Landtag, 8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 59
keiner Weise honoriert. Ich meine, dass hier die
Veränderung ansetzen muss, und ich erwarte mir auch von der nächsten Regierung,
dass man hier mit Veränderungen ansetzt und nicht nur die
KlassenschülerInnenhöchstzahl senkt, sondern dass man im Sinne von
Reformpädagogik unterrichtet, Reformpädagogik fördert und in Zukunft das Lernen
organisiert und nicht nur das Unterrichten.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Man könnte
jetzt noch lange trefflich über dieses Regierungsübereinkommen sprechen. Ich
werde das jetzt aus einem ganz einfachen Grund nicht tun: Ich leide unter
Halsschmerzen, und meine Möglichkeit, hier zu sprechen, endet in den nächsten
Minuten.
Ich möchte jetzt einmal meinen Zusatzantrag
einbringen und drücke die Hoffnung aus, möglichst große Zustimmung zu diesem
Zusatzantrag zu bekommen. – Er lautet: Im Gesetz, mit dem das Gesetz über
die äußere Organisation der öffentlichen Pflichtschulen geändert wird, soll
Folgendes eingefügt werden: Die Zahl der Schüler in einer Berufschulklasse darf
25 nicht übersteigen und soll 18 nicht unterschreiten.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein Letztes
noch zu jenem Antrag, den die ÖVP heute einbringen wird: Die ÖVP fordert, dass
Schulentwicklungspläne erarbeitet und vorgelegt werden. Ich bin da ganz bei
Ihnen, ich finde diesen Antrag gut, habe auch schon mehrfach zugestimmt. Heute
werden wir deswegen nicht zustimmen, weil wir nicht der Meinung sind, dass das
im Wiener Schulgesetz verankert werden soll. Wenn Sie diesen Antrag aber wieder
ohne den Vermerk stellen, dass das im Schulgesetz festgehalten werden soll,
dann werden wir dem selbstverständlich zustimmen.
Meine Damen und Herren! Ein allerletzter Satz: Es
freut mich, dass von der heutigen Gesetzesänderung jene Schulen profitieren
werden, in denen derzeit mehr als 25 Kinder in einer Klasse sitzen. Dem wird
nun ein Riegel vorgeschoben. Einige Klassen werden davon unmittelbar
profitieren können. Es werden gleiche Bedingungen für alle Volksschulen,
Hauptschulen, polytechnische Schulen und dann auch für die Berufschulen
geschaffen. Darüber sind wir froh!
Ich wiederhole aber: Als einzelne und einzige
Maßnahme wird das sicherlich nicht dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler
in Hinkunft erfolgreich lernen können werden. Dazu braucht es nämlich sehr viel
mehr. Auch in diesem Zusammenhang stimmt, was mein Kollege Christoph Chorherr
gesagt hat: Da braucht es Leidenschaft und Engagement, und das fehlt leider für
den Schulbereich auf der politischen Ebene. – Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zu Wort
gemeldet ist Herr Abg Dr Aigner. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Wolfgang Aigner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr
geehrte Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin!
Leidenschaft ist immer gut, wenn sie gezügelt ist.
Gerade im Schulbereich bedarf es leidenschaftlicher Lehrer und leidenschaftlicher
Schulpolitiker. Es sollten aber auch die Schülerinnen und Schüler gerne in die
Schule gehen. Ich glaube, der heutige Gesetzesbeschluss ist ein kleiner
Beitrag, den die Politik als Rahmensetzer leisten kann, dass Schule Freude und
Spaß macht und dass alle, die mit der Schule zu tun haben, auch gerne dorthin
kommen.
Insofern ist das ein guter Tag für das Wiener
Schulwesen, wenngleich wir nicht den Fehler machen dürfen, zu glauben, dass mit
diesem einen Gesetzesbeschluss sämtliche Probleme erledigt sind. Dieser ist nur
ein Baustein für eine bessere Schule, er ist aber keine Garantie und setzt
keine Automatik in Gang. Es ist jetzt vor allem die Frage zu stellen, ob die
Rahmenbedingungen, damit mit diesen kleineren Klassen das entsprechende Ziel
erreicht wird, in Wien überhaupt gegeben sind.
Diese Antwort ist uns der Herr Landeshauptmann heute
schuldig geblieben. Es geschieht normalerweise nicht oft, dass man mich am
falschen Fuß erwischt, aber als mir der Herr Landeshauptmann heute gesagt hat,
dass er nicht einmal ansatzweise sagen kann, wie viele Klassen mehr aufgemacht
werden, wie viele Lehrer mehr gebraucht werden und dass man die Frage, wie
viele Räume zusätzlich benötigt werden, in diesem Sinn gar nicht stellen könne,
da war ich schon entsetzt. Das zeigt nämlich, dass es in diesem Bereich mit der
vorausschauenden Planung nicht weit her sein dürfte, und deswegen haben wir
wiederum den Antrag eingebracht.
Frau Kollegin Jerusalem! Diesmal ist die Verankerung
auf gesetzlicher Ebene darin enthalten, da es mit reinen Beschlüssen und
Resolutionen offenkundig nicht funktioniert, dass endlich einmal auf Basis
gesicherter Daten ein Schulentwicklungskonzept erstellt wird, das eine Basis
für die Überlegungen darstellt, wo wir zusätzliche Schulen brauchen, welche Schulen
man schließen kann und welche Schulen verlegt werden müssen. In dieser Hinsicht
bringen meine Kollegin Anger-Koch und ich den erwähnten Beschluss- und
Resolutionsantrag ein, dass die Verpflichtung zur regelmäßigen Erstellung von
Schulentwicklungsplänen in das Schulgesetz aufgenommen werden soll. In
formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der
ÖVP.)
Wenn Sie die Zahlen des Finanzausgleiches, bei dem ja
die Zahl der Pflichtschullehrer herangezogen wird, zugrunde legen, dann dürften
wir eigentlich in Wien überhaupt keine zusätzlichen Lehrer benötigen, und zwar
deshalb nicht, weil ja ohnehin für vierzehneinhalb Volksschüler ein
Volksschullehrer bezahlt wird. Hier besteht Spielraum nach oben, und wir haben
Ihnen in den letzten Monaten ja mehrfach vorgerechnet, dass man rein von den
Lehrerressourcen her die Klassenschülerzahl auf 22 senken kann. Es geht nur
darum, dass Sie halt in Hinkunft in Wien gehalten sind, die Lehrer dort
einzusetzen, wo sie hingehören, nämlich in den Klassenräumen als Lehrer und
nicht für Aufgaben der Jugendwohlfahrt oder für Aufgaben der
Nachmittagsbetreuung. Insofern sollten Sie gar keine neuen Lehrer brauchen,
weil die Lehrer ohnehin schon vorhanden sind.
Offen bleibt aber die Frage, wie
es mit dem Schulraum ausschaut. Wenn es kleinere Klassen gibt, dann
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