Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 74
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster
Redner hat sich Herr Abg Dkfm Dr Aichinger zu Wort gemeldet. Ich
erteile es ihm.
Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Vielleicht ganz kurz eine Replik an den Kollegen
Fritz Strobl. Also, lieber Fritz, erstens einmal ist es wirklich ein starkes
Stück, sich hier herauszustellen und über das Mietrecht zu diskutieren, wenn
wir genau wissen, dass diese Mietrechtsänderung unter einem
sozialdemokratischen Bundeskanzler und Justizminister eingeführt worden ist.
Dann können wir darüber diskutieren, wie die Mietsituation ausschaut. Da,
glaube ich, würde ich einmal als Erstes überlegen, wer das Mietrecht eingeführt
hat. (Abg Christian Oxonitsch: Können wir es jetzt ändern?) Es ist ja eine Koalition, Herr
Kollege Oxonitsch. Wer das Gesetz eingeführt hat, darüber könnten wir
debattieren. (Abg Friedrich Strobl: Na,
können wir es jetzt ändern?) Wir werden darüber reden!
Punkt 2:
zum Beispiel Entgeltfortzahlung. Lieber Fritz, du weißt ganz genau, das gibt es
jetzt von der Allgemeinen Unfallversicherung. Das heißt, das gibt es wieder. (Abg Friedrich Strobl: Das stimmt ja nicht!)
Na, selbstverständlich.
Und
vielleicht als Punkt 3 – auch das sollten wir sehen, und es sind ja schon
einige Tatsachen hier immer wieder genannt worden – zu viele Flächen. Die
Kaufkraft steigt nicht, die Umsätze haben in den letzten fünf Jahren fast
stagniert, aber eines ist auch wieder völlig richtig: Natürlich gibt es einen
extremen Filialisierungsgrad in Österreich, und gerade das haben die
Wirtschaftskammer und ich persönlich immer wieder als eine der Ursachen
herausgestrichen.
Aber wieso
ist es denn so passiert? Weil Mitte der 90er Jahre auf Grund der Misswirtschaft
ein „Konsum“ Pleite gegangen ist und damit auf einmal so viele Standorte frei
waren, die sich dann natürlich die eine oder andere große Kette genommen hat. (Abg Friedrich Strobl: Da musst du aber
selber schmunzeln!) Also der Filialisierungsgrad beginnt ja erst ab Mitte
der 90er Jahre, wo ganz einfach so Große gekommen sind.
Aber wir
sollten ganz einfach doch ein bisschen in die Zukunft schauen, und man sollte
sich das überlegen, weil die Gemeinde Wien kein klares Bekenntnis, meine Damen
und Herren, zur Nahversorgung, zu den Märkten gegeben hat. (Zwischenruf von Abg Nurten Yilmaz!) Warten wir ein bisschen, Frau
Kollegin. Was ist mit der Nußdorfer Halle passiert? Die Nußdorfer Halle wurde
genauso relativ lang überhaupt nicht repariert, saniert, bis man sie dann
saniert hat, und zwar, ich behaupte, zu Tode saniert hat, so teuer, dass man
sie wieder einem großen Konzern verkaufen musste. (Abg Siegi Lindenmayr: Das stimmt ja alles nicht!) Ähnlich passiert
es jetzt anscheinend bei der Landstraßer Markthalle. Und warten wir ab, was am
Brunnenmarkt passiert, meine Damen und Herren, wie sich das ausgeht, wo man
auch relativ lange gewartet hat und wo jetzt sehr, sehr gut und teuer saniert
wird. Man wird sehen, ob sich das dann alle Standler leisten können.
Ich möchte
aber eines noch dazusagen, denn auch das wird immer wieder von uns behauptet:
Wir sind nicht strikte gegen Einkaufszentren, aber wir haben immer eines
gesagt, und da gibt es jetzt Beweise dafür: Einkaufszentren können
Geschäftsstraßen beleben und sollen nicht auf der grünen Wiese gebaut werden.
Da gibt es jetzt relativ genaue Zahlen, dass diese Einkaufszentren, meine Damen
und Herren, auch wesentlich effektiver sind, bessere Zahlen schreiben als die
anderen. Ich darf Ihnen nur zwei, drei Zahlen nennen, wie das so ausschaut bei
Einkaufszentren in der Stadt. Zum Beispiel Galeria auf der Landstraße: Umsatz
pro Quadratmeter 5 000 EUR, Gerngroß: 6 000 EUR,
Donauzentrum: 4 700 EUR, Ringstraßengalerien: 4 500 EUR,
Millennium: 6 000 EUR. Und wenn Sie es am Stadtrand haben, auch dazu
zwei, drei Beispiele: Shopping City Nord: 3 300 EUR, Auhof:
3 000 EUR, vom Gasometer rede ich gar nicht, da sind es
1 900 EUR pro Quadratmeter, Trillerpark: 2 000 EUR.
Immer
wieder beweisen diese Zahlen, meine Damen und Herren, dass da die
Wirtschaftskammer schon sehr recht gehabt hat, dass das in den Einkaufsstraßen
wesentlich besser angesiedelt ist.
Aber,
meine Damen und Herren, Nahversorgung braucht auf der einen Seite Förderungen –
sie bekommt auch Förderungen, das wissen wir, sie sind zwar sehr mickrig mit
2,7 Millionen, und zwar 1,7 Millionen für Geschäftsstraßen,
1 Million für Nahversorgung –, aber viel wesentlicher ist (Abg
Friedrich Strobl: Aber wir reden schon von Euro!) – warte ein bisschen –, wir brauchen bei der Nahversorgung auch
Rahmenbedingungen, und da ist die Gemeinde Wien, da ist der Landeshauptmann
säumig. Der Rechnungshof hat jetzt festgestellt, dass die Landeshauptleute seit
dem Jahr 2000 eine Verordnung herausgeben müssen, womit ein Rahmen festgelegt
werden soll, wo EKZ zu bauen sind.
Jetzt weiß
ich schon um die Besonderheit von Wien, das Land und Gemeinde in einem ist,
aber wenn ich schon keine formale Verordnung herausgebe, dann muss ich endlich
ein Konzept machen, dann muss ich mir endlich einen Plan überlegen, wo denn
noch ein Bedarf an Flächen ist, nach welchen Branchen noch ein Bedarf ist. Es
ist ganz genau festgehalten, wir müssen auch branchenspezifisch feststellen: Wo
gibt es Lücken in der Versorgung, wo ist Nachholbedarf, wo ist das übererfüllt
im Großen und Ganzen? Und das ist das Entscheidende, meine Damen und Herren.
Wie ernst man es – jetzt moralisch
oder innerlich – mit der Nahversorgung meint, zeigt ja jetzt eigentlich zum
Beispiel auch die Parkscheinverteuerung. Das heißt, in den inneren Bezirken
werden jetzt die Parkplätze verteuert, und auf der grünen Wiese sind die
Parkplätze sozusagen gratis. Das heißt, wir treiben auch da die Leute wieder
hinaus zum Einkaufen. (Abg Friedrich
Strobl: Aber geh, das ist doch lächerlich!) Na, selbstverständlich!
Selbstverständlich muss man ganz einfach hinausfahren im Großen und Ganzen,
wenn es in der Stadt herinnen teuer wird, während ich auf der grünen
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