Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 42
(Abg
Günter Kenesei: Das glaube ich ohnedies!)
Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, in welch
ernste Lage einige frühere Manager die Bank in den späten 90er Jahren gebracht
hatten, wurde erst vor kurzem bekannt. Dass der ÖGB als Miteigentümer der Bawag und im Besonderen Fritz
Verzetnitsch durch entschlossenes Handeln die Bank im Jahr 2000 vor einer
möglichen Insolvenz gerettet hat, (Abg
Mag Alexander Neuhuber: Gegen welche Gesetze hat er verstoßen!) empfinde
ich persönlich als absolut richtig, denn wenn die Zahlungsfähigkeit der
viertgrößten Bank dieses Landes in Frage gestellt worden wäre, hätte das zu
einer Katastrophe für die vielen Sparer, für die Tausenden Beschäftigten und
für das Image Österreichs (Abg Heinz-Christian Strache: Sie hätten die
Spekulationsgeschäfte nicht durchführen dürfen ohne Sicherheit!) und nicht
zuletzt auch für den Wirtschafsstandort Wien führen können. (Abg Heinz-Christian Strache:
Eurofighter-Geschäfte!)
Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, vergessen
Sie bitte eines nicht: Heute steht die Bawag
wieder auf gesunden Beinen. Ab dem Jahr 2001 hat die Bank begonnen,
die Verluste aus den Risikogeschäften bilanziell zu verkraften. Es wurden bis
heute nach meinen Informationen alle Verluste bewältigt. Gleichzeitig gelang es
der Bawag, die Eigenmittel der
Bank auf 3,3 Milliarden EUR zu erhöhen und damit eine ausgezeichnete und
gesunde wirtschaftliche Basis zu erarbeiten.
(Abg Heinz-Christian Strache: Telekom!)
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, was wir sicher nicht brauchen, ganz sicher nicht brauchen, ist ein
politisches Hickhack und den Versuch, politisches Kleingeld zu wechseln. Was
wir brauchen, ist eine ernsthafte (Abg Heinz-Christian Strache:
1,5 Milliarden sind kein Kleingeld!) Diskussion darüber, wie solches
Managerverhalten künftig verhindert werden kann und zwar nicht nur in der Bawag, sondern auch in der ÖVP oder in
FPÖ-nahen Betrieben. Über das müssen wir uns unterhalten.
Und, meine sehr geehrten Damen und
Herren, wir müssen uns darüber unterhalten, wie Steueroasen trockengelegt
werden können. Nicht nur in der Karibik, sondern auch in Europa, damit es
künftig weniger Spekulationsgeschäfte, aber mehr Geld in Sachinvestitionen
gibt. Und das, meine sehr geehrten Damen und Herren besonders von der ÖVP, wäre
auch ein schönes Thema für die Präsidentschaft der derzeitigen Österreichischen
Bundesregierung. (Abg Dkfm Dr Fritz
Aichinger: Jetzt kommen Sie mit der Regierung!) Aber wir wissen ja, dass
offensichtlich derzeit jede Gelegenheit genützt wird, um an den Wahlkampf zu
denken, anstatt an die Zukunft der Menschen in diesem Land.
Und lassen Sie mich abschließend bitte noch ein paar
Sätze zur Wirtschaftspolitik und zur Wirtschaftskompetenz sagen, (Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger: Um
18 Monate zu spät!) und ich zitiere hier den Klubobmann der ÖVP,
Molterer: „Wer nicht wirtschaften kann, kann kein Land führen, und wer nicht
wirtschaften kann, kann die Arbeitsmarktproblematik nicht lösen.“ Bei den
vielen ausschließlich polemischen Aussagen, die er gestern im Parlament von
sich gegeben hat, ist es ihm doch gelungen, hier an den Kern der Wahrheit zu
dringen, denn die ÖVP-geführte Bundesregierung beweist uns seit dem
Jahr 2000 tagtäglich, wie Recht er hat. (Beifall bei der SPÖ.)
Seit dem Amtsantritt der ÖVP-Bundesregierung hat diese
Bundesregierung unter der Führung von Bundeskanzler Schüssel jeden Tag
11,4 Millionen EUR Schulden gemacht, tagtäglich. (Abg Dr Herbert Madejski: Ja, der Margulies hat das auch gesagt!)
Der Herr Finanzminister, der gemeinsam mit dem
Bundeskanzler angetreten ist, um angeblich die Schulden abzubauen, hat es
geschafft, in nur 6 Jahren die Schulden um 29 Milliarden EUR zu
erhöhen, das sind mehr Schulden - meine sehr geehrten Damen und Herren, passen
Sie gut auf - als in 13 Jahren Alleinregierung unter Bundeskanzler Bruno
Kreisky. Mit einem wichtigen und signifikanten Unterschied: Unter Kreisky wurde
investiert in die Infrastruktur, in die Gesundheit, in die Bildung, in die
soziale Absicherung, und so weiter.
Präsident Heinz Hufnagl (unterbrechend): Bitte zum Schluss zu
kommen.
Abg Friedrich Strobl (fortsetzend): Meine sehr verehrten
Damen und Herren, es wurde die Wirtschaft unterstützt, und es wurden
zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, zum Abschluss
noch einmal, ich wiederhole es: Wer nicht wirtschaften kann, kann kein Land
führen. Wer nicht wirtschaften kann, kann die Arbeitsmarktproblematik nicht
lösen. (Zahlreiche Rufe aus der FPÖ:
Jawohl, jawohl, sicher, das stimmt!)
Sie treten tagtäglich den Beweis an, es ist Zeit, es
ist wirklich Zeit, dass diese unsoziale und verantwortungslose Politik ein Ende
hat. Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg Harry Kopietz zur ÖVP: Die ÖVP
bereitet sich schon vor auf Baumschnitt, was anderes wird ihnen auch nicht
übrig bleiben!)
Präsident Heinz Hufnagl: Die Aktuelle
Stunde ist damit beendet.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs 2 im Zusammenhalt mit
§ 31 Abs 1 der Geschäftsordnung bekannt, dass zwei schriftliche
Anfragen von Abgeordneten des Grünen Klubs im Rathaus eingelangt sind.
Die Abgen Friedrich Strobl und Ernst Woller haben am
3. März 2006 gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine
Gesetzesvorlage betreffend die Änderung des Gesetzes über die Kulturförderung,
das so genannte Kulturförderungsbeitragsgesetz 2000, LGBl für Wien
Nr. 23/2000, zuletzt geändert durch das Gesetz LGBl für Wien 23/2005,
eingebracht.
Dieser Antrag wurde dem Ausschuss Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke zugewiesen.
Wir kommen nunmehr zu Postnummer 1. Diese
betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das
Kulturförderungsbeitragsgesetz 2000 geändert wird.
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