Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 84
engagiert agiert, dann ist das prinzipiell in
Ordnung. Aber es geht hier, wie aus den vorliegenden Informationen hervorgeht,
um etwas ganz anderes. (Zwischenrufe von Abg Dr Michael LUDWIG.) Es
geht um Einladungen, Flüge, Geschenke. Wenn das nur halbwegs stimmt, dann ist
das wirklich eine schlimme Sache und hat nichts damit zu tun, dass sich jemand
in sozialem Engagement beziehungsweise im Zuge seines Dienstes um Leute
kümmert, denen es wirklich schlecht geht. Ich bitte Sie, das doch auseinander
zu halten!
Ich freue mich schon jetzt, von Ihnen die genannten
Unterlagen zu bekommen, denn meine Informationen sind andere, dass nämlich im
Jahr 2000 vom Innenministerium festgestellt wurde, dass bereits seit 1994
kriminalpolizeiliche Ermittlungen vorliegen. Ist das falsch? Haben wir da
falsche Informationen bekommen? Im Jahr 2000 haben bereits mehrere
Hausdurchsuchungen stattgefunden. Und die Anträge des Finanzamtes 6/7/15
vom 13.3.2000 haben zur Einleitung von Voruntersuchungen geführt. Es ist
eigentlich undenkbar, dass das die Justizbehörden nicht gewusst haben! Ich
schaue mir das gerne bei Ihnen an, möchte aber mit Verlaub noch einmal sagen:
Es geht hier wirklich um ein bisschen etwas anderes. Es ist verständlich, dass
man das hier jetzt auf einen engagierten Beamten herunter bricht, der in
Wirklichkeit nur helfen wollte. Tatsächlich geht es aber um eine sehr
aufklärungsbedürftige Situation, und es geht auch darum, dass es nicht
vorstellbar ist, dass diese Urkunden vorliegen. Wer das allzu blauäugig
angenommen hat, der muss auch genauer untersucht werden! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Jung. – Ich
erteile es ihm.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Meine Damen und Herren!
Ich habe mich mit dieser Sachlage nicht besonders
genau befasst, weil ich, wie Sie sehen, ursprünglich nicht als Redner
eingeteilt war. Aber ein kleines Resümee aus der Debatte möchte ich jetzt schon
ziehen.
Einleitend möchte ich sagen: Herr Bürgermeister! Ich nehme
an, Sie haben das nur so formuliert. Ich habe bei diesen Punkten sehr gut
aufgepasst, und Sie haben gesagt, dass keinerlei Kontakt mehr von Ihrer Seite
erfolgt ist. Und ich nehme an, dass auch von der Seite des Herrn Makarenko kein
Kontakt mehr bei Ihnen erfolgt ist. (Lhptm Dr Michael Häupl: Sie hätten
nicht General, sondern Staatsanwalt werden sollen!)
Ich habe nur aufgepasst! Wenn Sie sprechen, bin ich
immer sehr aufmerksam, Herr Bürgermeister! Ich nehme also an, dass es sich
tatsächlich so verhalten hat. Im Zusammenhang mit Herrn Makarenko zeigen sich
ja zwei Probleme an sich: Das eine ist der – im Gegensatz zu dem, was Frau
Kollegin Korun gesagt hat – bekannt lockere Umgang mit der
Staatsbürgerschaft in Wien. Wien ist jenes Bundesland, welches am ehesten
Staatsbürgerschaften verleiht, und zwar vor der ursprünglich vorgesehenen Frist
in Form der vorzeitigen Verleihung. Das ist nichts Neues hier. Das ist in Wien
Praxis, und diese Praxis wird sicherlich nicht ohne Wissen der dahinter
stehenden Politiker geübt. Diese Art der Praxis hat lange Zeit der Tendenz der
SPÖ entsprochen. In letzter Zeit scheint das etwas anders zu sein. Jetzt hat
Parteivorsitzender Gusenbauer bei der Einbürgerungspolitik eine andere Linie
vorgegeben. Wie wir gestern erfahren haben, sollen jetzt nur noch diejenigen
eingebürgert werden, die der Republik Österreich nutzen, und die
Staatsbürgerschaftsverleihung soll in Zukunft sozusagen nicht jedermanns
Anrecht sein, der zu uns kommt, sondern eine besondere Leistung beziehungsweise
fast ein Geschenk, das die Republik dem Bewerber in gewissem Ausmaß macht.
Die Einbürgerungspolitik der SPÖ hat sich offenkundig
in den letzten Tagen unter dem Druck verschiedenster Ereignisse von außen etwas
verändert, wie sich auch die Einbürgerungspolitik der GRÜNEN verändert hat.
Frau Kollegin Korun ist wahrscheinlich deswegen hier herausgekommen, weil sie
den Pressedienst ihrer Jugendorganisation von heute gelesen hat, wo der eigenen
Partei vorgeworfen wird, dass sie offenbar als Vorleistung an eine künftige
Koalition plötzlich eine schärfere Einwanderungspolitik machen will. – Man
ist in diesem Fall nicht verstimmt, es kommt nur klar heraus, was wirklich
läuft. Sie sind wie Gusenbauer bereit, Grundsätze zu opfern, um in eine
Regierung hineinzukommen! (Beifall bei
der FPÖ.)
Zweiter Punkt: Dieser Herr ist nicht nur zum
Bestandteil eines Problems geworden, nämlich der massenhaften Einbürgerung, die
bei uns erfolgt, sondern er ist auch in den Verdacht gekommen, beim
Vorsteuerabzug massive Betrugshandlungen gesetzt zu haben. Und genau jener
Punkt wird derzeit in der EU am meisten verfolgt. Das häufige Delikt des
Vorsteuerbetrugs hat sogar unseren Herrn Finanzminister dazu bewegt, eine der
wenigen wirklichen österreichischen Initiativen während der EU-Präsidentschaft
zu setzen, um dem Vorsteuerbetrug einen Riegel vorzuschieben, was dann aber
leider fehlgeschlagen ist. – Ganz so unbekannt ist dieser Herr Makarenko
also nicht, und er ist auch nicht irgendein kleiner Mann, der plötzlich im Büro
aufgetaucht ist. Ich werde darauf noch detaillierter in Richtung Kollegen
Schuster eingehen.
Wir haben hier, wie gesagt, ein zweifaches Problem:
Das eine ist die vorzeitige Verleihung der Staatsbürgerschaft, und das zweite
ist, dass aus dem Umfeld des Herrn Bürgermeisters eine Intervention vorgenommen
wurde. (Abg Heinz-Christian Strache: Noch dazu für ein SPÖ‑Mitglied!)
Ja! Noch dazu für ein SPÖ-Parteimitglied, wie ich gerade höre.
Jeder von uns, der Beamter ist,
weiß, wie so etwas läuft, wenn ein Herr Bundesminister oder der Herr
Bürgermeister etwas wünscht. (Abg Mag Rüdiger
Marsch: Ach so?) Ja! Ich sage das ganz bewusst, weil ich das auch aus einem
anderen Ministerium kenne. Und wenn ein Beamter sich dagegen wehren will und
fragt, ob er eine schriftliche Weisung bekommen kann, dann muss er eh schon
sehr mutig sein! Und wenn er noch mutiger ist, kann er das in einem
Aktenvermerk festhalten, aber das muss er sich erst einmal trauen! Das ist für
einen kleinen
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