Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 84
konnte, sehr persönlich untergriffig werden - was bei
Ihnen natürlich wieder einmal auf eine gewisse Nervosität schließen lässt. Und
Sie sind ein Meister darin (Abg Anica Matzka-Dojder: Eine Meisterin!)
– ja -, politische Seifenblasen loszulassen: Sie stellten sich mit Herrn
Finanzstadtrat Rieder medienwirksam hin und verkündeten einen Pakt zwischen der
Stadt Wien und dem Krankenanstaltenverbund. Und für die Jahre 2006 bis 2009 sei
geplant, größere Finanzmittel von städtischer Seite für den Spitals- und
Pflegebereich zur Verfügung zu stellen, wobei diese Mittel für große
Investitionen verwendet werden sollten. - Tatsächlich werden damit aber in
erster Linie lediglich einmal längst überfällige Renovierungen vorgenommen, die
Sie uns nicht als "Investitionen" verkaufen können, bitte! Ich sage
Ihnen, was Investitionen nämlich sind: "Investitionen" bedeutet eine
langfristige Anlage von Kapital in Sachgütern. - Was Sie betreiben, ist
vielmehr das kurzfristige Umschichten in längst überfällige Modernisierungen
und in längst überfällige Umbauten. Da wird zum Beispiel das Preyer'sche
Kinderspital ins Kaiser-Franz-Josef-Spital verlegt. (Abg Erika Stubenvoll: Das ist ja sinnvoll!) Kostenpunkt:
75 Millionen EUR. Die veraltete Krankenanstalt Rudolfstiftung wird
renoviert, wofür 56 Millionen EUR vorgesehen sind. (Abg Erika Stubenvoll: Gott sei Dank!) Das ist zwar sehr gut, aber,
bitte, das ist keine Investition für die Zukunft! (Abg Erika Stubenvoll: Sondern was?) Das ist ein Umbau, bitte! (Abg Erika Stubenvoll: Aber zur Verbesserung für die Patienten!)
Wenn Sie nicht unterscheiden können zwischen einem Umbau und einer Investition!
(Abg Christian Oxonitsch: Und was ist ein Umbau?) Nun, es ist nicht eine
Investition "in die Zukunft" (Abg Christian Oxonitsch: Na, was dann?);
das sollte ja immer geschehen, bitte! (Abg Christian Oxonitsch: Gehen Sie
einmal weg von dem Konzept!)
Das Otto-Wagner-Spital zum Beispiel wird für knapp
13 Millionen EUR saniert. 10 Millionen EUR werden für neue technische
Geräte veranschlagt; Renovierungen, Adaptierungen - aber das sind keine
wirklichen Investitionen, wie man sie erwarten müsste! (Ironische Heiterkeit bei Abg Erika Stubenvoll.) Investitionen
wären zum Beispiel - und jetzt hören Sie zu, jetzt wird es interessant für Sie,
denn jetzt können Sie einmal etwas lernen! (Abg Christian Oxonitsch: Jetzt
bin ich gespannt!) - die Schaffung von Krankenanstalten in jenen
Bezirksteilen Wiens, wo sich Stadtentwicklungsgebiete befinden und wo sich die
Bevölkerung im Gegensatz zu den jetzigen Standorten stark entwickelt hat! (Abg
Christian Oxonitsch: Haben Sie in den letzten zwei Jahren hier aufgepasst?)
– Heute karrt man einfach die Patienten quer durch Wien. So schaut es aus! (Abg
Christian Oxonitsch: Entschuldigung: Haben Sie irgendwie die Entwicklung
mitbekommen?)
Die einzige wirkliche Initiative, die Sie in letzter
Zeit setzten - und da sage ich, das ist eine gute Sache -, ist die Ankündigung
eines SMZ-Nord in Floridsdorf. Aber, bitte, das soll 2011 eröffnet oder fertig
gestellt werden! (Abg Erika Stubenvoll: Das muss auch gebaut werden!)
Aber, bitte, da sind Sie wieder einmal Jahrzehnte zu spät dran, denn Sie hätten
sich doch schon längst einmal die Bevölkerungsentwicklung dort anschauen
sollen! (Abg Erika Stubenvoll: Wir haben
ja ein Spital in Floridsdorf!) - Das ist Ihre Politik! Sie verschlafen hier
alles! (Beifall bei der FPÖ. – Abg Kurt Wagner: Sie haben die
Bevölkerungsentwicklung vorausgesehen! Das wissen Sie seit 10 oder 20 Jahren!)
– Na ja, vielleicht ein bisserl mehr als Sie, wissen Sie. - Aber bitte. Lassen
Sie mich fortfahren, denn ich habe leider nur mehr zwei Minuten Redezeit.
Nicht nur die bloßen Ankündigungen sind das, was hier
nicht umgesetzt wird, denn Sie haben ja schließlich auch die Mittel gekürzt.
Und das laufende Defizit des Krankenanstaltenverbundes ist im Jahr 2005 auch
explodiert. Mit über 650 Millionen EUR waren für die Deckung des
Defizits unserer Spitäler überhaupt mehr Mittel erforderlich als je zuvor,
bitte! Das ist eine Steigerung ihres Defizits in der Höhe von
103 Millionen EUR gegenüber 2004! (Abg Christian Oxonitsch: Jetzt
haben wir zwei Tage lang den Rechnungsabschluss diskutiert, und Sie reden von
einer Mittelkürzung?!) Ja, Sie sollten wirklich einmal Ihren eigenen
Rechnungsabschluss lesen!
Dazu kommen Missstände im Belegs- und
Betreuungsmanagement der Krankenanstalten und Geriatriezentren, die die Lage
weiter verschärfen. 16 Kontrollamtsberichte zur Lage des Gesundheits- und
Sozialwesens in Wien liegen vor, und diese bestätigen Ihre Gesundheitspolitik -
Ihre falsche Gesundheitspolitik!
Präsident Heinz Hufnagl (unterbrechend): Bitte zum Schluss zu
kommen!
Abg David Lasar (fortsetzend):
Ja, danke. - Vor allem ältere Menschen, die zwar pflegebedürftig sind, aber
nicht mehr im Krankenhaus sein müssen, bleiben durchschnittlich 64 Tage in
einem Spitalsbett liegen, und das kostet nur Geld.
Damit komme ich schon zum Schluss: Zum Stichtag des
Prüfberichts 1. Juli 2005 warteten 252 ältere Menschen in Wiener
Spitalsbetten auf einen Pflegeheimplatz.
Ich sage Ihnen: Die Stadt Wien und Sie, Frau
Landesrätin Brauner, sind hier sehr säumig! Seien Sie in Zukunft weniger
untergriffig, sondern machen Sie lieber einmal eine gute Gesundheitspolitik!
Das kann ich Ihnen von hier aus anraten. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als Nächster
zum Wort gemeldet hat sich Herr Abg Dipl Ing Margulies. Ich erteile es
ihm.
Abg Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich beginne mit einem Lob: Wenn man in Wien krank
wird, kann man tatsächlich in ein Spital gehen und muss sich nicht fürchten. In
der Regel wird man gut behandelt. - Das ist aber schon fast das Ende des Lobes,
denn ich glaube, dass es nicht alles sein kann, dass man sich als Patient oder
als Patientin nur nicht fürchten muss, weil es oft genug gerade aus der Sicht
der Patienten und Patientinnen dann darum gehen würde, die ohnedies schon
unangenehme Situation bestmöglich zu gestalten.
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