Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 74
Wiese
irgendwo ein Einkaufszentrum habe, wo ich für den Parkplatz gar nichts zahle.
Das heißt,
eines steht fest: Die Gemeinde Wien ist gefordert, der Landeshauptmann ist
gefordert, einen Plan, ein Konzept zu erstellen, wo wir in Zukunft noch Flächen
brauchen, und nicht aus einem Anlass heraus wo immer ein Einkaufszentrum
hinzubauen. Bleiben wir bei dem Stichwort Rothneusiedl, meine Damen und Herren!
Wir müssen gemeinsam dieses Problem lösen. – Danke
schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Als nächste und letzte Rednerin hat sich Frau Abg Yilmaz zu Wort gemeldet. Ich erteile
es ihr.
Abg Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Gäste auf der Galerie! Ich
möchte alle sehr herzlich begrüßen.
Herr Kollege Aichinger! Falls Wien kein Konzept haben
sollte, was ja nicht stimmt, wären wir bei diesen Rankings, die Kollege Strobl
schon erwähnt hat, nicht führend. Glauben Sie, das passiert nur zufällig,
gottgegeben? Es gibt ein Konzept. (Abg
Dkfm Dr Fritz Aichinger: Das passiert trotzdem!) Na, wissen Sie, was
wirklich gut ist? Dass die Zusammenarbeit der Politik, der Wirtschaft und der
MitarbeiterInnen in Wien hervorragend klappt. Das müssen Sie als ÖVP auch zur
Kenntnis nehmen.
Ich möchte weiters feststellen, dass die Nahversorgung
in dieser Stadt klappt. In Wien gibt es mehr als 20 permanente Märkte, die
den Wienerinnen und Wienern tagtäglich Frischprodukte anbieten, und zwar von
Montag bis Freitag von 6 Uhr bis 19.30 Uhr und am Samstag von
6 Uhr bis 17 Uhr. Diese ausgeweiteten Öffnungszeiten sind ein Teil
der Wiener Marktordnung, die wir vergangenen Sommer beschlossen haben, und laut
der Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, Brigitte Jank, ist diese
Marktordnung eine – ich zitiere – „gute Basis für eine erfolgreiche Zukunft
dieser wichtigen Wiener Institution".
Neben der Ausweitung der Öffnungszeiten gibt es
seither auch mehr wirtschaftliche Gerechtigkeit. Die Marktstandler zahlen
seither weit weniger Gebühren als die Gastrobetriebe in den Märkten.
Handelsbetriebe der wirtschaftlich schwächsten Kategorie C zahlen seit dem
Jahr 1997 dieselbe Gebühr.
Weil auch internationale Vergleiche erwähnt wurden:
Sehr geehrte Damen und Herren, in München, das ja von der Größenordnung her mit
Wien vergleichbar wäre, gibt es zehn Märkte. Einer davon heißt übrigens „Wiener
Markt". Dort steht eine Statue namens „Ludwig, der Löwe vom Wiener
Markt".
Was den Landstraßer Markt betrifft: Erstens gibt es
Gespräche mit den MarktstandlerInnen, zweitens liegen die notwendigen
Sanierungskosten bei 20 Millionen EUR, drittens ist die Erhaltung des
Landstraßer Marktes mit derzeit 1,4 Millionen EUR pro Jahr den
WienerInnen nicht zumutbar, und viertens ist der nächste Markt, der
Rochusmarkt, 400 m entfernt. Und ich frage Sie: Wollen Sie diese Kosten ...
(Abg Dr Matthias Tschirf: Sie sind
völlig ahnungslos!) Was heißt, völlig ahnungslos? (Abg Dr Matthias Tschirf: Das stimmt!) Sie wollen mir doch nicht
sagen, dass der Rochusmarkt 5 km weit entfernt ist? (Abg Dr Matthias Tschirf: Sie kennen den Rochusmarkt nicht! –
Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Na gut. Ich habe schon eine Ahnung. Es
sind 400 m, sollen es 500 sein (Abg
Dr Matthias Tschirf: Das stimmt nicht!), auf jeden Fall zwei
Busstationen. Und ich frage Sie, Herr Dr Tschirf: Wollen Sie diese Kosten
von 1,4 Millionen EUR pro Jahr den Wienerinnen und Wienern aufbürden?
(Abg Heidemarie Cammerlander: Was soll
das heißen?) Wollen Sie, dass jedes Salatblattl, Frau Kollegin
Cammerlander, des Landstraßer Marktes zusätzlich von den SteuerzahlerInnen subventioniert
wird? (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Oder liegt nicht auch Ihnen an einem sorgsamen Umgang mit dem
Geld der SteuerzahlerInnen? Dann sagen Sie ganz offen: Ja, wir wollen
20 Millionen EUR dafür ausgeben (Abg
Heidemarie Cammerlander: Ja!), leider müssen wir aber bei der Wohnbeihilfe
sparen oder bei der Sozialhilfe oder bei Förderung der Privatschulen, denn von
irgendwo muss ja das Geld herkommen. (Anhaltende Zwischenrufe bei den
GRÜNEN.)
Letztes Jahr, sehr geehrte Damen und Herren, hat die
Stadt 195 Klein- und Kleinstbetriebe im Zuge der Nahversorgung mit
1,2 Millionen EUR gefördert. Das klingt angesichts der
20 Millionen für den Landstraßer Markt nicht sehr viel, aber diese
Förderung brauchen die Kleinstbetriebe sehr und sie kommt ihnen zugute.
Darüber hinaus unterstützt die Stadt über den
Wirtschaftsförderungsfonds die Wiener Einkaufsstraßen – ich mache jetzt weiter,
denn der Herr Kollege Aigner hat fast 20 Minuten geredet – jährlich mit
1,7 Millionen EUR. (Abg Dkfm Dr
Fritz Aichinger: Ich heiße Aichinger und nicht Aigner! – Abg Dr Matthias
Tschirf: Aichinger nicht Aigner!) Entschuldigen Sie. (Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger: Bitte sehr!) Aber Sie haben sich
gleich betroffen gefühlt. (Abg Dr
Matthias Tschirf: Das ist so ungenau wie beim Rochusmarkt!)
Sehr geehrte Damen und Herren! Was die ÖVP hier
betreibt, ist eine Verhinderungspolitik gegen die Nahversorgung in Wien (Beifall bei der SPÖ) – mit dem Effekt,
dass genau das passiert, was wir vermeiden wollen: Dass sich Einkaufszentren
nicht in Wien, sondern vor den Toren Wiens ansiedeln. Ihre ÖVP in der
Landstraße möchte zum Beispiel auch ein Einkaufszentrum im ehemaligen
Jugendgefangenenhaus Rüdengasse
verhindern. (Abg Dkfm Dr Fritz
Aichinger: Das stimmt nicht!) Seit wann? Seit heute?
Die
Rüdengasse, sehr geehrte Damen und Herren, ist eigentlich ein sehr dicht
bebautes Gebiet. Dort sind lauter Gemeindebauten mit potenziellen Kundinnen und
Kunden. Ich frage Sie: Wäre das keine Nahversorgung, wenn die Leute vor dem
Haus Geschäfte hätten? Also stellen Sie sich nicht hierher und sagen Sie nicht,
Sie machen sich Sorgen. Machen Sie sich keine Sorgen! Solange die SPÖ die
politische Verantwortung und die
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