Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 42
Kontrollmechanismen auf den verschiedensten Ebenen schuld - und das wird auch in den nächsten Jahren aufzuarbeiten sein - und das alles angereichert mit ein bisserl Freunderlwirtschaft und mit einer ganz großen Portion Gier, mit einer ganz großen Portion Gier. Letzten Endes vielleicht auch vom Eigentümer selbst, der - das wissen wir ja nicht - einen derartigen Druck auf das Management ausgeübt hat, entsprechende Dividenden abzuliefern. Das kann diese Herren auch in die Situation getrieben haben, letzten Endes diese ganzen Spekulationen einzugehen. In den Osten ist man ja nicht gegangen und hat dort expandiert, von irgendwoher müssen die Erträge kommen, und aus dem Inland, bekanntlicherweise, ist es im Bankwesen schwer zu machen.
Also, die Gier war da sicher auch schuld, und die
Freunderlwirtschaft. Ich meine, das sehen wir doch an der Vergabe eines
120 Millionen-Kredits für das Casino in Jericho. Welcher andere
Kreditnehmer, meine Damen und Herren, würde denn das bekommen? Das ist
überhaupt etwas, meine Damen und Herren von der SPÖ und der Gewerkschaft unter
Ihnen. Erklären Sie einmal das Ihren kleinen Mitgliedern, wie die
Kreditvergaben für Freunde in der Bawag abgelaufen
sind. Jeder Unternehmer, jeder kleine Häuselbauer weiß, welche Sicherheiten man
braucht. Das Sparbuch von der Großmutter, die Bürgschaft vom Onkel braucht man,
um einen Kredit zu bekommen. Hier werden hunderte Millionen an Freunde ohne
nachhaltige Sicherheiten vergeben. Letzten Endes bleibt das Risiko immer bei
der Bank und die Gewinne bei den Spekulanten. Das ist Ihre Auffassung von
Wirtschaftspolitik, meine Damen und Herren. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ein Wort auch noch zur Seligsprechung des Herrn
Verzetnitsch und des Herrn Weninger. Ich meine, dass man den Streikfonds
verpfändet, darüber will ich mich als Unternehmer an dieser Diskussion nicht
weiter beteiligen. Ich sehe das ein bisschen so – und eigentlich deshalb
beinahe positiv, möchte ich sagen -, (Heiterkeit
bei der ÖVP.) wie wenn ein Industrieller mit seiner Fabrik in Schieflage
gerät und in letzter Sekunde, bevor sie in Konkurs geht, halt auch noch das
Familienanwesen und den Familienschmuck verpfändet, letztendlich weiter
spekuliert, und dann geht halt am Schluss alles gut und er ist wieder der große
Held.
Also, da will ich mich als Unternehmer an dieser
Diskussion nicht beteiligen. Aber, meine Damen und Herren, was da letzten Endes
alles an Aktienrecht, an Stiftungsrecht, an Finanzrecht, an Bankwesengesetz
gebrochen wurde, das werden wir auch noch aufzuarbeiten haben, und darin sind
die Herren Verzetnitsch und Weninger hundertprozentig involviert, meine Damen
und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl (unterbrechend): Sie haben
noch eine Minute.
Abg Mag Alexander Neuhuber (fortsetzend):
Und 2003 hat man schon gewusst, wo es mit der Bawag
hingeht, meine Damen und Herren. Und dann kam noch der Vertrag für Elsner, der
Pensionsvertrag und das Penthaus, das er sich noch letztes Jahr kaufen durfte.
Also, wenn das kein Schweigegeld ist, dann weiß ich gar nichts mehr. (Abg
Heinz-Christian Strache: Eine 200m2-Wohnung!) Umso mehr sehen
wir, meine Damen und Herren, wie transparent Know-how und Moral auch in der Wirtschaft
und ein Verantwortungsbewusstsein notwendig sind, alles Dinge, die es auch in
Wien nicht immer gibt. Und hier sehen wir am Bawag-Deal,
wenn Vorstand und Eigentümer ahnungslos, wenn Vorstand und Eigentümer willenlos
sind, wenn sie dahindilettieren, dann passiert genau das, was mit der Bawag passieren musste.
Das wäre nämlich in einer privatisierten Bank, die an
der Börse notiert, wo es echte Aufsichtsräte gibt, die sich um das Geschäft kümmern,
niemals passiert, meine Damen und Herren. Und damit das nicht in Wien auch
irgendwann mit einer unserer Beteiligungen von den Stadtwerken bis zur Holding
geschehen kann, sehen wir als Beispiel am Prinzip Bawag, wie es die Frau Vassilakou ausgedrückt hat, dass wir
also privatisieren müssen, sonst haben wir das Debakel irgendwann in Wien auch.
Denn eines ist klar: Die SPÖ kann einfach nicht wirtschaften. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort
gemeldet ist Herr Abg Fritz Strobl. Ich erteile es ihm.
Abg Friedrich Strobl (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Lassen Sie mich zu Beginn wirklich ganz kurz die
Wortmeldung des Herrn DDr Schock kommentieren, denn es war wirklich signifikant
der Unterschied erkennbar. Der Unterschied zwischen jenen, die Probleme lösen
wollen und jenen, die nur Öl ins Feuer gießen wollen und die nur politisches
Kapital schlagen wollen, war hier ganz klar erkennbar. Sie stehen hier am
Rednerpult und polemisieren, während Kollege Hundstorfer beim Finanzminister
ist, um Probleme zu lösen. (Beifall bei
der SPÖ. – Heiterkeit bei der ÖVP und FPÖ.) So schaut es nämlich in
Wirklichkeit aus.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, ich werde mich bemühen, die Ausführungen wieder auf die sachliche Ebene
zurückzuführen. Die Vorkommnisse - und lassen Sie mich das auch klar sagen -,
die Vorkommnisse rund um die Bawag
beschäftigen und empören viele Menschen. Auch mich persönlich, und
selbstverständlich auch viele Mitglieder in der SPÖ, außer Frage. Viele
Menschen sind entsetzt, welche riesige Summen bei diesen Risikogeschäften in
der Karibik verloren gegangen sind. Viele sind fassungslos über das riskante
Handeln früherer Manager und Vorstände in der Bawag
und etliche sind beunruhigt, ob sich das auf die Kunden der Bank
auswirken könnte. Wir SozialdemokratInnen haben daher den Wechsel an der Spitze
der Bank und somit die Bestellung von Prof Dr Ewald Nowotny als
ausgezeichnet gefunden, weil er nicht nur ein hochanständiger, sondern auch ein
fachlich höchst qualifizierter Mensch ist. Ich bin auch zutiefst davon
überzeugt, dass mit ihm die Bawag seriös
und transparent geführt wird, ohne riskante Geschäfte und zum Vorteil ihrer Kunden.
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