Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 90
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Einen
schönen guten Morgen, meine Damen und Herren!
Ich darf Sie herzlich begrüßen und die
6. Sitzung des Wiener Landtages eröffnen.
Entschuldigt sind die Abgen Ing Mag Dworak,
Dipl Ing Gretner, Mag Gudenus und Mag Vassilakou bis
13 Uhr.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Frage (FSP – 04292 – 2006/0001 –
KGR/LM) wurde von Frau Abg Susanne Jerusalem gestellt und ist an den
Herrn Landeshauptmann gerichtet. (In Wien
gibt es Hauptschulklassen mit 29 SchülerInnen und Volksschulklassen mit
27 SchülerInnen, wie rechtfertigen Sie diese Entscheidungen?)
Ich bitte um Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrte Frau Abgeordnete!
Die für die Volks- und Hauptschulen gesetzlich
vorgesehene Klassenschülerhöchstzahl von 30 stellt eine Maximalzahl dar, die in
Wien im Schuljahr 2005/2006 mit einer durchschnittlichen Klassengröße von 23,9
Schülerinnen und Schülern pro Klasse in Volksschulen und 25,1 Schülerinnen
beziehungsweise Schülern pro Klasse in Hauptschulen deutlich unterschritten
wurde. Grundsätzlich ist Wien natürlich bestrebt, die Klassenschülermittelwerte
aus pädagogischen Gründen so niedrig als möglich zu halten.
Auf Grund der nicht bedarfsgerechten Berücksichtigung
von Bereichen wie zum Beispiel des sonderpädagogischen Förderbedarfs und der
Tagesbetreuung in den vom Bund genehmigten Stellenplänen müssen jedoch an
manchen Volks- und Hauptschulstandorten Klassen mit zwischen 25 und 30 Schülerinnen
und Schülern gebildet werden. Eine Senkung der tatsächlichen
Klassenschülerhöchstzahl – wie auch beschlossen – würde mit
Sicherheit die Beistellung zusätzlicher Lehrerressourcen durch den Bund
erforderlich machen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Die
1. Zusatzfrage: Frau Abg Jerusalem. – Bitte.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Danke, Herr Landeshauptmann.
Für ganz konkrete Schulen, etwa die Hauptschule
Afritschgasse oder die Volksschule Kleine Sperlgasse, sind natürlich durchschnittliche
Zahlen kein Trost, da sie selbst 29 beziehungsweise 27 Kinder in der Klasse
haben.
Mein Eindruck ist, dass dahinter durchaus
Missmanagement steht, das in den Abteilungen solche Ergebnisse produziert. Die
notwendigen Lehrerinnen und Lehrer sind ja da. Rückflüsse aus den AHS in die
Hauptschulen gibt es jedes Jahr, das ist nichts Erstaunliches.
Ich will Sie nicht mit einem Thema sekkieren, das Sie
nicht interessiert. Im Grunde genommen ist es aber doch so, dass Sie, Herr
Landeshauptmann, auch Präsident des Stadtschulrates sind, und daher hege ich
immer die Hoffnung, dass Sie sich, wenn ich derartige Zahlen an Sie herantrage,
ganz insgeheim denken: Da hat sie eigentlich Recht, da sollte man etwas tun! (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Wer
weiß, was du insgeheim denkst! Das wissen wir nicht!)
Deswegen frage ich jetzt in der ganzen Zurückhaltung,
zu der ich imstande bin. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Wäre es vielleicht
möglich, dass Sie sich da einschalten? (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Bitte,
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Diesen Applaus
hat sie verdient! So weich kreativ habe ich die Frau Abgeordnete noch selten
erlebt! (Heiterkeit bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Frau Abgeordnete! Ich lasse jetzt einmal den kleinen
Widerspruch außer Acht, dass Sie meinen, dass mich das erstens nicht
interessiert und ich mir zweitens insgeheim denke, dass Sie Recht haben. –
Das ist ein Widerspruch in sich! Würde es mich nämlich nicht interessieren,
dann würde ich mir das auch nicht denken! Sie können aber ganz sicher sein: Es
interessiert mich natürlich! Und natürlich weiß ich auch, dass wie jeder Mensch
auch Schüler respektive Eltern nicht im Durchschnitt leben, sondern in der
jeweils konkreten Lebenssituation. Sie dürfen mir glauben, dass das für mich
zweifelsohne ein sehr wichtiger Aspekt ist, auch wenn ich die Frage der
Qualität der Ausbildung nicht nur an der Quantität der Schüler festmache.
Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen: Als ich
in die erste Klasse Mittelschule gegangen bin, waren wir 63 Schüler in
einer Klasse. Zugegebenermaßen war das eine katholische Schule mit
Öffentlichkeitsrecht, da kann so etwas schon einmal vorkommen. Es sind durchaus
viele jesuitisch gut ausgebildete Menschen unter uns, das hat fraglos auch
seine Vorteile, da lernt man auch was fürs Leben.
Natürlich wollen wir uns bemühen, diese
Klassenschülerhöchstzahl entsprechend zu senken. Sie wissen aber noch besser
als ich, dass dies nicht zuletzt auch eine Frage der Lehrerressourcen ist.
Sie haben allerdings heute einen neuen Aspekt in
Ihrer Diskussion eingebracht, den ich bisher nur von der anderen Seite gehört
habe, nämlich den der Misswirtschaft. – Sie können ganz fest davon
ausgehen, dass ich diesem impliziten oder expliziten Vorwurf durchaus nachgehen
werde, denn er interessiert mich sehr! Es geht hiebei einfach um die Frage, wie
wir mit vorhandenen Ressourcen tatsächlich umgehen. Und es geht mir auch darum,
nach den neuen Entscheidungen, die das österreichische Volk getroffen hat,
nunmehr gerade auch in diesem Bereich einen Neubeginn zu setzen. Diese Chance
darf man nicht vorübergehen lassen, wenn man in der Tat an einer
Neuorientierung des Bildungssystems und an der Wahrung der Zukunftschancen
unserer Kinder ernsthaft interessiert ist. Daher beschäftige ich mich
selbstverständlich damit, um Ihre eigentliche Frage zu beantworten.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. - Wir kommen zur 2. Zusatzfrage: Herr Abg Dr Aigner. -
Bitte.
Abg Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
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