Landtag,
8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 59
soll sogar etwas genützt haben, es soll nämlich drei
Tage später geregnet haben. – Wir könnten natürlich in Österreich auch mit
Gebeten und Wallfahrten beginnen und hoffen, dass dann Schnee kommt. Ich
fürchte nur, dass das längerfristig keine gute Strategie ist! Ich fürchte, dass
man wirklich etwas tun müssen wird, und das werden drastische Maßnahmen sein
müssen!
Ich erlaube mir, jetzt auch noch Stefan Schleicher
von der Universität Graz zu zitieren, der Folgendes sagt, lassen Sie sich das
auf der Zunge zergehen, Kollege Aichinger, der nicht verstehen und nichts wissen
will! – Ich zitiere Stefan Schleicher: „Wir sind wahrlich weit davon
entfernt, das Kyoto-Ziel zu erreichen. Wie weit das ist, können Sie sich so
vorstellen, dass wir den ganzen Verkehr oder die ganze Industrieproduktion
schlagartig stilllegen müssten, um das Kyoto-Ziel zu erreichen.“
Meine Damen und Herren! Klar ist, dass wir weder den
Verkehr noch die Industrieproduktion stilllegen werden, aber wir müssen auf
jeden Fall handeln, und wir müssen das, wie gesagt, rasch und entschieden tun!
Ich möchte mich auf Wien konzentrieren, denn das ist
der Ort, wo wir durchaus etliche Handlungsoptionen hätten, und nachdem mein
Fraktionskollege Christoph Chorherr zum Thema Energieeffizienz und zum Thema
Wohnbau und Bürobau einiges vorbereitet hat, wonach sehr viel erreicht werden
könnte, möchte ich mich auf das Kapitel Verkehr konzentrieren, denn das ist in
der Tat ein blinder Fleck sowohl in der Wiener Klimastrategie als auch in der
Bundesstrategie.
Wien könnte eine Reihe von Dingen unternehmen, das
müsste allerdings rasch geschehen. Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass es
höchste Zeit wäre, eine Nachdenkpause einzulegen und die ganzen
Autobahnbauprojekte in Wien und im Umland zu redimensionieren. Es geht nicht
darum, dass nicht gebaut wird, sondern es geht darum, dass man sich das genau
anschaut und dass man überlegt, was man davon redimensionieren kann. Tatsache
ist, ob Sie es wahrhaben wollen oder nicht – entsprechende Studien gibt es
jedenfalls –: Wenn man die Projekte – und nicht zuletzt auch die
Lobauautobahn – verwirklicht, wie sie derzeit geplant sind, dann haben wir
mit einem Anstieg der Zahl der PKWs, die täglich nach und durch Wien rollen, um
50 000 Stück zu rechnen, das heißt, es würden im Umland noch
50 000 Menschen mehr dazu animiert werden, von den öffentlichen
Verkehrsmitteln, die sie derzeit benutzen, auf das Auto umzusteigen.
Wie kontraproduktiv das ist, können Sie sich
wahrscheinlich ausmalen! Da kann man dann lange über den Tanktourismus
diskutieren und wie man diesen herausrechnet. Noch einmal: Wir machen derzeit
selbst ganz große Fehler in unserer Verkehrspolitik!
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Sie haben noch eine Minute.
Abg Mag Maria Vassilakou (fortsetzend): Das
heißt, wir müssen hier redimensionieren.
Teil 2: Wir brauchen in Wien einen Ausbau der
öffentlichen Verkehrsmittel, der wirklich Sinn macht. Wir haben vorgeschlagen,
ein Wiener Verkehrskonzept für die nächsten Jahre mit dem Ziel zu entwickeln,
dass man in 35 Minuten von überall an der Peripherie das Stadtzentrum erreichen
kann, und das mit einer Garantie. Das wäre ein messbares Konzept, und das würde
sehr viele Menschen, die derzeit in abgelegenen Regionen in Wien leben, dazu
ermutigen, vom Auto auf die Öffis umzusteigen. Die Verkehrsmittel müssten attraktiver
werden, denn viele Menschen, die in abgelegenen Regionen in der Früh derzeit
bis zu einer halben Stunde auf den Bus warten müssen, sind selbstverständlich
auf das Auto angewiesen.
Last but not least: Wir könnten und müssten im Jahr
2007 die Parkraumbewirtschaftung ausdehnen, sowohl zeitlich als auch räumlich,
und falls das nichts nützt, wäre es in der Tat höchste Zeit für die City-Maut,
klarerweise adaptiert für Wiener Verhältnisse. Städte wie Stockholm und London,
die sie angeführt haben, konnten nämlich eine Reduktion sowohl des Verkehrs wie
auch der verkehrsbedingten Emissionen um 20 Prozent erreichen. Außerdem
hat eine Befragung ergeben, dass die Maut in Stockholm von der Mehrheit der
Bevölkerung befürwortet wird.
Meine Damen und Herren! Lippenbekenntnisse sind schön
und gut, aber Wien muss im Sinne des Klimaschutzes und vor allem im Bereich
Verkehr handeln! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl:
Zu Wort gelangt Herr Abg Blind.
Ich darf nochmals in Erinnerung rufen: Alle haben jetzt
fünf Minuten Redezeit. – Bitte.
Abg Kurth-Bodo Blind
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
„Klimaschutz – Vom Lippenbekenntnis zur
politischen Toppriorität. Maßnahmen gegen den Klimawandel als Chance für das
Land Wien.“ Das ist ein sehr gutes Thema, aber in Wien regieren halt die
Sozialisten, und ich behaupte, dass mit dieser Stadträtin auch beim Klimaschutz
für Wien à la longue nichts herausschauen wird. Da heißt es: „Mir san
mir!“ – Fürs Protokoll: Ich meine jetzt wirklich „Mir san mir“ und nicht
„Wir sind wir“! – Uns gehört ganz Wien, und die Opposition soll möglichst
wenig lästig sein.
Frau Stadtrat! In einer funktionierenden Demokratie
stellt die Opposition ein Regulativ und auch eine inhaltliche Bereicherung dar.
So sollten Sie unsere Arbeit sehen und nicht nach dem Motto „Mir san mir!"
verfahren!
Jetzt zu den Details: Ich habe mit meiner Kollegin
Veronika Matiasek am 22. November 2006 eine Anfrage betreffend
erneuerbare Energien gestellt.
Kann man vielleicht die Anzeige ändern, da ich jetzt
ja noch immer zehn Minuten reden könnte?
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Ich mache Sie rechtzeitig eine Minute vor Ablauf der Zeit
aufmerksam. Sie verlieren jetzt Ihre Zeit!
Abg Kurth-Bodo Blind (fortsetzend): Das macht
nichts! Es wäre nämlich ganz angenehm gewesen, wenn man vielleicht nicht die
zehn Minuten hier stehen ließe, sondern wenn man auf fünf Minuten umstellen
könnte!
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