Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 42
Berichterstatterin LhptmStin
Grete Laska: Sehr geehrte Damen und Herren!
Wie jährlich liegt auch
heuer der Tätigkeitsbericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien für den Zeitraum
2004/2005 vor. Ihnen ist der Bericht bekannt. Wir hatten ihn auch im Ausschuss
auf der Tagesordnung, haben ihn aber, wie üblich, dort nicht diskutiert. Die
Diskussion wird heute hier stattfinden. Darüber freue ich mich!
Ich weiß, dass die beiden
Kinder- und Jugendanwälte unterwegs sind. Offensichtlich war der bisherige
Ablauf im Haus zu schnell. Das spielt aber keine Rolle. Ich freue mich, dass
wir sie hier begrüßen werden, und ich möchte mich jetzt schon bei den beiden
für ihre Umgangsweise mit ihrem Arbeitsumfeld und ihrem Arbeitsauftrag
bedanken!
Ich bitte Sie um
Diskussion und dann auch um Zustimmung zu diesem Tätigkeitsbericht.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke, Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin.
Zu diesem Tagesordnungspunkt
hat sich als Erster Herr Abg Gudenus zu Wort gemeldet. – Ich erteile
es ihm.
Abg Mag
Johann Gudenus, MAIS (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Frau
Vizebürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Uns liegt heute der
Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft 2004/2005 vor. Ich war, ehrlich
gesagt, sehr überrascht, wie ehrlich und klar dieser Bericht – zumindest
teilweise, denn er nennt Symptome, aber keine Ursachen – gefasst ist. Der
Bericht ist vor allem auch entlarvend für die misslungene Integrationspolitik
in Wien.
Natürlich stellen Softguns
eine Gefahr für Jugendliche dar! Das sollte man nicht zu sehr schön reden.
Ich möchte in meiner
Wortmeldung aber eher auf das Kapitel “Zum Heiraten lass’ ich mich nicht
zwingen!“, also auf das Thema Zwangsehe eingehen. – Es ist schockierend,
dass es in unseren Breitengraden und in unserer Gesellschaft so etwas geben
kann! Aber eigentlich – das möchte ich klarstellen – ist das ja gar
nicht unsere Gesellschaft. Es handelt sich um eine Parallelgesellschaft, die
neben beziehungsweise abseits unserer Gesellschaft ungestört existiert, die auf
Grund von übertriebener Toleranz einiger Immigrationsfanatiker erst entstehen
und gedeihen konnten. (Zwischenruf von Abg Dipl Ing Omar Al-Rawi.)
In dieser
Parallelgesellschaft werden junge islamische Mitbürger von ihren Eltern
gezwungen zu heiraten. – Ich zitiere aus dem Bericht: „Der Ehepartner wird
ausgesucht und bis zur Hochzeit wird die Jugendliche zu Hause bewacht und darf
das Haus nicht verlassen.“ Die Definition laut dem Bericht lautet: „Eine
Zwangsheirat liegt dann vor, wenn mindestens einer der Eheleute die Ehe gegen
den eigenen Willen eingeht. Zwangsehen werden unfreiwillig, oft unter massivem
Druck geschlossen. Die Mittel, die von den Herkunftsfamilien dabei angewandt
werden, reichen von emotionaler Erpressung, psychischem Druck hin zur
körperlicher Gewalt und sogar ausgesprochenen Morddrohungen.“ – Soweit das
Zitat aus dem Kinder- und Jugendanwaltschaftsbericht. (Weiterer Zwischenruf
von Abg Dipl Ing Omar Al-Rawi.) Das ist der Bericht, Herr
Kollege!
Vor allem für weibliche
Jugendliche ist das Ganze noch dramatischer. Im Falle der Weigerung wird diese
Ehrlosigkeit „mit schweren Sanktionen bis hin zur Ermordung bestraft“. –
Das zitiere ich auch aus dem vorliegenden Bericht.
Man sieht also, dass sich
Tradition und Religion unter dem Mantel des Islam zu einer die Menschenrechte
missachtenden Sitte vermischen. Das zeigt dieser Kinder- und Jugendanwaltschaftsbericht
ungeschminkt auf. Man kann ihm also sicherlich nicht vorwerfen, dass darin
irgendetwas beschönigt wird. – So weit, so schlecht.
Der Bericht verschweigt
aber, wer eigentlich dafür Verantwortung trägt, dass es zu solchen Missständen
in unserem Land kommen konnte, dass es zur Bildung von Parallelgesellschaften
kommen konnte, die sich nicht mehr integrieren lassen, sondern die – im
Gegenteil! – wachsen und anderen ihre Tradition aufzwingen. Diese
Verantwortung müssen wir heute festmachen, meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Der Bericht zeigt auch
klar auf, dass Zwangsverheiratung nicht unter dem Begriff der kulturellen
Vielfalt einzuordnen ist. Necla Kelek, eine in Istanbul geborene Soziologin,
die jetzt in Deutschland lebt, zeigt in ihren Forschungen Folgendes auf –
ich zitiere –: „Die türkisch-muslimische Gemeinde redet von kulturellen
Traditionen, beruft sich auf Glaubensfreiheit und grenzt sich von der
heimischen Gesellschaft ab; Und findet dafür noch Verständnis bei den Liberalen
und Linken des Gastlandes, die eher bereit sind, ihre Verfassung und ihre
eigenen Traditionen zu ignorieren, als sich den falschen Vorwurf der
Ausländerfeindlichkeit machen zu lassen.“ – Das schreibt Frau Necla Kelek,
eine gebürtige Türkin in ihrem Bericht zum Inneren des türkischen Lebens in
Deutschland.
In Wien sind diese Zustände beziehungsweise Missstände ähnlich, daher
müssen auch wir Ähnliches zur Kenntnis nehmen! Wir sollten hier und heute das
Kind beim Namen nennen: Verantwortlich für diese fehlgeschlagene
Integrationspolitik der Stadt Wien sind vor allem die Integrationsgurus bei Rot
und Grün, und sie sollten sich dafür schämen! Wie ist eigentlich diese –
unter Anführungszeichen – großherzige Toleranz mit der Durchsetzung von
Frauenrechten zu vereinbaren, die Sie ja auch propagieren? (Zwischenruf von
Abg Inge Zankl.)
Wieder
einmal widersprechen sich die linken Gutmenschen selbst! Anscheinend
scheint es ihnen nicht so sehr an der Durchsetzung von Frauenrechten und der
Gleichberechtigung von Mann und Frau gelegen zu sein! – Frau Necla Kelek schreibt, dass sich
in der muslimischen Gemeinschaft eine Trennungslinie zwischen Männern und
Frauen herausgebildet habe. Laut islamischer Lehre sei „die Frau ohnehin kein
Vernunftwesen, sondern ein rein sexuelles Wesen“. – Unsere
Integrationsfanatiker übersehen anscheinend, dass eine Religion, die lehrt,
dass eine Frau von Natur aus nicht gleichwertig ist, im Widerspruch mit unserer
Verfassung steht! Das sage nicht ich, das sagt die gebürtige Türkin Frau
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