Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 90
(FSP – 04290 – 2006/0001 –KVP/LM) Sie wurde
von Herrn Abg Franz Ferdinand Wolf gestellt und ist ebenfalls an den Herrn
Landeshauptmann gerichtet. (Im Gegensatz
zu anderen vergleichbaren Bundesländern wie Niederösterreich und Oberösterreich
verfügt Wien über kein eigenes Landesmusikschulgesetz. Gibt es von Seiten des
Landes Wien Bestrebungen, ein eigenes Landesmusikschulgesetz zu beschließen,
mit dem pädagogisch-didaktische Qualitätsstandards und ein Anrecht auf einen
sofortigen Ausbildungsplatz geschaffen werden?)
Ich ersuche um Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Vergleichbare Bundesländer zu Wien gibt es nicht, da
in allen anderen Bundesländern die Musikschulen sowohl vom Land als auch von
den Gemeinden finanziert werden. Diese finanzielle Abhängigkeit von mehreren
Partnerinnen und Partnern erschwert auch die inhaltliche Autonomie und
Entwicklungsmöglichkeit der Musikschulwerke. Aus diesem Grund gibt es intensive
Bestrebungen zur Schaffung von Musikschulgesetzen, die eine kontinuierliche
Entwicklung und Sicherung von Qualitätsstandards gewährleisten sollen. Um
pädagogische Qualitätsstandards in den Musikschulen zu gewährleisten und vor
allem bundesweit festzuschreiben, wird derzeit von den Musikschulwerken
beziehungsweise sonstigen, in den einzelnen Bundesländern für das
Musikschulwesen Verantwortlichen ein gemeinsamer Rahmenlehrplan für die
Musikschulen in Österreich ausgearbeitet.
Die Musik- und Singschule Wien arbeitet nach einem
Bildungsauftrag, Bildungszielen und Qualitätskriterien, die in einem Statut
verankert sind. Ein Anrecht auf einen sofortigen Ausbildungsplatz für alle
interessierten Kinder und Jugendlichen kann momentan, wie auch in allen anderen
Bundesländern, durch die Musik- und Singschule Wien nicht gesichert werden.
Allerdings stehen auch von anderen Bildungseinrichtungen, wie zum Beispiel der
Volkshochschule oder dem Musischen Zentrum, musikalische Angebote zur
Verfügung, um das Angebot im Bereich der Musikausbildung zu erweitern. Diese
Einrichtungen erhalten auch Förderungen von der Stadt Wien. Ich sehe daher
seitens des Landes Wien derzeit keine Notwendigkeit, ein Landesmusikschulgesetz
vorzuschlagen.
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Danke schön. Wir kommen zur 1. Zusatzfrage: Herr Abg Dr Wolf.
Abg Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann!
Ich gehe nicht auf die Frage ein, ob Wien als Land
und Gemeinde nicht mit anderen Bundesländern vergleichbar ist, sondern nehme
zur Kenntnis, dass Sie kein Landesmusikschulgesetz installiert wissen wollen.
Warum, ist mir nicht klar geworden.
Ich komme aber zur nächsten Frage: Im Unterschied zu
Niederösterreich, wo Ihr Freund, Lhptm Pröll, sich stündlich um die
Schulen kümmert, wie Sie soeben gesagt haben, hat Wien 30 Musikschulen,
Niederösterreich hat 420. Wie erklären Sie diesen qualitativen und
quantitativen Unterschied?
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Den qualitativen Unterschied kann ich bei weitem
nicht erkennen! Aber es ist doch relativ einfach nachvollziehbar, dass in einem
Flächenbundesland diesbezüglich ein anderes Angebot da zu sein hat als in einem
konzentrierten Bundesland, wie das in Wien der Fall ist. Das ist in vielen
anderen Bereichen auch so. Sie werden mit Sicherheit feststellen können, wenn
Sie sich ein bisschen Mühe geben, dass es in Niederösterreich etwa zehnmal so
viele Sportplätze gibt wie in Wien. So gesehen, ist das wohl relativ leicht
erklärbar, ohne dass man dazu meine Hilfe braucht!
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Danke schön. Wir kommen zur 2. Zusatzfrage: Herr Abg
Mag Stefan. – Bitte.
Abg Mag Harald Stefan (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Es wird
immer wieder beobachtet, dass der Musikernachwuchs zu wünschen übrig lässt.
Beim Brahmswettbewerb war nur ein Österreicher unter 36 Teilnehmern. Es
scheint hier also gesamtösterreichisch ein Problem zu geben, aber insbesondere
in Wien.
Meine Frage: Haben Sie nicht Angst, dass wir
diesbezüglich auch als Musikstandort den Anschluss verlieren, und wollen Sie
das daher nicht zur Chefsache machen, um einmal etwas zu verbessern?
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Gerade bei solchen großen Musikwettbewerben ist es
üblich, dass diejenigen, die zu uns – etwa an die Musikhochschule –
kommen, um sich hier einer Ausbildung zu unterziehen, an diesen
Musikwettbewerben teilnehmen. Bei den nationalen Musikwettbewerben, an welchen
auch die Musikwerke und Musikschulen teilnehmen, sehe ich eine große Zahl von
äußerst begabten jungen Musikern und einen wirklich sehr hohen qualitativen
Standard. Wenn ich mir gleichzeitig die Aufnahmekriterien und Auslesekriterien
etwa bei den Wiener Symphonikern, aber auch bei den Wiener Philharmonikern
ansehe – in zunehmendem Ausmaß werden nun Gott sei Dank auch Frauen in die
engere Auswahl gezogen und aufgenommen –, dann stelle ich fest, dass zum
erheblichen Teil Österreicherinnen und Österreicher dabei sind.
Sie dürfen mir glauben, dass ich
sehr froh bin, dass insbesondere im tertiären Bildungsbereich auch der
Internationalität der Musik Rechnung getragen wird. Daher sage ich: „Ja“ Wir
haben uns zu bemühen, um auch in diesem internationalen Wettbewerb bestehen zu
können, und wir haben uns selbstverständlich auch zu bemühen, dass gerade in
den Musikschulen und Musikwerken Schülerinnen und Schüler für die
Musikhochschulen ausgebildet werden, die in diesem internationalen Wettbewerb
bestehen können. Daran bin ich höchst interessiert, denn Kultur ist das
Aushängeschild gerade
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