Landtag,
8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 59
Nützen wir diese Chance zum Beispiel für die
Amtsgebäude, dann schaffen wir Arbeitsplätze, Umsatz und Kaufkraft!
Was geschieht in der Stadt Wien? – Wir haben
keine nachhaltigen Ziele! Wir schreiben vor und predigen. Aber die rote
Stadtregierung wartet und tut nichts. Wenn ich mir das ansehe, dann heißt es
doch: Großen Taten folgen große Worte. – Den großen Worten folgen aber
keine großen Taten! (Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt, wie gesagt, viele Einzelmaßnahmen, aber
keinen zusammenhängenden Guss. Wir haben mittlerweile eine Solaranlage auf einem
Amtsgebäude, aber wo sind die restlichen? Wo finden in der Stadterweiterung die
verpflichtenden Maßnahmen für Solaranlageneinbauten statt? Das kostet in Summe
gar nichts! Wenn man aber im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Klimawandel
wirklich etwas tun will, dann bringt es etwas. Das wären Taten, denn nur Worte
sind zu wenig!
Was tun wir noch? Wir könnten den Energieimport aus
dem Ausland reduzieren. Aber wir tun nicht nur nichts dagegen. Im Gegenteil: Wir
importieren sogar noch das Hackschnitzelgut für die einzige
Biomassekraftanlage, die wir in Wien haben, und erwarten noch, dass uns alle
applaudieren. – Genau das tun wir!
Maria Vassilakou hat gesagt, dass im
Regierungsübereinkommen nichts von Nachhaltigkeit steht beziehungsweise einiges
von den GRÜNEN abgeschrieben wurde. – Dazu möchte ich sagen: Intelligente
Maßnahmen hat niemand gepachtet! Und das ist auch gut so. Bei einer Steigerung
des Anteils der Alternativenergien gerade in der Stromproduktion von 80 auf
85 Prozent und einer Steigerung der Nutzung der Alternativenergien in
Summe auf 25 Prozent handelt es sich jedenfalls um konkrete Maßnahmen, und da
kann man nicht davon reden, dass das nur Ankündigungspolitik ist.
Jedenfalls muss aber für die Zukunft der
Energieverbrauch sinken. Auch in der Stadt Wien müssen vorhandene Quellen
besser und effizienter genutzt werden. Wenn ich mir anschaue, wie in manchen
Amtsgebäuden die Heizungen hochfahren, auch wenn wir sie nicht brauchen, dann
denke ich mir: Da ist viel zu tun! Und zusätzlich müssen neue Energiequellen
besser genutzt und deren Erschließung ausgebaut werden. – Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Danke, Herr Stadtrat. - Als Nächster hat sich Herr Abg Valentin zu Wort
gemeldet. – Ich erteile es ihm.
Abg Erich Valentin (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Präsident!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich bin über diese Debatte an sich sehr glücklich,
und zwar vor allem insofern, als Diskussionen des Klimaschutzes und der
diesbezüglichen zweijährigen Berichte hier in diesem Hohen Haus meistens durch
die Abgeordneten der Parteien im Bereich der Grünpolitik, der Naturpolitik und
der Ökopolitik abgedeckt worden sind, dieses Thema aber jetzt auch auf Grund
des Klimawandels offensichtlich interessanter geworden ist. Es wird jetzt
anscheinend auch in anderen Bereichen des ORF betreut, und daher haben sich
auch Damen und Herren der andern Fraktionen gefunden, die bislang betreffend
Ökopolitik und Klimapolitik relativ wenig zu sagen hatten. Offensichtlich ist
der Einstieg in diese Materie für die Damen und Herren, welche die naturnahe
Politik und die Ökopolitik als neues Feld entdeckt haben, aber sehr schwierig.
Sie knüpfen offensichtlich an einer Nullstandinformation an, die ich gerne an
Hand von Einzelbeispielen etwas relativeren möchte.
Wenn Herr StR Walter sagt, es gäbe keine nachhaltigen
Programme und keine nachhaltige Politik, dann muss man Herrn StR Walter schon
sagen, dass mit Mitwirkung auch seiner Kollegen – er selbst war noch nicht
in diesem Haus – 1999 nach einer langen Diskussionsphase das KliP
verabschiedet wurde, ein Programm, das sich auf 5 Themenfelder mit
36 Einzelthemenfeldern konzentriert, bei welchem respektable Ergebnisse
erzielt wurden und bis zum heutigen Tag erzielt werden. Dieses Programm muss
schon allein deshalb nachhaltig sein, weil gemäß Beschlussfassung in diesem
Hohen Haus zweijährig ein Bericht darüber zu erstatten ist, wie weit man die
Ziele erreicht hat.
Es gibt im Bereich der Stadt Wien sehr wohl ein
Programm der Nachhaltigkeit. Ich bin gerne bereit, sozusagen eine Nachlieferung
von Informationen an den Neo-Ökopolitiker Walter vorzunehmen. Es wäre unter
Umständen aber auch hilfreich gewesen, wenn er sich ein bisschen bei seinen
eigenen Kollegen, die da involviert waren, erkundigt hätte!
Grundsätzlich möchte ich anführen: Auf Grund dieses
nachhaltigen Programms werden 2,4 Millionen t CO2 im Jahr
eingespart. Weiters ist Wien in Österreich die Stadt mit den niedrigsten CO2-Emissionen.
Der EU-Durchschnitt beträgt 15 Millionen Tonnen, die transatlantischen
Werte hingegen liegen bei weit über 20 Millionen Tonnen. Wien konnte als
einzige Stadt in Österreich relevant im Bereich Energieversorgung betreffend Wärme
positiv punkten. Als einzige Stadt in Österreich hatten wir nachhaltige
Erfolge, und zwar im Gegensatz zum Bund, wo die Frage betreffend mangelnde
Nachhaltigkeit durchaus angebracht wäre. – In Anbetracht dessen muss man
feststellen, dass die sozialdemokratische Politik in diesem Bereich bis zum
heutigen Tag sehr verantwortungsvoll ist und dass wir, wenn der Bund sich daran
ein Beispiel genommen hätte, in der Tat wesentlich bessere Werte in Österreich
hätten. Die schwarz-orange-blaue Regierung hat wirklich ein schweres
Vermächtnis hinterlassen!
Wenn Kollegin Vassilakou den Verkehr heranzieht, dann
möchte ich ihr in einem Punkt recht geben: Im Hinblick auf Pendlerinnen und
Pendler sind der öffentliche Verkehr und der Modal-Split-Anteil katastrophal.
Im Gegensatz zu Wien, wo der innerstädtische Verkehr so bewältigt wird, dass
zwei Drittel zu Fuß gehen, mit dem Rad oder mit den Öffis fahren, verhält es
sich bei den Einpendlerinnen und Einpendlern genau umgekehrt. Da gibt es sehr
viel zu tun. Da hat der Bund, der bislang kein
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