Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 74
Wahrscheinlich gibt es da eine
Liste, die langsam abgearbeitet wird, und jetzt sind Sie beim Jahr 2002. Vielleicht
holen Sie irgendwann einmal auf, aber im Moment sind Sie beim Jahr 2002!
Jetzt zu der Sache: In Grundzügen wurde uns einmal im
Naturschutzbeirat, aber auch im Umweltausschuss erklärt, welche Punkte das
Wiener Bodenschutzgesetz hätte haben sollen. In einem interessanten Punkt ist
es um die Versiegelung gegangen, und unter anderem wurde auch eine so genannte
Versiegelungsabgabe angesprochen, eine Art Lenkungsinstrument, wie man
Versieglung in einer Großstadt, in der es natürlich viel Versiegelung gibt, im
Wildwuchs verhindern könnte.
Deswegen meine Frage: Wie stehen Sie zu einer
Versiegelungsabgabe als Lenkungsinstrument?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Frau
Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Sehr
geehrter Herr Abgeordneter!
Ich bin froh, dass wir uns zumindest über die
Vorgaben der Europäischen Union und die entsprechende Vorgangsweise einig sind!
Betreffend eine Versiegelungsabgabe möchte ich mich
hier noch nicht festlegen. Wir werden ja sehen, was es an möglichen Vorgaben
gibt. Ich möchte nur zu bedenken geben, dass wir zum Beispiel mit dem STEP
durchaus ein Instrument in der Hand haben, mit dem im Rahmen der Stadtplanung
festgelegt wird, in welchen Bereichen wir Versiegelung, dass heißt, Bebauung,
zulassen wollen und in welchen wir wollen, dass sie weiterhin Grünland bleiben.
Das läuft nicht völlig unkontrolliert ab, sondern da gibt es ein breit
angelegtes Konzept inklusive der diversen Schutzgebiete, die ich jetzt nicht
noch einmal aufzählen möchte. Mir ist also nicht ganz klar, was eine solche
Abgabe zusätzlich noch bringen soll!
Meines Wissens ist es auch möglich, im Rahmen der
Bauordnung oder einer anderen Bestimmung – ich kann das jetzt nicht genau
sagen – gerade bei großen Gebäuden gewisse Grünanteile wie etwa
Dächerbegrünungen vorzusehen, und das zielt genau in diese Richtung ab, nämlich
Versiegelung hintanzuhalten beziehungsweise gewisse Rückzugsgebiete zu
schaffen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. Wir kommen zur 4. Zusatzfrage: Herr Abg Stiftner, bitte.
Abg Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Ich bin direkt erleichtert, Frau Stadträtin,
dass Sie heute keine neue Belastungswelle ankündigen, wie sie die GRÜNEN fordern,
die, wie wir wissen, nachdem wir das gestern intensiv auf anderen Gebieten
diskutiert haben, alles andere als umweltverträglich sind.
Zurück zum Thema: Ich glaube, dass es sehr wohl
wichtig ist, dass man ein Thema, das man lokal lösen kann, nicht durch
bürokratische Argumente in Richtung Europäische Union abschieben sollte.
Es ist richtig, dass die Europäische Union Regulative
treffen kann. Genauso richtig ist aber, dass man als gesetzgebende Körperschaft
auch Maßnahmen setzen und verschärfen kann und in seinem eigenen Bereich auch
vorzeitig handeln kann, um frühzeitig beziehungsweise früher als die
Europäische Union mit all ihren staatlichen und zwischenstaatlichen Elementen
zu einem Ergebnis zu kommen.
Meine Frage an Sie, Frau Stadträtin: Denken Sie
nicht, dass auch die Versiegelung eine Ursache dafür ist, dass es immer wieder
zu Überschwemmungen kommt, weil die Kanalsysteme überfordert sind, weil das
Wasser nur durch diese abfließen kann? Dadurch entstehen auch Schäden und
Mehrkosten. Wäre es in Wirklichkeit wirtschaftlich und volkswirtschaftlich
nicht günstiger für die Stadt Wien, Maßnahmen zu setzen, wie ich sie vorher
vorgeschlagen habe und Sie sie leider abgelehnt haben, nämlich eine
Entsiegelungskampagne in Wien zu starten?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Frau
Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Sehr
geehrter Herr Abgeordneter!
Meine Argumentation zur Europäischen Union werde ich
jetzt nicht noch ein drittes Mal ausführen, weil ich den Eindruck habe, Sie
wollen mich in diesem Zusammenhang ganz einfach nicht verstehen!
Ihre
letzten Ausführungen zur Überlastung des Kanalssystems kann ich, ehrlich
gesagt, nicht ganz nachvollziehen. Unser Kanalsystem ist nicht überlastet, weil
wir es permanent ausbauen und sehr viel in dieses investieren. Welche Vorteile
Sie in diesem Zusammenhang aus einer Entsiegelung zur Vermeidung von
Überschwemmungen ableiten, konnte ich Ihrer Ausführung jetzt nicht wirklich
entnehmen. Wie bereits vorher erwähnt, gibt es in Wien durch den
Stadtentwicklungsplan und STEP durchaus vorgegebene Konzepte, welche Bereiche
verbaut und versiegelt werden dürfen und welche nicht. Ich glaube, dass das
eine gute Ausrichtung ist!
Das, was
Sie zu den GRÜNEN gesagt haben, habe ich ganz interessant gefunden: Einerseits
treten Sie hier ganz strikt gegen die Versiegelung auf. Wenn es aber darum
geht, irgendwelche Lenkungsinstrumente, für die ich nicht unbedingt bin,
einzufügen, dann wird das gleich zur Belastungswelle gemacht. Das finde ich von
der Argumentation her interessant! Jedenfalls ist das Anliegen auf Ihrer Seite
offensichtlich nicht groß, denn sonst würden Sie dem vielleicht auch offener
gegenüber stehen, wie ich jetzt einmal mutmaße.
Aber ich
kann Sie wirklich beruhigen: Unser Kanalsystem ist in einem sehr guten Zustand.
Wir haben auch im Bereich des Hochwasserschutzes durch rechtzeitige
Investitionen und weise Voraussicht vor vielen Jahren hier glücklicherweise
keine Probleme!
Ich werde
auf die europäische Perspektive jetzt nicht noch einmal eingehen. Ich glaube,
dass es sinnvoll sein wird, die Vorgaben der Europäischen Union, wenn diese
vorliegen, mit der Bodenschutzrichtlinie in Wien umzusetzen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. Damit ist die 3. Frage erledigt.
Wir kommen zur 4. Anfrage (FSP
- 01406-2007/0001 - KSP/LM). Sie wurde von Herrn Abg Jürgen
Wutzlhofer gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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