Landtag,
7. Sitzung vom 23.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 61
die Leute fragt und dann auch berücksichtigt, was sie sagen. Ich glaube, das ist Mindeststandard in einer Demokratie, darüber kann und soll man sich nicht hinwegsetzen!
Ich möchte zum Schluss kommen und abschließend noch
einmal betonen, dass wir jetzt in Wien ein Sammelsurium haben, das man nicht
gutheißen kann. Es ist für die Eltern unwahrscheinlich schwer geworden, eine
qualitativ hochwertige ganztägige Schule zu finden. Es ist dies zwar leichter
zu erreichen als ein Lottosechser, es ist aber trotzdem ein großes Problem.
Ich komme zurück zum Ausgangspunkt meiner Rede und
betone noch einmal: schuld ist nicht Wien und die SPÖ, sondern die ÖVP, die
wirklich auf dem Mond gelebt hat! (Zwischenruf von Abg Mag Barbara
Feldmann.) Sie haben über Jahrzehnte auf dem Mond gelebt und nicht begriffen,
dass wir ein großes Angebot an ganztägigen Schulen brauchen. Sie haben ein
Desaster auf diesem Gebiet angerichtet! Ich bin nur froh, dass Sie 2005 endlich
draufgekommen sind! Es hätte ja auch 2020 werden können! Man weiß ja nie.
Jedenfalls haben wir jetzt aber ein Problem, das Wien erst einmal lösen
muss. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Dr Aigner. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es wäre einmal ein sehr lohnenswerter Versuch, das
Selbstverständnis der GRÜNEN und insbesondere der Frau Abg Jerusalem hier
näher zu beleuchten. Mir scheint fast, Sie sehen Ihre Aufgabe darin, Zensuren
über die Arbeit der anderen Oppositionsparteien
zu verteilen, und übersehen dabei, dass
Sie damit das Geschäft der Mehrheitsfraktion übernehmen. – Ich gehe einmal
davon aus, dass Sie das nicht unabsichtlich tun. Das entspricht halt der
Identität der GRÜNEN, und ich meine, dass das natürlich ein Anbiederungsversuch
an die SPÖ ist!
Aus der Sicht der ÖVP kann
ich sagen: So falsch können wir nicht liegen, wenn gerade Sie immer auf uns
losgehen! Ich möchte aber die Haltung der ÖVP hier ganz klar deponieren: Wir
sind keineswegs gegen ganztägige Schulformen, doch wir wollen die Wahlfreiheit
der Eltern, aber auch der Lehrer und der Schüler berücksichtigt wissen, und
diese ist ja gesetzlich genau verankert. Es ist eine verschränkte Abfolge von
Unterrichts- und Betreuungsteilen vorgesehen, wobei es aber eine entsprechende
Mehrheit im Schulforum geben muss. Genau darum geht es! Die Wahlfreiheit ist
sicherzustellen, wir sind aber gegen eine verpflichtende Zwangstagschule, und
dabei bleiben wir auch. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich gebe Ihnen aber Recht, dass es gerade hier auch Mängel
in der Tagesbetreuung gibt. Das wird auch im Kontrollamtsbericht festgestellt.
Und es hindert niemand die Mehrheit hier in diesem Haus oder die Verwaltung
daran, das zu ändern! Wir sind ganz Ihrer Meinung, dass die
Nachmittagsbetreuung an den Schulen verankert werden soll und die Schüler und
Schülerinnen nicht in die Horte abgeschoben werden sollen, weil auch wir
meinen, dass in der Schule am Nachmittag eine viel bessere und qualitativ
höherwertige Betreuung sichergestellt wird. Da treffen wir uns, und das ist der
Vorwurf, den wir der Mehrheit in diesem Haus nicht ersparen können.
Nach der heutigen Ankündigung des Landeshauptmanns,
dass die Klassenschülerhöchstzahl in Wien gesenkt werden soll – und es
kursiert hier auch schon ein Initiativantrag –, sage ich: Niemand hat das
Land Wien daran gehindert, auch diesbezüglich früher etwas zu tun! – Jetzt
hätte ich fast gesagt: Es war heute schon ein guter Tag für das Wiener
Pflichtschulwesen! Und wir werden sehen, ob diese Zusagen auch entsprechend umgesetzt
werden beziehungsweise ob man sie umsetzen will!
Das vorliegende Schulgesetz ist natürlich nicht auf
der Höhe der Zeit. Insofern können wir diesem Schulgesetz in der vorliegenden
Form unsere Zustimmung nicht geben. (Beifall bei der ÖVP.)
Es geht uns vor allem um die Gruppengröße, die Sie
nach oben gesetzt haben. Nun kann man anstelle der bisherigen Höchstzahl von 19
auf 30 gehen, und genau das ist unter dem Gesichtspunkt der Betreuungsqualität
abzulehnen! Aus diesem Grund – und es gibt da auch noch andere kleinere
Schönheitsfehler – wäre es gut, ein Gesamtpaket zu schnüren: In dieses
Gesamtpaket gehören auf der einen Seite die Klassenschülerhöchstzahl, auf der
anderen Seite der bauliche Zustand unserer Schulgebäude und der Bedarf an
Schulraum, wobei beachtet werden muss, wie die Schulen etwa auch mit
Essenseinrichtungen, mit Gemeinschaftsräumen et cetera ausgestattet sind. Das
heißt, wir brauchen im Prinzip ein bauliches und personelles Upgrading unseres
Pflichtschulwesens. Und da können Sie sich schon ein Beispiel am Zustand der
Bundesschulen nehmen: Obwohl dort die Kinder schon um einiges älter sind, ist
die Nachmittagsbetreuung an den Gymnasien bei Weitem besser als hier in Wien
bei den Pflichtschulen! (Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben nämlich die letzten Jahre dazu genützt, das
Nachmittagsbetreuungsangebot an den Gymnasien tatsächlich zu verbessern. Das
muss Ihnen ja von der Wiener Situation bestens bekannt sein, da brauchen wir
keinen Vergleich zu scheuen! Der Unterschied ist halt: Sie reden von der Nachmittagsbetreuung,
während wir die Nachmittagsbetreuung dort, wo wir zuständig waren, schon längst
sichergestellt haben! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr
Abg Vettermann. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Heinz Vettermann
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau
Vorsitzende! Frau Vizebürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte einige Bemerkungen zu den VorrednerInnen
und zu zwei, drei Punkten, die wir heute beschließen werden, machen.
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