Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 74
Also so ist es nicht, dass Sie das einfach beiseite
schieben und uns sagen können, dass das nicht wahr wäre. Der Leiter der
Streicherabteilung der Musik-Uni beispielsweise hat das sehr wohl auch konkret
moniert, dass hier offensichtlich ein Unterangebot besteht, eine zu mangelhafte
Förderung stattfindet und daher der Nachwuchs zu gering ist. Es gibt jedenfalls
von dieser Seite massive Kritik. Das muss man zur Kenntnis nehmen, und dem
sollte man sich auch stellen und nicht sagen: Es ist eh alles bestens, wir
müssen nichts verbessern. Das ist ja immer die schlechteste Einstellung zu
einem Problem.
Wir haben daher als
Freiheitliche ein Musikschulnotfallpaket geschnürt. Dazu gehört in erster Linie
einmal, dass es ein Musikschulgesetz gibt in Wien, das all diese Punkte, die in
diesem Zusammenhang zu regeln sind, in einem Gesetz regelt. Es sind dies:
Sicherstellung der Grundversorgung in allen Bezirken
– an sich eine Selbstverständlichkeit;
ein Musikschulplatz für jedes Kind, zumindest für
jedes, das die Aufnahmeprüfung schafft – an sich auch eine
Selbstverständlichkeit;
eine gezielte Talentförderung, also auch in der Form,
dass es auch weiterhin Einzelunterricht geben soll und dieser nicht, wie man
gehört hat, eingeschränkt oder abgeschafft werden soll, weil nur noch in
Gruppen musiziert werden können soll. Also auch das wäre ganz wichtig, dass es
aufrechterhalten bleibt, denn es soll ja sehr wohl gezielte Talentförderung
geben. (Abg Rosemarie Polkorab: Das
geschieht ja!)
Bereitstellung von Musikinstrumenten für sozial
schwache Schüler;
Aufstockung der Mittel auf
55 Millionen EUR, also auf das Niveau von Oberösterreich, und 15 000
neue Musikschulplätze in den nächsten fünf Jahren.
Das sind unsere Forderungen, die wir ganz konkret
haben und die umzusetzen eine Notwendigkeit wäre, um den Musikstandort Wien
auch tatsächlich zu erhalten und tatsächlich einen eigenen Nachwuchs zu
schaffen, der die Musik dann auch wieder spielen kann.
Wir bringen daher einen Beschlussantrag ein, ein
Musikschulgesetz für Wien zu erlassen. Dieses Landesmusikschulgesetz soll
folgende Ziele und Aufgaben verfolgen:
Die Förderung aktiver musischer Betätigung breiter
Bevölkerungskreise, wobei die Musikschulen als pädagogisch hochwertige
Bildungseinrichtungen und Zentren für eine sinnerfüllte, kreative und
gemeinschaftliche Lebensgestaltung allen Altersstufen offen stehen,
eine künstlerische Basisausbildung, aber auch eine
Förderung und gezielte Vorbereitung besonders begabter Schüler;
Weiterentwickeln der Musikschulen zu einem
vielfältigen kulturellen Zentrum.
Um eine gleichmäßige Versorgung für alle, die in eine
Musikschule gehen wollen, zu erreichen, hat das Land Wien eine bedarfsgerechte,
möglichst ausgewogene und sinnvoll aufeinander abgestimmte regionale Verteilung
der unterschiedlichen Größe und Ausbildungsangebote der Musikschulen
anzustreben.
Ein Raumordnungsprogramm sollte erarbeitet werden.
Aufstockung der Mittel auf
55 Millionen EUR,
Schaffung von 15 000 Musikschulplätzen in den
nächsten fünf Jahren.
Das ist unsere Forderung. Das ist das, wo wir Sie von
der Mehrheitsfraktion ersuchen, da mitzugehen, das mitzutragen, das wirklich
einmal in die Hand zu nehmen und nicht vor sich herzuschieben oder
wegzuschieben nach dem Motto: Das Problem besteht nicht oder wir sind dafür
nicht zuständig.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses
Antrages an die amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend,
Soziales, Information und Sport und an den amtsführenden Stadtrat für Kultur
und Wissenschaft beantragt. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Weiters zu Wort gemeldet ist Frau Abg Ringler. – Ich erteile es ihr.
Abg Mag Marie Ringler (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Lassen Sie mich kurz an meinen Vorredner zum Thema
Musikschulen anschließen. Wir können uns in diesen Forderungen inhaltlich
durchaus wieder finden. Wir haben selbst in den letzten Jahren auch immer
wieder darauf gedrängt, dass das Musikschulwesen in Wien ausgebaut werden muss.
Mein Vorredner hat in sehr plastischen Worten beschrieben, wie schwierig es
ist, in Wien einen Platz zu bekommen. Da helfen auch die Beteuerungen der SPÖ,
dass es auch private Möglichkeiten zur Musikausübung gibt, gar nichts! Die
Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, was die Versorgung auch im Vergleich zu
anderen Bundesländern in Österreich betrifft.
Außerdem geht es nicht nur um die Versorgung, sondern
natürlich auch immer um die Frage der Qualität. In diesem Punkt unterscheiden
wir GRÜNEN uns ein bisschen von meinen Vorrednern und auch von der ÖVP, dass
wir nämlich nicht der Meinung sind, dass nur der Einzelunterricht allein das
richtige Mittel der Ausbildung im musikalischen Bereich ist. Wir halten den
Weg, der jetzt eingeschlagen wurde, auch in Gruppen zu unterrichten, nicht
grundsätzlich für schlecht. Wir unterscheiden uns vermutlich aber insofern
deutlich von der SPÖ, als wir glauben, dass es auch eine Erweiterung der
musikalischen Formen geben muss, die in diesen Musikschulen vermittelt werden.
Wir alle wissen, dass Gitarre, Klavier und Geige sozusagen nicht die einzig
richtigen Instrumente sind, die ausschließlich gelehrt werden sollten. Vielmehr
glauben wir, dass auch ein Schwerpunkt auf Musikinstrumente ethnischer Gruppen
in Wien gesetzt werden sollte: Warum nicht auch einmal die Tamburizza oder auch
andere Instrumente?
Nicht zuletzt geht es aber
natürlich auch darum, musikalische Formen zu finden, die gerade für junge
Menschen attraktiv sind, und es ist klar, dass es sich da auch um Populärkultur
handeln muss. Da muss es sich um Pop, aber auch um elektronische Musik handeln,
also um jene musikalischen Formen, die heute zum
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