Landtag,
7. Sitzung vom 23.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 61
Zu Kollegen Gudenus: Ich meine, diese Schreckensvision, dass alles nicht mehr funktioniert, die Sie hier immer zeichnen wollen, nimmt sonst niemand so wahr! Nicht, dass es keine Probleme gibt! Aber wir sind den Problemen ja nicht ausgeliefert, sondern sie werden aktiv angegangen. Daher werden die Elternvertreter, die Schülervertreter und natürlich auch der Stadtschulrat und die Lehrer Ihrer Panikmache nicht folgen können, weil es dieses Horrorszenario, das Sie hier immer zeichnen, in Wien einfach nicht gibt! Die Schule funktioniert in Wien!
In einer Frage gebe ich Ihnen insofern Recht, als es
wichtig ist, dass die Unterrichtssprache Deutsch entsprechend beherrscht wird.
Diesbezüglich gehen wir ja gerade auch bei diesem Schulgesetz wieder einen
Schritt weiter. Sie wissen, dass es erstmals seit vorigem Jahr und weiterhin
Kurse für Kinder gibt, die in die Schule eingeschrieben wurden und sprachliche
Defizite haben. Und das wird evaluiert und verbessert.
Außerdem gibt es jetzt auch die Förderkurse ab acht
QuereinsteigerInnen. Es war ja bekanntlich immer das Problem, dass zwar alle,
die in der ersten Klasse begonnen haben, nachweislich in der vierten Klasse,
meist aber schon in der zweiten und dritten Klasse dem weiteren Unterricht
folgen konnten, dass es aber schwierig war, wenn jemand später neu eingestiegen
ist. Daher gibt es jetzt die Möglichkeit dieser Förderkurse, damit auch die
QuereinsteigerInnen und SeiteneinsteigerInnen ein entsprechendes Angebot
vorfinden. Sie sollen aber natürlich auch in ihrem Klassenverband mit ihren
Mitschülerinnen und Mitschülern üben und Deutsch erlernen können. Daher bin ich
absolut gegen Ghettoklassen, die Sie anscheinend haben wollen, und bin froh,
dass wir in Wien diesen Weg der gemeinsamen Klassen mit Förderung und
speziellen Angeboten gehen.
Zur Kollegin Jerusalem: Sie haben es lobend erwähnt,
dass wir insgesamt über 50 Prozent an Ganztagsbetreuung haben. Wir sind
also in Wien gegenüber allen anderen Bundesländern weit vorne. Der
Bundesschnitt liegt bei 7,2 Prozent. Nummer 2 ist das Burgenland, und
zwei weitere Bundesländer liegen noch über dem Bundesschnitt, darunter Kärnten,
was ich sozusagen für ein Relikt langjähriger sozialdemokratischer Regierung
halte; das Gleiche gilt für das Burgenland. Dennoch liegen diese weit unter dem
Wiener Schnitt. Bei uns in Wien sind es genau 53 Prozent, ungefähr die
Hälfte geht in einen Hort, und die andere Hälfte bekommt ganztägige Betreuung
in der Schule. – Ich verstehe nicht, warum Sie da von einem Sammelsurium
sprechen, anstatt zu diesen beiden Säulen der Betreuung positiv zu stehen!
(Abg Susanne Jerusalem: Ich werde Ihnen das erklären!) Das verstehe ich
nicht, und ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, dass Sie sagen, dass
jemand in einen Hort „abgeschoben“ wird.
Erstens gibt es viele Horte für alle, die keinen
Betreuungsstandort in der Schule haben. Zweitens hat es einen Versuch gegeben,
bei dem Hortpädagogen und Lehrer gemeinsam gearbeitet haben, und das hat
durchaus nicht so schlecht funktioniert. Außerdem gibt es in allen Horten nicht
nur eine Lernstunde, bei der ausgebildete PädagogInnen mit den Kindern
arbeiten, sondern es ist vorgeschrieben und wird, wie ich glaube, zu
90 Prozent auch in der Praxis umgesetzt, dass Kontakt mit den
Klassenlehrern gesucht wird, damit die HortpädagogInnen informiert sind und in
den Lernstunden auch Schwerpunkte auf Defizite setzen und mit besonderen
Übungen darauf eingehen können. – Wenn alles am gleichen Standort
stattfindet, wird das ohnedies durchgeführt. Dort ist es leicht.
Ansonsten ist das Angebot jetzt durchaus gut, weil
die so genannte „gelenkte Freizeit“ von HortpädagogInnen in einer äußerst
positiven und sozial sozusagen vorwärts bringenden Art und Weise gestaltet
wird. Im Hinblick darauf verwahre ich mich aufs Schärfste dagegen, dass Sie
sagen, dass die Kinder in die Horte „abgeschoben“ werden. – Ich muss Ihnen
sagen: Bei zwei oder drei Bürgerinitiativen beziehungsweise Elterngruppen
wurden Unterschriften gesammelt, und dabei stellte sich heraus, dass die Leute
an ihrem Standort Horte fordern und sagen: Wir wollen auch einen städtischen
Hort! Daran sieht man, dass das Image nicht so schlecht ist, sondern dass die
Horte – ganz im Gegenteil – positiv angenommen werden. Ich stehe zu
diesem einen Standbein, das übrigens auch während der ganzen Ferien
Versorgungssicherheit bietet, was positiv für die Berufstätigen ist, die nicht
so viel Urlaub haben.
Ich will mir das jetzt nicht schlecht reden lassen,
weil es einfach nicht stimmt: Es gibt den Kontakt, es gibt die Lernstunden, und
die LehrerInnen arbeiten gemeinsam mit den HortpädagogInnen!
Zugegeben, es sind auch ganztägige Schulformen mit
verschränktem Unterricht möglich. Davon gibt es aber noch nicht genug, es wäre
gut, wenn es zwei, drei Schulen mehr gäbe.
Sie sagen, dass der Verein „Wiener Kinder- und
Jugendbetreuung" immer mehr zum Problem wird, und haben auch die Bezahlung
angeführt. – Ich sage Ihnen: Inzwischen ist dieser Verein dem
entsprechenden Kollektivvertrag beigetreten, der wirklich gut ausverhandelt
wurde und von der Gewerkschaft absolut gedeckt ist, und die Bezahlung ist
entsprechend. Und Wien wird das durch die Förderung entsprechend mittragen und
finanziell bedecken können. Die Ausbildung ist sukzessive verbessert worden,
sodass man sagen kann: Auch hier besteht beziehungsweise entsteht ein
vollwertiges und gutes Angebot, das eben eine zweite Säule ist, die angeboten
wird.
Wenn Kollege Aigner von Wahlfreiheit gesprochen hat:
Es gibt hier ja die Wahlfreiheit zwischen dem Hort und dem Angebot der
Ganztagsschule! Bei 25 Prozent und 25 Prozent kann man es sich
nämlich sehr wohl aussuchen, und es besteht in jedem Bezirk die Möglichkeit,
dieses Angebot entsprechend zu nutzen.
Sie sind so stolz auf die AHS. – Ich meine, es ist okay, dass es
dort Nachmittagsbetreuung gibt. Dass diese so überlegen ist, kann ich Ihnen
nach eigenem Augenschein aber wirklich nicht bestätigen! Ich habe mir jetzt
einige AHS im Hinblick darauf angeschaut. Die Qualität ist wechselnd und
unterschiedlich. Zum Beispiel
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