Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 64
und beispielsweise auch so etwas wie ein Recht auf
Grundversorgung, das verankert werden sollte. Ich hätte mir nicht zuletzt vom
Herrn Stadtrat erwartet, dass er klar sagt, dass es Maßnahmen geben muss, die
zu einer Intensivierung des Wettbewerbs und damit letztlich zu einer Senkung
der Netztarife auf der Grundlage eines weitergehenden “Unbundlings“ führen.
Ich hätte mir aber vom Herrn Stadtrat auch erwartet,
dass er vor allem einer erhöhten Transparenz im Bereich der Stromversorgung das
Wort redet. Ich kenne den Herrn Stadtrat nicht zuletzt aus seiner Tätigkeit im
Parlament - zugegebenermaßen vor vielen Jahren - als engagierten Vertreter für
die Anliegen der Konsumenten in diesem Land. Er hat heute von
Konsumentenanliegen überhaupt nicht gesprochen! Das ist eigentlich schade, und
das zeigt noch einmal, meine Damen und Herren von der SPÖ, dass Sie in diesen
entscheidenden energiepolitischen Fragen völlig versagen und dass Sie das
Gesetz des Handelns an Ihr Tochterunternehmen, an die Wien Energie, abgegeben
haben. Das ist schlecht, und das ist nicht richtig.
Lassen Sie mich eine letzte Bemerkung dazu machen,
dass wir in dem Haus von Ihnen schon wiederholt gehört haben - in Fragestunden,
in Aktuellen Stunden, in Debatten -, dass angeblich in Wien die Strompreise
höher sind als in Kärnten. Erlauben Sie mir, dass ich in diesem Zusammenhang
aus einem Artikel im Magazin, in der Kundenzeitschrift der Wien Energie -
bezeichnenderweise in der Kundenzeitschrift, deren Titel da lautet:
"24 Stunden für Wien" - zitiere und Ihnen auch die Stellungnahme
der Bundeswettbewerbsbehörde zu diesem Artikel mit auf den Weg gebe. Die
Bundeswettbewerbsbehörde hat nämlich - so wie ich - diesen Artikel gelesen und
hat sich gefragt: Kann denn der stimmen? Sie kommt zu dem klaren Schluss, dass
dieser Artikel grundfalsch ist, dass er ein Musterbeispiel für eine unklare,
verzerrte, irreführende Kundeninformation darstellt und dass er letztlich ein
Beweis dafür ist, zu welchen Auswüchsen es kommen kann, wenn ein Unternehmen
wie die Wien Energie in Wien nichts anderes tut, als seine Marktmacht
konsequent und nachhaltig zur Desinformation zu nutzen.
Die Bundeswettbewerbsbehörde schreibt über diesen
Artikel: „Unter dem Titel 'Wien Energie zahlt sich aus' wurde in diesem Artikel
der Eindruck erweckt, die Wien Energie biete Strom zu einem günstigeren
Energiepreis als zum Beispiel die in der Zeitschrift genannte Kelag, die als
eines von wenigen Unternehmen auch in Wien anbietet, an. Die für den
Preisvergleich herangezogenen Daten waren zwar inhaltlich richtig, aber für den
Vergleich völlig ungeeignet. Es wurde nicht der reine Energiepreis
herangezogen, sondern ein sich aus Energiepreis, Netztarifen, Steuern, Abgaben
und Zuschlägen zusammensetzender Gesamtpreis. Verglichen wurden zwei
unterschiedliche Lieferszenarien, nämlich die Belieferung eines Kunden im
Netzgebiet der WIENSTROM mit der eines Kunden im Netzgebiet der Kelag. Da die
behördlich festgelegten Netztarife in Wien und Kärnten nicht einheitlich sind,
ist schon aus diesem Grund eine Vergleichbarkeit nicht gegeben." (Abg
Christian Oxonitsch: Sie wissen aber auch, was das heißt!)
So schaut's aus, Kollege Oxonitsch! (Abg Christian
Oxonitsch: Sie wissen aber auch, was das heißt!) Das ist das behauptete
Argument von Ihnen, das viel strapazierte Argument: In Wien ist der Strompreis
so günstig. (Abg Christian Oxonitsch: Der Kärntner zahlt mehr für den Strom
bei der Kelag als der Wiener in Wien!) Das Gegenteil ist richtig. (Abg
Christian Oxonitsch: Das ist genau das, was Sie gesagt haben: Ein Kärntner
zahlt bei der Kelag einen teureren Strom, zahlt mehr als in Wien! Das ist der
Punkt!) Wien hat mit Abstand den teuersten Strompreis, und Sie, Herr Kollege
Oxonitsch, weigern sich, da Einfluss zu nehmen!
Daher fordern wir noch einmal eine Reduktion des
Strompreises um 20 Prozent. Wir fordern von Ihnen Maßnahmen, die
Marktmacht von Wien Energie entscheidend einzudämmen. Wir fordern von Ihnen
Schritte, dass die Kunden - die Wähler, von denen Sie behaupten, Sie würden sie
vertreten, nämlich die Haushaltskunden, die Tausenden, Hunderttausenden Wiener
und Wienerinnen, Mieter und Mieterinnen - tatsächlich nicht irgendeinen
Strompreis zahlen, sondern einen weitaus günstigeren Strompreis als den, den
sie zur Zeit leider zahlen müssen. (Beifall beim BZW.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg
Fuchs. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Georg Fuchs
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Präsidentin! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Wir haben schon gehört, es handelt sich um ein
Ausführungsgesetz, das eine Entflechtung der Elektrizitätsunternehmen, die
gleichzeitig Netzanbieter und Stromanbieter sind, zum Ziel hat. Als dieser
Initiativantrag eingebracht wurde - das wissen wir in der Zwischenzeit -, war
das Gesetz eigentlich schon fertig. Aber in all den Wochen hat keine einzige
Fraktion dieses wichtige Gesetz gesehen oder wurde dazu eingeladen, dieses
Gesetz zu begutachten.
Meine Damen und Herren! Man kann nun der Meinung
sein, dass dieser SPÖ-Initiativantrag die anderen vier Fraktionen überhaupt
nichts angeht. Es gehört aber schon ein mächtiges Stück an Arroganz dazu, eine
Novelle, die eigentlich die Folge der Versorgungssicherheit in unserem Land, in
unserer Stadt zum Ziel hat, so vorbeischwindeln zu lassen, ohne eine
Begutachtung von irgendwelchen Institutionen einzuholen. (Abg Dr Matthias
Tschirf: Unglaublich! Wenn das der Bund wäre, würden sich alle aufregen!)
Meine Damen und Herren! Weder eine Wirtschaftskammer
noch eine Arbeiterkammer noch die Konsumentenberatung, die da auch ein
wichtiges Wort mitzureden hat, hat eigentlich eine Stellungnahme abgeben
können. Das ist die Arroganz! Deshalb sage ich: Der Herr Bürgermeister ist vor
einigen Jahren, am Beginn dieser Legislaturperiode, angetreten und hat gesagt:
„Wir sind nicht arrogant, wir haben Demut." Aber wie Sie diese
"Demut" handhaben, zeigt sich genau an dieser Gesetzesmaterie! (Beifall bei der ÖVP.)
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