Landtag,
8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 59
bedeutet das, dass man mehr Klassen braucht, und wenn
hier immer wieder von Durchschnittszahlen gesprochen wird, dann ist doch klar,
was gemeint ist, und der Herr Landeshauptmann hat mich auch sicherlich richtig verstanden!
Es geht nicht um den durchschnittlichen Schulerfolg, und natürlich sitzen in
den Klassen echte Schüler und unterrichten echte Lehrer. Daher können wir nicht
mit Durchschnittszahlen hantieren, sondern wir müssen wissen, wie viele echte
Klassen wir an den einzelnen Standorten benötigen und aufmachen müssen, denn
erst dann kann man ein Raumkonzept erstellen.
In diesem Zusammenhang wundert es mich schon, dass
darüber geredet wird, ohne dass die Zahlen vorliegen. Es gibt nämlich noch
keine Zahlen. Wir warten jetzt auf das Aufnahmeverfahren in der Hauptschule,
deswegen kann man heute nicht beantworten, wie viele zusätzliche Lehrer in die
Klassen gestellt werden müssen. Wir haben vor Weihnachten im Hinblick auf die
hoffentlich heute zu beschließende Gesetzesänderung ein Aufnahmeverfahren für
die Volksschulen beschlossen. Gleichzeitig wissen wir aber, dass wir jedenfalls
die Hauptschule in der Embelgasse nicht brauchen. Ich weiß nicht, wie man das
eigentlich erklären kann. In dieser Hinsicht hätte man eigentlich den Herrn
Bürgermeister und Landeshauptmann beim Wort nehmen müssen, der erst vor kurzer
Zeit hier in diesem Haus an dieser Stelle gesagt hat: So lange man nicht weiß,
wie sich die Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen auf Lehrer- und Raumressourcen
auswirkt, kommt es zu keinen Schulschließungen. – Wir bedauern das
jedenfalls außerordentlich! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich ergreife jetzt die Gelegenheit beim Schopf, hier
auch ein im direkten Zusammenhang stehendes Thema anzusprechen, nämlich die Kriterien
für die Aufnahme in die weiterführenden Schulen, und spreche den Aufnahmeerlass
für die AHS an. Hier ist etwas ganz Seltsames passiert. Das Bundesministerium
hat seinerzeit ein sehr bewegliches System für die Aufnahme an den AHS
vorgestellt. Es kommt bei den Kriterien – natürlich immer unter
Zugrundelegung, dass jemand die prinzipielle AHS-Reife erreicht hat –
einerseits darauf an, ob schon Geschwister an der gleichen AHS sind. Diese
Kinder sind zu bevorzugen, weil es ja auch im Sinn der Eltern ist, wenn man die
Möglichkeit hat, mehrere Kinder in eine Schule zu geben. Dieses Kriterium ist
also außer Streit zu stellen. Zweitens ist das generelle Leistungsniveau ein
Aufnahmekriterium. Die AHS-Reife ist ja sozusagen nur der Mindeststandard, den
man erfüllen muss, wer aber besser ist, der sollte auch bessere Chancen haben.
Und schließlich geht es natürlich auch um die räumliche Nähe, die ein Schüler
zu einer AHS hat.
Was hat der Wiener Stadtschulrat, dessen Präsident
kraft Verfassung ja der Landeshauptmann ist, jetzt daraus gemacht? Daraus wurde
ein ganz enges Korsett mit verpflichtenden Kriterien, die räumliche Nähe zur
AHS wurde verabsolutiert und das sonstige Leistungsniveau wurde zum
nachrangigen Kriterium. Die Zeitungen sind jetzt schon voll mit der Schilderung
von Einzelschicksalen.
Als Brigittenauer ÖVP-Obmann möchte ich sagen: Wir
haben nur ein Gymnasium, und dieses liegt eigentlich nicht im Zentrum des
Bezirkes, sondern es gibt Gegenden, die relativ weit davon entfernt sind. Es
gibt also in unserem Bezirk sehr viele Schüler, die das vorrangige Kriterium,
dass die Entfernung zum Wohnort nur einen Gehkreis von 15 Minuten betragen
soll, nicht erfüllen können. Auch das Schulschiff auf der anderen Seite ist,
wenn man das von den Gehminuten beurteilt, nicht so schnell erreichbar. Aber
man weiß ja aus Erfahrung, dass, wenn es keine bezirksweisen Sprengel gibt,
selbstverständlich de facto die Postleitzahl und die Bezirkszugehörigkeit
entscheidende Kriterien sind.
Somit kommt es zu der Situation, dass derjenige, der
das Glück hat, im Umkreis einer oder vielleicht sogar mehrerer AHS zu wohnen,
sich mehrere Schulen aussuchen kann und jemand, der außerhalb dieser 15
Minuten-Zone liegt, auf die Warteliste gesetzt wird. Nebenbei bemerkt: Wer legt
eigentlich fest, wie streng die Bemessung dieser Zone gehandhabt wird? Und es
kann ja auch nicht Sinn und Zweck eines Aufnahmekataloges sein, dass Schüler
und Schülerinnen dann bei Verwandten, die in einem entsprechenden Umkreis
wohnen, angemeldet werden, damit sie in diese Regelung fallen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist keine
sinnvolle Lösung! Das schafft eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, und gerade die
Wiener SPÖ ist doch immer groß im Anprangern von und im Kampf gegen
Klassengesellschaften aller Art! Bei diesem Kampf helfen wir Ihnen sehr gerne,
denn auch wir wollen weder eine Zwei- noch eine Drei-Klassen-Gesellschaft, und
schon gar nicht bei Schülern, wenn es nur auf die räumliche Nähe ankommt. In
diesem Sinne sollten Sie diesen Aufnahmeerlass wirklich noch einmal überdenken!
Geben Sie doch vor allem auch den einzelnen Schulen
mehr Freiheiten! Ich weiß schon, dass man in der SPÖ gewisse Probleme mit der
Schulautonomie hat. Vor einigen Wochen oder Monaten wurde in den Medien auch
der Fall der Rahlgasse thematisiert, wo der Schulgemeinschaftsausschuss sich
erlaubt hat, basisdemokratisch nicht das zu beschließen, was sich manche
gewünscht haben, nämlich den Umstieg auf die modulare Oberstufe. Auf einmal ist
dann die Direktorin, die kurz krank war, wie es geheißen hat, beurlaubt worden,
dann wurde neuerlich ein Schulforum einberufen, und dann kam halt das
gewünschte Ergebnis heraus, nämlich der Umstieg auf die modulare Oberstufe.
Schulautonomie ist also offenkundig nur dann erwünscht, wenn das herauskommt, was
sich die politische Kaste wünscht, und wenn etwas anderes herauskommt, dann
gibt es halt ein neues Schulforum oder man versucht, die Direktorin zu
disziplinieren.
Geben Sie den Schulen doch auch
bei der Aufnahme der Schüler mehr Freiraum! Es steht zwar auch in diesem
Aufnahmeerlass, dass die Schulen von diesem Kriterium der 15 Gehminuten
wohl schulautonom abweichen dürfen, aber nur aus zwingenden Gründen. Zuerst
muss der Landesschulinspektor das Plazet geben, und
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