Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 79
nach dem
Kindertagesheimgesetz, aber auch einen Rechtsanspruch auf einen integrativen
Kindertagesheimplatz gesetzlich zu verankern."
Ich darf
diesen Antrag einbringen und verlange in formeller Hinsicht die sofortige
Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
In diesem Zusammenhang darf ich auch, und ich möchte
die Debatte von gestern nicht künstlich wiederholen, darauf hinweisen, dass
natürlich die Kosten des Kindergartenbesuches ein ganz wesentlicher Bestandteil
dieser Problematik sind, und möchte darauf hinweisen, dass es doch auch eine
Forderung der Kinder- und Jugendanwaltschaft ist, dass das Kindergartenwesen,
so gut es eben geht, auch von Gebühren und Belastungen für die Eltern, die ja
ohnehin genügend Belastungen zu tragen haben, befreit werden soll. Und auch
darin sehen wir uns in unseren politischen Forderungen bestärkt.
Des Weiteren ein Punkt, den in unserer Fraktion mein
Fraktionsführer Hofrat Walter Strobl schon seit vielen Monaten und Jahren
behandelt hat, das ist die Problematik der Kinderarmut. Armut als solche ist
überhaupt ein großes Problem in der Gesellschaft. Die Kleinsten sind am meisten
davon betroffen, weil sich Kinder und Jugendliche nicht selbst in der Lage
sehen können, etwas gegen ihre Armut zu tun. Jeder Erwachsene kann durch eine
Erwerbstätigkeit oder durch einen Arbeitsplatz versuchen, seine materielle Situation
zu verbessern. Kinder und Jugendliche sind ganz auf die Hilfe ihrer Familie,
und wo die nicht vorhanden ist, auf die Hilfe der Gemeinschaft angewiesen.
In diesem Sinn sollte der Kampf gegen Kinderarmut,
gegen offenkundige, aber auch gegen die versteckten Formen der Kinderarmut
unser gemeinsames Anliegen sein. Und in diesem Sinn ist es wichtig, dass wir
auch ein entsprechendes Datenmaterial als analytische Basis zugrunde gelegt
haben. Armut hat sehr viele Facetten, sehr viele Gesichter. Wir müssen den
neuen Formen der Armut nachgehen.
In diesem Sinn möchte ich namens meiner Wenigkeit und
des Hofrats Strobl einen Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen, dass wir
einen Bericht über den aktuellen Stand der Kinderarmut in Wien erhalten und
aufbauend auf diesem Bericht dann die Erstellung eines umfassenden
Maßnahmenpaketes zur Bekämpfung der Kinderarmut.
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung an
den zuständigen Ausschuss der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Information
und Sport. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein weiterer Punkt, den wir uns aus dem Kinder- und
Jugendanwaltschaftsbericht herausgegriffen haben, und man soll sich nicht zu
sehr in den Einzelheiten verlieren, aber etwas, was auch gesamtgesellschaftlich
wichtig ist, ist die Problematik der Behandlung jugendlicher Sexualtäter. Auch
hier ist im Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft eine Anregung gegeben,
dass es um die Betreuungs- und Behandlungssituationen dieser jugendlichen
Straftäter relativ schlecht bestellt ist. Wir brauchen spezifische
Behandlungsmöglichkeiten, wir brauchen eine Prozessbegleitung, auch in der
weiteren Phase des Erwachsenwerdens, weil wir verhindern wollen, dass aus
jugendlichen Sexualstraftätern erwachsene Sexualstraftäter werden, und je
später man mit Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten beginnt, desto
schwieriger wird auch eine entsprechende Korrektur dieses Verhaltens sein. Und
da kommt; glaube ich, auf die Gesellschaft noch einiges zu.
In diesem Sinn darf ich einen dritten Beschluss- und
Resolutionsantrag einbringen, dass wir uns als Wiener Landtag dazu bekennen,
einerseits eine Erhebung des finanziellen und materiellen Bedarfs für eine
fundierte Behandlung jugendlicher Sexualstraftäter vorzunehmen, entsprechende
finanzielle Mittel zwecks Schaffung einer flächen- und bedarfsgerechten
Betreuung zur Verfügung zu stellen und dann auch noch einen entsprechenden
stationären Bereich für die Behandlung von rückfallgefährdeten jugendlichen
Sexualstraftätern bereitzustellen.
Auch hier beantragen wir die Zuweisung an den
zuständigen Ausschuss. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Ich möchte die Debatte nicht
unnötig in die Länge ziehen, aber das Kinder- und Jugendlichenwesen ist so
wichtig, und es ist mir auch ein wirklich persönliches Anliegen, hier diese
positiven Aspekte einer kinderfreundlichen Stadt hervorzuheben, wo nicht nur
die Politik gefordert ist. Die Kinder- und Jugendlichenfreundlichkeit beginnt
im eigenen Haus, die beginnt schon damit, dass man Kinderlärm und
Kindergeschrei eben nicht als Lärm darstellt und ansieht, dass man, wenn Kinder
in der Straßenbahn quengeln und schreien, nicht z'wider das Gesicht
zusammenzieht, sondern an sich froh ist, dass es noch Kinder und Jugendliche
gibt. Und dass Kinder und Jugendliche einmal laut sind, das gehört dazu. Und
das ist der Beitrag, den jeder von uns leisten kann. Und wenn wir uns das auch
selbst vornehmen in unserem privaten und persönlichen Bereich, dann machen wir
es jungen Eltern, und die haben es heutzutage bei Gott nicht leicht, auch viel
leichter, mit dieser Bürde, die sie ja letztendlich auch im Interesse der
gesamten Gesellschaft auf sich nehmen, umzugehen.
Und wir als Politiker sollten alles dazu tun, auf
allen Ebenen. Das fängt bei den Spielplätzen an und geht über sehr gute Betreuungseinrichtungen
in unseren Parkanlagen. Die Parkbetreuung ist ein sehr positiver Beitrag für
eine jugend- und kindergerechte Stadt.
Wir kommen daher zum Schluss, dass es mit der Kinder-
und Jugendlichenfreundlichkeit in Wien sehr gut bestellt ist, aber das Gute soll
ja nicht der Feind des Besseren sein.
In diesem Sinne bitte ich Sie, unsere Anträge
einerseits zu unterstützen und andererseits das als einen Beitrag anzusehen,
Wien noch kinder- und jugendlichenfreundlicher zu gestalten. – Ich danke für
Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der
ÖVP.)
Präsidentin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als Nächster ist Herr Abg RUDOLPH gemeldet.
Abg Ing Herbert RUDOLPH
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Präsidentin! Frau
Berichterstatterin! Sehr geehrte Frau Pinterits! Sehr geehrter Herr Dr
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