Landtag,
8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 59
Es wird nicht angezeigt, wann die fünf Minuten aus
sind! Ist es wirklich im Zeitalter der Technik unmöglich, dass man anzeigt, wie
viele Minuten ein Abgeordneter noch sprechen kann?
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Herr Abgeordneter!
Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie Ihre Redezeit verlieren!
Abg Kurth-Bodo Blind
(fortsetzend): Das macht ja nichts! Wir werden dieses Umweltthema heute mit
dieser – sagen wir einmal – etwas spröden Stadträtin eh nicht ganz
klären können, wir können es ohnedies nur anreißen. (Beifall bei der FPÖ.)
Im Wiener Umweltbericht, aber auch in der „Kronen
Zeitung“ hat die Frau Stadtrat in den letzten Tagen wieder vollmundig zum
Besten gegeben, dass beim Biomassekraftwerk Simmering 72 000 t
Steinkohle oder 47 000 t Heizöl eingespart werden. – Uns hätte
natürlich interessiert, wieso die Frau Stadtrat so gute Details kennt, damit
sie das verkünden kann. Fachleute – und zwar wirklich echte
Fachleute – behaupten nämlich etwas ganz anders. Fachleute behaupten in
diesem Zusammenhang, dass durch die Verwendung einer anderen Technologie als
jener im Biomassekraftwerk Simmering die doppelte Ersparnis zu erzielen wäre.
Das wäre für den Klima- und Umweltschutz wirklich ein Hammer! Daraufhin haben
wir gefragt, ob nun die Frau Stadträtin mit ihren wirklich bildschönen
Ankündigungen in der „Kronen Zeitung“ oder Fachleute recht haben (Zwischenruf
von Abg Robert Parzer.) Sie sind bildschön!
Wir haben gefragt, wie hoch der durchschnittliche
Feuchteanteil der verfeuerten Biomasse ist. – Fachleute reden von
50 Prozent. Was aber sagt die Frau Stadtrat? – Sie sagt: Blind! Das
geht dich nichts an! – Das ist ja fein! In Anfragebeantwortung von Ihnen
ist nichts davon enthalten, und StR Rieder sagt als Finanzstadtrat: Tut mir
leid, über eine Gesellschaft sind solche Fragen unzulässig.
Dann habe ich gefragt, wo die Trocknung erfolgen soll,
am Ort der Holzbringung oder am Ort der Verfeuerung. – Fachleute raten zum
Ort der Holzbringung. Das wollten wir gerne wissen, um beurteilen zu können, ob
wirklich das Beste und Schönste ausgewählt wurde. Leider kam aber wieder die
Antwort des Finanzstadtrats, der ja kein Fachmann ist: Laut Stadtverfassung ist
das eine ausgegliederte Gesellschaft, und das geht euch nichts an!
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Sie haben noch eine Minute.
Abg Kurth-Bodo Blind
(fortsetzend): Ich sehe deutlich, dass das wieder eine Diskussion im
Gemeinderat und in den nächsten Landtagssitzungen werden wird. Wir haben
gefragt: Ist es wahr, was im ORF 2 verbreitet wird, dass diese Biomasse
per Schiff an das Kraftwerk Simmering angeliefert wurde? – Wie wir wissen,
gibt es viele Heizkraftwerke wie zum Beispiel Linz, wo wirklich mit Schiff und
Bahn angeliefert wird. Bei uns in Wien wird aber natürlich ausschließlich in
LKWs angeliefert, aber beim ORF kann man es ja so darstellen, als ob das auch
mit dem Schiff angeliefert werden würde.
Dann haben wir gefragt, wie weit denn das
herangeliefert wird, ob es wirklich aus heimischer Bringung oder von ein paar
Hundert Kilometern im Umkreis kommt. In Timelkam, einem der größten, wenn nicht
dem größten Biomassekraftwerke in Österreich, erfolgt die Holzbringung zum
Beispiel ausschließlich aus der Region. Wir behaupten, Sie lassen es aus
300 km Entfernung und – mehr noch – ausschließlich per LKW
herantransportieren. Das können Sie ja, wenn es nicht stimmt, widerlegen!
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Bitte zum Schlusssatz zu kommen!
Abg Kurth-Bodo Blind
(fortsetzend): Danke, Herr Vorsitzender.
Damit ist der ganze Umwelteffekt ja schon wieder weg!
Wer die Biomasse 200 oder 300 km aus dem Ausland nach Österreich transportieren
und hier mit 50 Prozent Feuchteanteil verschnitzeln und verheizen lässt,
wer versucht, Wasser in Energie umzuwandeln, der ist als Umweltstadtrat fehl am
Platz! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Zu Wort gelangt Herr StR Walter.
StR Norbert Walter, MAS: Herr
Präsident! Sehr geschätzte Damen und Herren! Liebe Damen der Grünen Fraktion!
Sie haben nur die Männer bei uns genannt, obwohl wir
auch sieben Damen haben. Es ist interessant, dass man jetzt die Schadstoff- und
Umweltbelange nur mehr geschlechterspezifisch diskutieren kann! Ich werde jetzt
einmal eine Untersuchung starten, wer wieviel wann wo ausscheidet oder was auch
immer.
Jedenfalls möchte ich sagen: Polemisch zu sein ist zu
wenig. Ich denke, Klimawandel beginnt nicht beim Predigen, sondern Klimawandel
beginnt beim eigenen Handeln und Tun.
Auch zu Kollegen Blind möchte ich sagen: Nur
polemisch zu sein, ist auch zu wenig, sondern man muss sich selbst an der Nase
nehmen und etwas arbeiten.
Nichtsdestotrotz geht es hier in dem Haus aber um die
regierende Fraktion, und die regierende Fraktion kann und sollte etwas tun.
Wenn ich mir das so ansehe, dann hat die Wissenschafterin des Jahres 2005, Frau
Prof Helga Kromp-Kolb, gesagt: „Gäbe es nur eine Zukunft, dann bräuchten wir
nichts zu tun.“ – Und was die Wiener Stadtregierung manches Mal
beziehungsweise immer öfter tut, ist, Einzelmaßnahmen zu setzen, aber keine
Konzepte im Sinne der Nachhaltigkeit vorzulegen. Es werden Einzelmaßnahmen
gesetzt, indem man ein großes Biomassekraftwerk errichtet, bei dem sogar der
Rechnungshof kritisiert hat, dass die Anlieferung per Bahn und Schiff nicht
funktioniert und dass wir – wie Kollege Blind angesprochen hat –
sogar aus der nahen Tschechei das Hackgut anliefern. Da werden also Einzelmaßnahmen
gesetzt, aber es fehlt die Nachhaltigkeit.
Wir nehmen eine THEWOSAN-Sanierung
für Wohnbauten vor. Das ist gut und richtig. Wir wissen, dass das 1 300
Arbeitsplätze bringt, wenn da in etwa 100 Millionen EUR investiert werden.
Machen wir doch mehr davon!
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