Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 84
Diesbezüglich ist es aber nach wie vor - und das hat sich in den letzten Jahren nicht geändert -, je nachdem, welche Operation man vor sich hat, notwendig, Wochen bis Monate zu warten. Es ist die Situation nach wie vor so - und ich hoffe, dass das niemandem von uns passiert -, wenn man einmal einen Unfall hat und auf die Notfallchirurgie kommt, dass es sein könnte - ich wünsche das niemandem -, dass man von einem Arzt oder einer Ärztin operiert wird, der/die gerade 36 Stunden hintereinander Dienst gemacht hat. Da muss man sich dann nämlich langsam doch zu fürchten beginnen! - Ich sage aber gleich dazu: Das ist nicht alles die Stadt Wien!
Gesundheitspolitik – ich sage das hier auch deshalb,
weil dieses Thema immer wieder quer durch alle Medien geistert - ist ein
Zusammenspiel von Bundespolitik und Landespolitik. Ich hoffe, darin sind wir
uns alle einig. Und da habe ich das Gefühl, dass in den letzten Jahren tatsächlich
vor allem der Einsparungsgedanke regiert und nicht der Gedanke: Wie schafft man
für Patienten und Patientinnen in der Gesundheitspolitik beziehungsweise für
pflegebedürftige Menschen in der Pflege die bestmögliche Unterstützung,
Hilfeleistung und Versorgung? - Das ist der zentrale Kritikpunkt.
An einem Beispiel, an einem klitzekleinen Beispiel
möchte ich dokumentieren, wie sich das für mich in den letzten 6 Jahren
oder 5 Jahren – seit ich eben im Wiener
Krankenanstalten-Zusammenarbeitsfonds drinnen gesessen bin und jetzt in der
Wiener Landesgesundheitsplattform - dargestellt hat.
Einer der ersten Punkte, als ich im
Krankenanstalten-Zusammenarbeitsfonds drinnen saß, war, mir anzusehen: Wie
werden die finanziellen Mittel für die ambulanten Leistungen aufgeteilt? - Ich
las in den Unterlagen, dass es einen Aufteilungsschlüssel gibt, der, glaube
ich, aus dem Jahre 1978 stammt, wenn ich es richtig im Kopf habe, und ich
fragte nur ganz sanft nach: Entschuldigung, haben sich nicht die
Ambulanzleistungen in den einzelnen Abteilungen verändert? – Ich bekam als
Antwort: O ja! – Da sagte ich, in meinem ersten Jahr als Gemeinderat damals: Na
ja, und schließen wir daraus nicht, dass wir vielleicht den Ambulanzschlüssel
anpassen sollten? – Die Antwort war: O ja; wir warten darauf, dass uns der Bund
erklärt, wie wir das berechnen sollen! (Heiterkeit bei Abg Dr Matthias
Tschirf.) - Das ist die Kurzfassung dessen. (Abg Dr Matthias Tschirf: Das ist aber nicht schlecht!) Und das hat
sich durch fünf Jahre hindurch wiederholt, und es werden noch immer die
Ambulanzgelder ganz genau so verteilt wie vor fünf Jahren!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nichts
dokumentiert deutlicher den Stillstand in der Gesundheitspolitik. Genau deshalb
glauben wir, dass es notwendig ist, dass sowohl auf Bundesebene als auch auf
Landesebene wirklich einmal die zentralen Bedürfnisse der Menschen in den
Vordergrund gerückt werden und dass man wirklich versucht, zunächst einmal mit
den vorhandenen finanziellen Mitteln auszukommen – und ich sage gleich vorweg:
Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sagen, wir müssen im Gesundheitsbereich
sparen, überhaupt nicht! Aber wir müssen die Mittel effizient einsetzen;
effizient im Sinne der Patienten und Patientinnen und auch sinnvoll, was
Arbeitszeiten betrifft und was die Beschäftigten betrifft. Na
selbstverständlich! - Das sind Punkte, die angegangen gehören, und da muss man
sich natürlich dort, wo tatsächlich Geld verschwendet wird, trauen, einen
Schlussstrich zu ziehen. Und man muss die Entwicklungen im Gesundheits- und im
Pflegebereich wirklich permanent weiterverfolgen und diesbezüglich reagieren.
Ich bringe noch ein Beispiel aus meinem persönlichen
Bereich - und das, glaube ich, sind diese Kleinigkeiten, die man leicht ändern
könnte -: Als meine Großmutter im Alter von 87 Jahren im Spital lag, war
das Schlimmste für sie, dass jeden zweiten Tag neben ihr jemand gestorben ist.
- Das sind Dinge, die man relativ leicht ändern kann durch ein anderes
Belagsmanagement, die man leicht ändern kann, indem man beginnt, tatsächlich
auf die Bedürfnisse der Menschen besser zu reagieren.
Das wünsche ich mir für das Gesundheitssystem. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächste Rednerin
ist Frau Abg Praniess-Kastner zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
Abg Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Meiner Kollegin Ingrid Korosec haben Sie den
Kontrollamtsbericht bis dato nicht geglaubt. Ich habe hier den Bericht mit und
werde dann gerne daraus zitieren. (Abg
Godwin Schuster: Nein, es ging nur um den Rechnungshofbericht!) Wenn Sie
dann Zwischenrufe haben, dann werde ich jeweils die passende Seite aufschlagen
und Ihnen daraus vorlesen. (Beifall bei der ÖVP. - Abg Marianne Klicka: Sie können ihn nicht haben, denn es gibt ihn noch
nicht!)
Der Wiener Krankenanstaltenplan sollte sich am realen
und auch demographisch bestimmten Bedarf orientieren. Seit 2003 haben wir die
Vorgaben bereits auf dem Tisch liegen: Festgestellt wird die Notwendigkeit des
Abbaus von Akutbetten - das ist bis dato noch nicht passiert (Abg Erika Stubenvoll: Wer sagt das? – Abg
Godwin Schuster: Wer sagt das? Sie hätten der Frau Kollegin zuhören sollen,
dass abgebaut wurde!) -, und im Gegenzug dazu sollte es zu einer
Aufstockung bei den geriatrischen Betten kommen.
Laut Wiener Krankenanstaltenplan
sollte es derzeit in Wien 457 Betten in akutgeriatrischen Abteilungen
geben, aber: Tatsächlich gibt es 333 Betten. Das sind nach meiner Rechnung
- ich denke, Sie werden mir zustimmen - 124 Betten weniger als vereinbart.
Und statt der angekündigten 14 Akutgeriatrien gibt es in Wien gerade acht
davon. Hier schließt sich wieder der Kreis: Das Nichteinhalten des Wiener
Krankenanstaltenplans erhöht die Zahl der Procuratio-Patienten in der internen
Abteilung, und damit kommt es zu einer Fehlbelegung der Spitalsbetten, und das
bedingt Gangbetten. (Abg Kurt Wagner:
...die Procuratio-Fälle? Ich hab' Ihnen das
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