Landtag,
7. Sitzung vom 23.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 61
wir uns jahrzehntelang umeinander kümmern? (Abg Mag Harald STEFAN: Nein, das ist keine Diskriminierung!) Das soll keine Diskriminierung sein? (Abg Mag Harald STEFAN: Nein, das ist es nicht!) Wo leben Sie?
Bei so vielen Zwischenrufen versteht man irgendwie
kein Wort mehr, aber ich vermute einmal, ich weiß schon, worum es hier geht.
Willkommen im 21. Jahrhundert, Herr Gudenus! Das 19. Jahrhundert ist
vorbei. Das gilt für den Nationalismus genauso wie für Diskriminierungen von
einer anderen sexuellen Orientierung. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und
SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt
Frau Abg Anger-Koch. - Bitte.
Abg Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Frau Berichterstatterin! Meine Damen
und Herren!
Zur Erbschaftssteuer: Da haben Sie gestern dagegen
gestimmt! (Beifall bei der ÖVP.)
Nur eine kurze Bemerkung: Schauen Sie sich das
Abstimmungsverhältnis an! Sie haben dagegen gestimmt! (Abg Mag Maria
Vassilakou: Es geht darum, dass man gleichviel oder gleichwenig zahlen muss!)
Aber ich darf Ihnen etwas von Antje Vollmer, einer
Grünen in Deutschland, vorlesen. Ich möchte das gerne zitieren: „Trotzdem war
ich eine der ganz Wenigen, die an dieser Stelle gegen das generelle
Adoptionsrecht von Schwulen und Lesben, das individuelle im Einzelfall gibt es
ja längst, gesprochen hat, und zwar aus zwei Gründen: Einmal soll man für die
eigene sexuelle Orientierung nicht Kinder zu Bekenntnissen nötigen, das sollen
die Erwachsenen unter sich regeln und die Kinder heraushalten. Außerdem habe
ich immer Angst, wenn es ein kulturelles Zuviel an missionarischem Eifer und
Provokation gibt." - Ich denke, das sollte man sich schon vor Augen
führen.
Wenn man in der Geschichte zurückgeht, dann sieht
man, dass sowohl das griechische Reich als auch das Römische Reich, wo Sodom
und Gomorrha immer mehr und mehr wurden, zu Grunde gegangen sind. (Beifall bei
ÖVP und FPÖ. - Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.)
Kennen Sie die griechische Geschichte nicht? (Abg
Barbara Novak: Die Geschichte verändert sich, Frau Kollegin!) - Ja, das ist
schon richtig, dass sie sich verändern kann, aber ich glaube, die Menschheit
ist soweit, dass sie scheinbar nie aus der Geschichte lernt, weil sonst hätten
wir viel mehr positive Sachen, auch hier, in dieser Stadt! (Beifall bei der
ÖVP.)
Würden Sie gemeinsam mit einer anderen Frau Ihr
eigenes Kind aufziehen? Ich will es nicht! (Abg Inge Zankl: Kein Mensch zwingt
Sie dazu!) Ich glaube ganz einfach, man darf, kann und soll liberal sein, nur
gewisse Grenzen sollten auch gegeben sein. Man sollte eine liberale Politik
machen, nur ich möchte nicht, dass mein Sohn von zwei Frauen aufgezogen wird.
(Abg Martina LUDWIG: Sie müssen ja nicht!) - Das weiß ich schon, dass ich nicht
muss, meine Damen und Herren! (Abg Marco Schreuder: Was ist, wenn Ihr Sohn
schwul wird?)
Ich habe auch kein Problem, dass mein Sohn schwul
sein soll oder wird. Ich kann damit umgehen, nur ich glaube nicht, dass es der
gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung hilft, wenn ich das einfach
derartig legalisiere. (Abg Marco Schreuder: Was ist dann die Alternative?) Ich
glaube, meine Damen und Herren, wir haben gewisse Werte, an die wir als ÖVP
auch noch glauben. Diese Werte sind halt ein bisschen konservativ, aber so ist
es halt. Jeder soll das tun, was er will! (StRin Dr Monika Vana: Bravo!) Ich will ja keine
Rahmenbedingungen. Ich rede jetzt von mir. Es soll das jeder so tun, wie er
glaubt. Aber es muss nicht im Gesetz vorgeschrieben sein! Was jeder zu Hause
hinter seinen vier Wänden tut, ist mir doch egal! (Beifall bei der ÖVP. - Abg
Martina LUDWIG: Genau! Jeder soll das tun, was er will!)
Aber es muss nicht im Gesetz offenkundig drinnen
stehen! Es kann erlaubt sein, es kann eine Erweichung sein, aber mir ist es
egal, was jeder zu Hause tut! (Abg Martina LUDWIG: Er soll es tun, wenn er es
will!) - Ja, jeder soll zu Hause tun, was er will. (Abg Martina LUDWIG: Wenn
Sie es eh wollen, stimmen Sie zu!)
Ich möchte jetzt gerne zu meinem Thema kommen. (Abg
Martina LUDWIG: Ich glaube, wir sind uns da eh einig!) - Ich glaube, wir können
nachher noch einmal persönlich darüber reden. (Abg Marco Schreuder: Ich lade
Sie in die Rosa-Lila-Villa auf ein Essen ein!) - Da war ich schon, danke! Ich
bin ja offen und schaue mir solche Sachen an. Viele meiner Freunde sind auch
homosexuell. Darum geht es ja nicht.
Okay, wir reden hier über das Jugendwohlfahrtsgesetz.
Ich glaube, die Diskussion ist jetzt so aufbrausend, ich bringe einmal den
Antrag ein, den wir hier betreffend die Pflegeelternschaft zum Wohle des Kindes
haben und ersuche in formeller Hinsicht um die sofortige Abstimmung. (Beifall
bei der ÖVP.)
Die Novellierung des Jugendwohlfahrtsgesetzes ist
unserer Auffassung nach eine Verwässerung der geltenden
Ausbildungsvoraussetzungen. Genaue Bestimmungen über die
Ausbildungserfordernisse werden hier allgemein mit Überschriften ersetzt. Vor
allen Dingen geht es uns hier um die notwendige Betreuung und
Auseinandersetzung mit Jugendlichen, die auf Grund schwieriger Verhältnisse
besondere Unterstützung benötigen.
Da gehe ich jetzt auf die Schule als Beispiel, dass
es halt immer mehr Fälle von emotionalen und sozialen Defiziten gibt. Es sind
in den Schulen mehr als 150 Lehrer als Beratungslehrer und als Psychagogen
eingesetzt. Wir sind der Auffassung, wenn diese Lehrer durch
Jugendsozialarbeiter der MA 11 ersetzt werden, wäre den Jugendlichen mehr
geholfen. Die Klassenschülerzahlen könnten reduziert werden und die
Speziallehrer könnten dann quasi in den Klassen ihren Unterricht weiterführen.
Wir haben auch diesbezüglich einen Antrag betreffend Ausbau
schulbegleitender Jugendarbeiten und wollen in formeller Hinsicht die sofortige
Abstimmung beantragen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Es gibt eine
tatsächliche Berichtigung. Herr Abg Schreuder, bitte.
Abg Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
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