Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 42
kommen wir zu den Spekulationsgeschäften, denn das
ist genau das, was ich glaube, dass es die Gewerkschaftsmitglieder wirklich am
meisten stört. Jetzt sagen alle, an den hochspekulativen Geschäften, da sind
die Manager schuld, und wir haben alle nichts davon gewusst.
Ganz kurz: Wenn ich Eigentümer von einer Bank bin und
ich kümmere mich nicht darum, dann bin ich verantwortlich, und nicht nur die
Manager. (Abg Harry Kopietz: Wird sein!) Aber
was ist denn mit den hochspekulativen Geschäften, liebe KollegInnen von der
ÖVP, von der FPÖ, von der Sozialdemokratie, wenn es um Cross-Border-Leasing
geht, wo war denn da die moralische Diskussion, welche Rolle spielt denn das,
dass man mitgeht. (Abg Heinz-Christian
Strache: Da haben wir dagegen gestimmt!) Entschuldigung, Kollege Strache,
Sie haben so, so, so und so geredet, Sie sind hin und her umgefallen, Sie haben
einmal dazu, einmal dagegen gestimmt, einmal wieder zu. Schauen Sie im
Protokoll nach, Sie werden sehen, Sie haben zugestimmt, abgelehnt, zugestimmt.
Die ÖVP hat zugestimmt, und die SPÖ hat es vertreten.
Das sind genau diese Geschäfte, wovor wir Ihnen auch
hier im Gemeinderat gesagt haben, Finger weg davon. Da gibt es eine moralische
Komponente und diesen Anspruch, gegen diesen Heuschrecken-Kapitalismus
aufzutreten, den verraten Sie tagtäglich. Und das ist der größte Vorwurf an die
Sozialdemokratie, und dagegen werden wir als Grüne
immer ankämpfen, dass Sie die Interessen der Arbeiter und
Arbeitnehmerinnen verraten, um sich am Stil des Großkapitals zu beteiligen. Und
das ist eine Beleidigung für die Intellektualität und für den Instinkt jedes
anständigen Menschen, und das gilt für alle drei anderen Fraktionen.
Nun, Kollege Tschirf, ein Satz zum Abschluss. Sie
regen sich zurecht darüber auf, wie kann das sein, dass die SPÖ nichts davon
weiß, was in der BAWAG passiert. Entschuldigung, schauen Sie sich doch Ihren
eigenen Parlamentspräsidenten an. Ihr eigener Parlamentspräsident, Kohl, wehrt
sich dagegen, dass das Parlament als großer Aufsichtsrat den Abfangjägervertrag
zu Gesicht bekommt. Sie wollen das nicht. Sie, die ÖVP, sagen Nein, der Herr
Präsident sagt: „Nein, ich will davon nichts wissen.“, wo wir alle wissen, dass
dies wahrscheinlich ein noch größerer Skandal als die BAWAG werden wird, und
die BAWAG hat es finanziert.
Und abschließend, damit man auch sieht, dass die
BAWAG durchaus eine großkoalitionäre Geschichte ist mit FPÖ-Einsprengsel: Es
ist auch so, dass sich die FPÖ halt einmietet bei der BAWAG. Ja, man kann sich
natürlich überall einmieten, aber wenn sich die FPÖ-Akademie bei der BAWAG
einmietet, (Abg Kurth-Bodo Blind: Sie
haben wohl ein Sparbuch!) dann ist das natürlich auch was, was
wahrscheinlich zu Superkonditionen geschieht, die man sich auf Grund dessen,
dass man ja eng miteinander zusammenarbeitet, herausgeholt hat.
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Sie haben noch eine Minute!
Abg Dipl Ing Martin Margulies (fortsetzend):
Und in diesem Sinne, meine sehr geehrten Damen und Herren von SPÖ, ÖVP und FPÖ,
nehmen Sie es ernst, wenn Sie gegen den Heuschrecken-Kapitalismus auftreten,
alle drei, und hören Sie mit der Heuchelei auf, denn gegen den
Heuschrecken-Kapitalismus aufzutreten, würde bedeuten, dass sich in der
Wirtschaftspolitik gravierende Änderungen abzeichnen und zwar im Interesse der
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und nicht immer nur im Interesse der
Wirtschaft. Ich danke sehr. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl:
Zum Wort gemeldet ist Herr Abg Neuhuber!
Abg Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Wenn Sie sich ein bisschen die ausländischen Medien
in der letzten Zeit anschauen, dann werden Sie gesehen haben, dass der Finanzplatz
Wien und Österreich durch das BAWAG-Debakel leider in Mitleidenschaft gezogen
wurde. So eine Beinahe-Bankpleite der viertgrößten österreichischen Bank bleibt
natürlich auch international nicht unbemerkt. Nun, was hat denn jetzt
eigentlich, wenn man es noch einmal Revue passieren lässt, in Schlagworten, zu
diesem Beinahe-Debakel geführt.
Da waren einmal betrügerische Machenschaften. Ohne
eine gewisse kriminelle Energie wäre das nicht gegangen, und die Berichte
diesseits und jenseits des Atlantiks werden in den nächsten Monaten und Jahren
noch zu klären haben, wer da aller wirklich involviert war, von Flöttl-Junior
bis Bennett, Refco und so weiter.
Da war aber auch die geduldete Großmannsucht von
Vorstandsdirektoren und Generaldirektoren - insbesondere natürlich, wie man
jetzt sieht, von Raffzahn Elsner -, den Herren mit ihren Penthäusern und
Swimmingpools. Nichts gegen Penthäuser und Swimmingpools, wenn man sie sich
selbst erwirtschaftet, aber sehr wohl etwas, wenn es von einer Gewerkschaftsbank
geduldet wird. Ein willenloser Eigentümer ist mit schuld. Wir haben es heute ja
wieder gehört, der Eigentümer habe nichts damit zu tun, meine Damen und Herren.
Wenn man aber so seinem Eigentum gegenüber steht, dann sollte man es möglichst
schnell bestmöglichst verkaufen, weil ein willenloser Eigentümer ist genau das,
was betrügerische Machenschaften und großmannsüchtige Generaldirektoren
brauchen, um sich zu bereichern, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Ahnungslose Aufsichtsräte, ja. Alle sagen jetzt
"Mein Name ist Hase, ich habe nichts davon gewusst". Nun, sehr wohl
war, wie wir wissen, von dem Zins-Swap im Aufsichtsrat die Rede. Wer hat denn
von denen gewusst, was ein Zins-Swap überhaupt ist, meine Damen und Herren.
Offensichtlich nicht sehr viele, denn sonst hätten sie bemerkt, dass es sich um
reine Wettgeschäfte handelt. Und einem Einzelnen 350 Millionen Dollar oder
Euro in die Hand zu geben, nämlich dem Flöttl für Zins-Swap auf Yen, da hätten
doch bei jedem einzelnen Aufsichtsrat schon die Alarmglocken klingeln müssen.
Letzten Endes waren aber auch nichtfunktionierende
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