der neuen Leitung die sehr gute und auch durchaus lustige und spannende Reihe von Interventionen in der Dauerausstellung gegeben. Das ist sicherlich ein sehr kreatives Unterfangen und ein Versuch, diese Defizite auszugleichen, aber diese Interventionen können grobe Lücken auch nicht völlig ausgleichen. Daher richte ich einen Appell auch an den Herrn Stadtrat, dringend die notwendigen Geldmittel zusammenzusammeln! Ich weiß, es ist kein ganz leichtes Unterfangen, diese Dauerausstellung endlich in einen Zustand zu bringen, für den man sich nicht genieren muss, wenn man etwa ausländischen Gästen erzählen muss, wieso die Stadt Wien im Historischen Museum der Stadt Wien in den Jahren 1938 bis 1945 keine Geschichte hat.

 

Ich glaube, dieser Umstand ist ernst zu nehmen und sollte dringend angegangen werden. Noch dazu gibt es in der Stadt kein anderes Museum, das die Aufgabe übernehmen könnte, BesucherInnen der Stadt, aber natürlich auch Schülerinnen und Schülern und uns allen ein Bild davon zu vermitteln, was eigentlich in der Tradition dieser Stadt liegt. Wie wir wissen, ist Geschichte immer sehr vielschichtig und auch von Brüchen geprägt, und auch diese sollten in der Dauerausstellung viel deutlicher zur Sprache kommen, als es derzeit der Fall ist.

 

Das Kuratorium spricht auch die problematische Situation des Depots an. Auch diesbezüglich besteht sicherlich Handlungsbedarf. Auch das muss angegangen werden, wenn ich auch ehrlich zugebe, dass gerade der Aspekt der Dauerausstellung Priorität genießen sollte.

 

Ich möchte schließen mit einem Appell an Sie alle, das Historische Museum zu besuchen, sich Ihr eigenes Bild zu machen, aber auch mit uns diese Diskussionen und Kontroversen, die es, wie ich hoffe, im Museum auch in den nächsten Jahren geben wird, zu führen und zu unterstützen. Ich hoffe sehr, dass der eingeschlagene Weg, das Museum zu einem Diskussionsort werden zu lassen, weiter fortgeführt wird, und ich möchte mich auch in dieser Form für die Arbeit bedanken!

 

Nicht verschweigen möchte ich Ihnen aber auch, dass es bei aller positiven Anerkennung für die Arbeit durchaus auch den einen oder anderen Kritikpunkt von unserer Seite zum Historischen Museum gibt. Wir haben vor einigen Monaten einen Antrag an das Kontrollamt eingebracht, in dem wir das Kontrollamt darum gebeten haben, sich die nicht unproblematische Situation der MitarbeiterInnen im Museum anzusehen. Es gibt hier eine Reihe von prekären Beschäftigungsverhältnissen, von denen wir glauben, dass sie eines Unternehmens der Stadt Wien – und schlussendlich ist das Museum ein

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular