Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 74
27 Prozent.
Ich denke, es ist dringend an der Zeit, Nein zu
unverträglichen Projekten zu sagen. Es hat überhaupt keinen Sinn, hier über die
Nahversorgung zu jammern und sie bricht uns zusammen, sondern wir müssen bei
Einkaufszentren am Stadtrand auch einmal riskieren, Leute sozusagen zu
verschrecken und ihnen zu sagen, wir hätten im Zentrum die und die Fläche, wo
wir uns das in der und der Größe besser vorstellen könnten und sich dann auch
verbindlich daran zu halten.
Was die Markthalle betrifft, nur eine Bemerkung: Ich
kann mich noch erinnern, beim Wettbewerb wurde ausdrücklich formuliert, dass
diese Halle zu integrieren ist. Scheinbar hat sich da die Wiener SPÖ den
Wünschen der WAI gebeugt, weil natürlich Einzelhandelsfläche teurer zu
vermieten sind, als die Marktstandler derzeit bezahlen können.
Also ein ernsthafter Aufruf, auch an die ÖVP, nicht
nur populistisch den Zustand zu beschreiben, sondern wirklich einmal Vorschläge
auf den Tisch zu legen und diese ernsthaft mit uns zu diskutieren, um eine
Lösung zu finden. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster
Redner hat sich Herr Abg Fritz Strobl zum Wort gemeldet. Ich bitte ihn, das
Wort zu ergreifen.
Abg Friedrich Strobl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich gehe gleich zu Beginn auf meine Vorrednerin ein
und indirekt natürlich auch auf den Klubobmann Tschirf, der in seiner
Einleitung gesagt hat, Nahversorgung heißt Lebensqualität. Sie, Kollegin
Gretner, haben darauf hingewiesen, dass es eigentlich eine Einigkeit zwischen
den Oppositionsfraktionen, die Nahversorgung betreffend, gibt und dass es sehr viele
internationale Beispiele, die Nahversorgung und die Lebensqualität betreffend,
gibt.
Lassen Sie mich eingangs feststellen, im
internationalen Wettbewerb liegt die Stadt Wien bei der Lebensqualität vor all
den genannten Städten und Ländern, die Sie genannt haben, im Spitzenfeld. Die
sind bei der Lebensqualität alle hinter uns und Lebensqualität bedeutet
Nahversorgung. Also heißt das, die Nahversorgung in Wien ist immer noch eine
der besten in Europa! (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn der Kollege Tschirf darauf hinweist, dass Märkte
geschlossen wurden und wenn immer wieder der Hinweis kommt, welche Probleme
einzelne Einkaufsstraßen haben, so möchte ich das gar nicht in Abrede stellen,
dass es hier Probleme gibt. Nur sollte man sich schon auch mit den Ursachen
auseinandersetzen. Da frage ich schon, meine sehr geehrten Damen und Herren von
der ÖVP, lieber Kollege Tschirf, lieber Fritz Aichinger, wo war denn die ÖVP in
den vergangenen Jahren, in den 70er Jahren, in den 80er Jahren, Anfang der 90er
Jahre, als eine große Filiale nach der anderen in einem Häuserblock eröffnet
wurde und ein Nahversorger nach dem anderen nach dieser Eröffnung zum Sterben
verurteilt war? Wo war die ÖVP da? Ich kann es Ihnen sagen, wo Sie waren. Sie
sind in der ersten Reihe fußfrei gesessen oder gestanden und haben darauf
geschaut, dass Sie bei der Eröffnung gut im Bild sind, aber nicht auf Seite der
Nahversorger, die in Gefahr waren! Dort sind Sie gestanden und haben Ihre
Interessen vertreten! (Beifall bei der SPÖ.)
Deswegen kann ich Ihnen auch sagen, diese
Vorgangsweise der ÖVP ist wirklich sehr leicht durchschaubar. Sie stehen immer
auf der Seite, wenn etwas eröffnet wird. Sie sind dafür, wenn gewidmet wird.
Ich sage nur, weil es geheißen hat, es kommt zu den Flächenwidmungen vom
Kollegen Aichinger noch eine Aussage, da möchte ich zwischendurch erwähnen,
wenn du dann diese Aussage machst, nenne bitte auch diese Zahlen. Falls du es
nicht tust, nenne ich sie sicherheitshalber. Unter der Ära Görg wurden in Wien insgesamt
537 700 m² neue EKZ-Widmungen vorgenommen. (Abg Nurten Yilmaz: Das ist ein Skandal!) Unter der Ära Schicker
seit 2001 bis jetzt 428 000 m². Da fehlen immer noch
100 000 m²! (Abg Dr Matthias
Tschirf: Das ist aber schon zuviel!) Das ist wiederum typisch ÖVP. Zuerst
wird gewidmet, dann wird kritisiert. Sie stellen sich im Nachhinein hin und
kritisieren dann das, was Sie im Vorhinein geplant und unterstützt haben! Das
ist leicht durchschaubar und das verstehen auch die betroffenen Menschen in
unserer Stadt! (Beifall bei der SPÖ.)
Lassen Sie mich noch in ein paar Sätzen eines
erwähnen, es geht sich leider zeitmäßig nicht alles aus. Was eine Bedrohung für
die Nahversorgung ist, haben wir in den letzten Jahren erlebt, nämlich für
Nahversorgungsbetriebe, für Unternehmerinnen und für Unternehmer. Eine
Bedrohung für Nahversorgungsbetriebe ist zum Beispiel die Abschaffung des
Entgeltfortzahlungsfonds gewesen. Eine Bedrohung für Nahversorgungsbetriebe ist
zum Beispiel die Abschaffung des Investitionsfreibetrags gewesen. (Abg Franz Ekkamp: Eine Schwächung der
Kaufkraft!) Eine Bedrohung für Nahversorgungsbetriebe ist die unmögliche
Mietsituation, wo es horrende Mieten in Einkaufsstraßen gibt, die sich
Nahversorgungsbetriebe ganz einfach nicht leisten können und wo sich die ÖVP
nicht bewegt. Eine Gefahr für Nahversorgungsbetriebe ist eine einseitige
Unterstützung seitens der ÖVP, seitens des Wirtschaftsministers Bartenstein im
Besonderen, für Industriebetriebe, für große Betriebe und nicht für die kleinen
Betriebe. Ich könnte diese Liste fortsetzen, möchte aber zum Schluss kommen.
Ich möchte zum Abschluss betonen,
wie wichtig es ist, dass in dieser Stadt die SPÖ für die Wirtschaftspolitik
verantwortlich ist und nicht die ÖVP! Wir sehen, wir haben bei der Lebensqualität,
bei der Nahversorgung die besten Werte. Die Bürgerinnen und Bürger unserer
Stadt sind damit hoch zufrieden. Ich kann die Studien, die es hier gibt, gar
nicht alle nennen. Die Wirtschaftspolitik der SPÖ trägt eben dazu bei, dass es
in dieser Stadt mehr Sicherheit für Nahversorger gibt und dass es auch
dementsprechend eine hervorragende Lebensqualität gibt (Abg Dr Matthias Tschirf: Trotz der SPÖ!), auf die wir
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