Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 90
Sie sind nach der österreichischen Bundesverfassung
der Präsident des Wiener Stadtschulrates, auch wenn Sie diese Funktion quasi
nicht aktiv ausüben. Was sagen Sie eigentlich dazu, dass laut den internen
Richtlinien des Stadtschulrates eine Hauptschulklasse erst mit 26 Schülern
aufgemacht wird, obwohl Sie vom Bund auf 10 Hauptschüler einen
Lehrerposten finanziert bekommen? Könnten Sie nicht Ihren verfassungsmäßig
garantierten Einfluss dazu benützen, dass wir diese Zahl in Wien auf die von
Ihnen gewünschten 25 oder gar 22 Schüler reduzieren? (LhptmStin Grete Laska: Sie haben das in sechs Jahren mit Ihrer
Ministerin nicht geschafft, und jetzt wollen Sie das von uns verlangen!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Bitte,
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Abgeordneter!
Sie können ganz sicher sein, dass ich meinen
verfassungsmäßig garantierten Einfluss genau so wahrnehme wie etwa mein Freund,
der Landeshauptmann von Niederösterreich Erwin Pröll, der bekanntlich täglich
mit der Frage der Volks- und Hauptschulen in Niederösterreich beschäftigt ist
und sich täglich beziehungsweise stündlich darum kümmert… (Zwischenruf von
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager.) Das ist unbestritten! Er
kümmert sich stündlich darum, dass die Klassenschülerhöchstzahlen entsprechend
gesenkt werden.
Überhaupt gar keine Frage: Ja! Ich bin der Auffassung
und stehe auch dazu, dass die Klassenschülerhöchstzahl auf 25 gesenkt werden
soll, und daher werden und wollen wir das auch gemeinsam tun. Wir werden aber
fraglos alle miteinander zur Kenntnis nehmen müssen, dass man das nicht zum
Nulltarif bekommt! Das muss man dabei auch immer bedenken! (Zwischenruf von
Abg Dr Matthias Tschirf.) Jawohl. (Weiterer Zwischenruf von
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager.)
Sie sollten sich langsam umgewöhnen, gnädige Frau! Es
wäre eine gute Idee, wenn Sie sich langsam umgewöhnen!
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir
kommen zur 3. Zusatzfrage: Ich bitte Herrn Abg Jung, sie zu stellen.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Ich will nicht auf die Zeiten zurückgehen, zu denen
Sie oder ich in die Schule gegangen sind, denn da war bekanntlich vieles
anders, sondern ich will nur auf die Zeiten vor der Wahl in Wien zurückgehen.
Für mich stellt sich die Frage, weil es, wenn ich Ihre Antwort höre, für mich
so klingt, als ob Ihnen das nicht bekannt gewesen wäre: War Ihnen vor dem
1. Oktober 2006 bekannt, dass diese Zustände in Wiener Schulen mit
wesentlich höheren Schülerzahlen als der zum Beispiel von Ihrem
Wissenschaftssprecher Broukal geforderten Zahl bestehen? Dann müsste man
nämlich annehmen, dass Ihre Wahlversprechen nicht ganz so ernst gemeint waren
und dieser Punkt ebenso wie der Eurofighter und andere Punkte nur eine
Verhandlungsmasse für die Koalitionsgespräche darstellen!
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Herr Abgeordneter! Sie haben Recht: Wir wollen wirklich nicht zurückgehen in
die Zeit, als wir zur Schule gegangen sind! Es ist ganz gut, wenn man manches
im Dunkel des Vergessens und Verdrängens belässt, denn die Zeiten sind ja Gott
sei Dank vorbei! Wir haben eine wohltuende Eigenschaft: Wir erinnern uns meist
nur an das Schöne in unserem Leben, und ich glaube, das macht letztendlich sehr
viel Sinn, denn dann müssen wir weniger psychisch verarbeiten.
Aber um auf Ihre eigentliche Frage zurückzukommen: So
fremd kann Ihnen all das nicht sein. Herr Abg Posch und andere haben im
Nationalrat eine Anfrage eingebracht, die sich sehr detailreich mit all diesen
quantitativen Fragen der Bildungspolitik beschäftigt. Diese Anfrage wurde von
Seiten der Unterrichtsministerin mit 1. September beantwortet und liegt
schriftlich auf. Ich gehe daher davon aus, dass diese Zahlen allen bekannt
sind! Es ist nichts Fremdes und nichts Neues dabei. Ich stelle fest –
obwohl dies nicht Gegenstand einer Fragestunde des Landtags sein kann –,
dass jedenfalls die politischen Positionen, die die Sozialdemokratie im
abgelaufenen Wahlkampf genannt hat, zweifelsohne ernst gemeint sind und wir
diese auch umsetzen wollen.
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Danke schön. - Wir kommen zur 4. Zusatzfrage: Frau Abg Jerusalem,
bitte.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Landeshauptmann!
Sie haben die Durchschnittszahlen für Wien gerade mit
25,1 in der Hauptschule und 23 Komma irgendetwas in der Volksschule genannt.
Wäre es da nicht sinnvoll und auch praktisch möglich, dass man sagt, die
Höchstzahl ist in Wien 25?
Ich habe heute einen Antrag eingebracht, man möge das
Wiener Schulgesetz dahin gehend ändern, dass die Höchstzahl dort nicht mit 30,
sondern mit 25 festgesetzt ist, um auch der Abteilung zu signalisieren, dass
sie so arbeiten müssen, dass das erreicht wird.
Jetzt gibt es vielleicht eine Regierungsbeteiligung
der SPÖ. Daher meine Frage: Können Sie sich unter dem Vorzeichen einer
Regierungsbeteiligung der SPÖ vorstellen, dass man diesen kleinen Schritt macht
und die Klassenschülerhöchstzahl im Wiener Schulgesetz mit 25 ansetzt?
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Ich kann mir so etwas grundsätzlich schon vorstellen, und zwar ganz unabhängig
von der Frage der Regierungsbeteiligung der SPÖ, denn sonst hätte die SPÖ nicht
einen entsprechenden Antrag im Nationalrat schon vor den Wahlen eingebracht.
Daher würde ich meinen, dass man über die Umsetzung eines solchen Antrags und
auch über alle Folgeerscheinungen, die es dann gibt, spricht. Wir sind
sicherlich zu ernsthaften Gesprächen in allernächster Zeit bereit.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. - Wir kommen zur 2. Anfrage
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