Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 90
Hütchenspielers, sondern wegen der doch sehr vielen
Betroffenen.
Und wenn die Polizei von 1 060 Anzeigen in einem
Jahr spricht, von einem Volumen an Strafen, das ich hier gar nicht erwähnen
möchte, die ausgesprochen, aber nicht kassiert wurden, weil die Betroffenen ja
nicht immer in Wien aufhältig sind, das heißt, sie verschwinden dann irgendwo
wieder, aber dass der Personenkreis eingrenzbar ist auf knapp um die 100 herum,
da muss ich sagen, ich sehe es aus der Sicht der Betroffenen, nämlich der
anderen. Ich bin in der Mariahilfer Straße x-mal gegangen, habe mir x-mal
dieses Szenario angeschaut, das hier passiert, dass hier eine Gruppe von
Menschen in sich sehr koordiniert agiert, dass hier ja animiert wird zu spielen
und dass diese, die sich dann animieren lassen zum Spielen, sicher nicht jene
Personen sind, die mit Krawatte und Anzug spazieren gehen, sondern das sind
relativ arme Menschen, die glauben, mit diesen 50 EUR Einsatz hier auch
kurzfristig etwas gewinnen zu können.
In der Mariahilfer Straße, das weiß ich aus den
Berichten der Polizei, sind so zwischen drei bis fünf Gruppen an schönen Tagen
unterwegs und machen hier ihr Spiel. Ich glaube, dass man insbesondere an die
betroffenen Personen und nicht an die Hütchenspieler denken darf und soll,
sondern hier auf jene Personen Rücksicht nimmt.
Der Primärarrest, der hier angesprochen wird, ist ein
Arrest, der ja nicht mit Willkür verhängt wird, sondern man will ganz einfach,
dass ein Gesetz durchgesetzt werden kann und dass es nicht ständig unterlaufen
wird. Und ich möchte nur wenige Worte dazu sagen, weil alles andere ist ja
schon gesprochen worden. Mir geht es nicht darum, wer der Initiator war.
Kollege Ulm, das wissen Sie genauso wie ich, Sie
wissen auch genauso wie ich, weil Sie den Kontakt zur Polizei haben, wie
schwierig es die Polizei hat, hier die nötigen Aktivitäten zu setzen. Die
Polizei kann dort nur dann effektiv aktiv sein, wenn sie in Zivil dort
hinkommt, weil das ganz einfach im Großen und Ganzen abgeschirmt ist. Und ich
habe mit den PolizistInnen – mit großem I – aus dem 7. Bezirk sehr
intensiven Kontakt und auch mit ihnen versucht, hier etwas zu tun und es ist praktisch
nicht leicht möglich. Und die Anzeigen, die in diesem einen Jahr erfolgt sind,
haben Maßnahmen zur Folge gehabt, von denen nur ein Bruchteil tatsächlich
gewirkt hat.
Ich möchte doch – jetzt sage ich es einmal so, weil
dies meine Art ist, ich sage das bewusst so und obwohl das jetzt nicht zu
diesem Thema gehört - auf zwei Sachen eingehen, die Kollege Ellensohn gesagt
hat: Das Kleine Glücksspiel ist eine Thematik, mit der ich mich sehr intensiv
auseinander gesetzt habe. Wir haben bei dem Kleinen Glücksspiel versucht, uns
sehr, sehr intensiv damit auseinander zu setzen und ich sage hier: Wider
besseren Wissens wird hier von Kollegen Ellensohn der Kollege Hahn ins Spiel
gebracht.
Ich habe während der gesamten Auseinandersetzung mit
diesem Inhalt nie eine Intervention durch den Kollegen Hahn erlebt, ganz im
Gegenteil, er hat sich da sehr zurückgehalten. Ich sage das, weil es unfair
wäre, wenn ich hier etwas anderes sagen würde und deswegen möchte ich diese
Behauptung des Kollegen Ellensohn so nicht im Raum stehen lassen. (Beifall bei der SPÖ und der ÖVP.)
Beim Kleinen Glücksspiel haben wir versucht, die
soziale Verantwortung durch diejenigen, die dieses Kleine Glücksspiel
betreiben, wirksam werden zu lassen. Das ist kontrolliert, wir haben es auch
technisch kontrolliert und es ist im Gesetz so vorgesehen, der Einsatz, der
möglich ist, ist im Gesetz begrenzt, wird er überschritten, wird laut Gesetz
Gesetzesbruch begangen. Die Automaten, die eingesetzt werden, müssen über eine
Kommission laufen und es findet eine technische Kontrolle statt.
Und zusätzlich ist hier der Jugendschutz ein ganz
wichtiges Anliegen von uns gewesen. Daher sage ich dazu, ich würde beides nicht
vergleichen, ich würde es auch nicht in einen Topf werfen. Hier ist eine
Lösung, die wir initiiert haben und daher auch natürlich sehr unterstützen, die
dieses Hütchenspiel aus den Geschäftsstraßen, aus den Märkten verbannen soll,
damit die betroffenen Personen, nämlich die Armen der Ärmsten, dadurch nicht
weiter zu Schaden kommen. (Beifall bei
der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als
Nächster ist Abg Jung zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Mein Vorredner hat mich doch dazu gereizt. Ich bin
sonst kein Freund des Kollegen Ellensohn, aber da muss ich ihm zustimmen, und
mehr als zustimmen. Und auch insofern, weil der Vorredner gesagt hat, man kann
die beiden Spiele nicht vergleichen. Das ist wahrlich wahr, denn im Kleinen
Glücksspiel werden die Leute, im wahrsten Sinne des Wortes, am laufenden Band
ruiniert.
Ich habe mich nämlich sehr intensiv mit der
Geschichte befasst und bezeichnend allein ist die Sache, wie das Gesetz in
Niederösterreich eingeführt worden ist, wo ja sehr maßgeblich auch ein
Bezirksrat aus meinem Bezirk beim Zustandekommen dieses eigenartigen
Bescheides, der ja auch vom niederösterreichischen Kontrollamt untersucht wurde
und in welchem nicht bloß massive Fehler, sondern Unordentlichkeiten
festgestellt wurden, mitgewirkt hat. Das hat ja auch zu Folgen im Amt geführt.
Hier wurde mit allen Mitteln das Kleine Glücksspiel in Niederösterreich
durchgesetzt. Auch über den – das muss man durchaus dazu sagen - Kopf der
damals abwesenden Landesrätin der Sozialdemokraten hinweg, die das nicht
wollte. Das muss man fairerweise sagen.
In Wien schaut es anders aus. Da
habe ich die Frau Stadträtin im Zusammenhang mit dem Praterkonzept angesprochen
und sie hat gesagt, das sei halt ein Teil des Lebens. Ja, so kann man es auch
nehmen. Auch Raub ist ein Teil des Lebens, aber wir werden uns damit nicht
abfinden, und Diebstahl ist ein Teil des Lebens, und wir werden uns damit nicht
abfinden. Und irgendeine Form des Diebstahls ist in der Praxis das Kleine
Glücksspiel auch, denn wenn Sie uns weis machen wollen, Sie haben sich damit
intensiv auseinander gesetzt und man kann nicht mehr als diese 50 Cent
verspielen, dann
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular