Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 79
gewissen Einkommen eine gewisse Anzahl an Kindern, weil es sich sonst nicht mehr ausgeht, dass man unter förderungswürdig fällt. Hat man also noch kein Kind, schafft aber Wohnraum für ein weiteres Kind – denn die normalen Menschen planen zuerst, die bauen zuerst und füllen dann hinein und nicht umgekehrt –, dann kriegt man kein Geld.
Und das, muss ich sagen,
ist natürlich die Frage der Wohnbauförderung der Stadt Wien, die man sich
ernsthaft überlegen sollte. Ich weiß das, denn ich habe mir das angeschaut. Bei
uns ist es wurscht. Meine Frau ist wohlhabend, ich verdiene auch ein bisschen
was, also haben wir gesagt, wenn wir ein Haus bauen wollen, dann bauen wir es.
Aber grundsätzlich bekämen wir bei meinem Gehalt keine Wohnbauförderung mehr,
weil wir ein Kind zu wenig haben. Wenn wir jetzt aber ein zweites bekommen und
zuvor das Zimmer oder zuvor den Dachboden ausbauen wollten, was ja gescheit
wäre – soll man warten, bis das Kind geboren ist, und dann reißt man das Dach
ab, damit es hereinregnet; das machen ja nur Menschen, die sich nicht viel
überlegen –, dann kriegt man nach der Wiener Wohnbauförderungsrichtlinie kein
Geld. Die Banken geben eines her, ein bisschen teurer als die Stadt Wien, aber
nicht viel teurer.
So viel zur Frage, was
denn ein Familienbeirat, sofern es einen gäbe, diskutieren könnte hinsichtlich
der Frage Wiener Wohnbauförderung oder verbilligte Eintritte in die
Einrichtungen der Stadt Wien, Museen oder sonst etwas. Alles Maßnahmen, die es
in anderen Bundesländern gibt, denn dort gibt es ein Familienförderungsgesetz,
einen Familienbeirat, einen Familienpass, der einen ausweist und mit dem man
das in Anspruch nehmen kann.
Jetzt noch ein bisschen
was zu den Grünen hinsichtlich
der Frage Familienbegriff und hinsichtlich der Entwicklung der Stadt. Ja, Sie
haben Recht, die klassische Großfamilie existiert nicht mehr, schon gar nicht
in Städten, und sie ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Also die
Familie existiert zwar noch, aber in ihr kann man nicht mehr alle sozialen
Probleme lösen. Aber es gibt Antworten darauf. Monika Vana, du lachst schon
wieder. Das freut mich, wenn du erheitert bist, aber es gibt Antworten darauf,
zum Beispiel im Städtebau.
Im amerikanischen
Kommunitarismus – das hat nichts mit Kommunismus zu tun, was den Margulies erfreuen
würde, sondern heißt Kommunitarismus – geht man bei der Stadtplanung von der
Überlegung aus, dass man nicht ein Spital auf der einen Seite, eine
Kinderbetreuungseinrichtung auf der anderen Seiten, ein Altenheim ganz woanders
errichtet und die Menschen den ganzen Tag zwischen diesen Stätten hin- und
herpendeln lässt, was am Schluss dazu führt, dass man weniger Freizeit hat als
der Arbeiter und Bettgeher des 19. Jahrhunderts, sondern die sagen,
errichten wir doch alle sozialen Einrichtungen an einer Stätte, zentral, sodass
sie für alle Menschen erreichbar sind. Eine ganz schwierige planerische
Aufgabe.
Als ich das damals im Jahr
1996 im Bezirksrat in Floridsdorf gefordert habe, nur dem Beispiel
amerikanerischer Stadtplaner folgend, haben mich alle für wahnsinnig gehalten.
In Niederösterreich gibt es das schon. In kleinen Ortschaften sind sie schon so
gescheit. Weil sie es sich sonst nicht mehr leisten können, die Stätten verschiedentlich
zu verteilen, machen die das an einem Platz. Und mittlerweile – man wundert
sich – wird selbst die Stadt Wien munter und überlegt auch schon, das zu
machen, insbesondere in Floridsdorf, habe ich gehört, soll eine erste
generationsübergreifende Sozialeinrichtung entstehen. Niemand wird gezwungen,
mit den Kindern aus dem Kindergarten hinaufzugehen oder hinunterzugehen in den
ersten Stock und mit den alten Leute zu reden oder beim Geburtstag zu singen
oder sonst irgendwas. Man kann, aber es ist für niemanden ein Zwang. Aber es
bewährt sich. Ich kenne so eine kleine Ortschaft, die ist viel weiter als Wien:
Orth an der Donau, nicht zu fern. Dort gibt es ein Gemeindezentrum, da ist
alles drinnen. Die Kinder gehen hinunter, singen beim Geburtstag, alte Leute
kommen hinauf. Da braucht man weniger Kindergärtnerinnen. Sie erzählen positive
Dinge aus der Geschichte, nicht alte.
Generationsübergreifende
gemeinsame Sozialeinrichtungen – eine Sache, die es in Amerika schon seit
20 Jahren gibt, in Niederösterreich auch schon, die Stadt Wien macht das
nicht. So etwas könnte sich ein Familienbeirat überlegen, aber das will man
vielleicht nicht. Man will in Wahrheit die Familie nicht, weil die Familie für
manche ein Hort der Reaktion ist, wo irgendwelche Dinge passieren, die man
nicht will. Da hat man lieber die getrennten Einrichtungen. Da hat man die
Menschen im Sinne des Sozialismus im Griff, da kann man auf sie einwirken. Ich
verstehe das, aber es ist nicht meine Werthaltung. (Beifall beim BZW. – Abg Martina LUDWIG: Whow!)
Präsidentin
Mag Heidemarie Unterreiner: Als Nächster ist Herr Abg Ing Rudolph gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Ing Herbert Rudolph (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau
Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Wiener Landtages!
Auf Schmarren und Käse gehe ich nicht ein. Schmarren
und Käse gehören dorthin, wo sie hinpassen, und wenn man die Begriffe
fälschlich verwendet, dann fällt das natürlich auf diejenigen zurück, die das
verwenden. Mehr ist es nicht wert, dazu zu sagen. (Abg Barbara Novak: Da haben Sie jetzt ohnehin schon viel gesagt!)
Zu dem Dringlichen Antrag meiner Kollegen Stefan und Kowarik nehme ich ganz bewusst
einen Absatz aus der Antragsbegründung heraus, weil der sich durchaus
thematisch auch mit einem Teil des Berichtes der Kinder- und Jugendanwaltschaft
deckt, mit einem Teil in diesem Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft, der
sich sehr ernsthaft auch mit dieser Thematik auseinander setzt.
Wenn hier in diesem Antrag in der
Begründung unter anderem drinnen steht, dass eine verantwortungsvolle
Familienpolitik sich auch und im Besonderen mit den Problemen und Bedürfnissen
von so genannten Teilfamilien, die großteils durch Scheidung und Trennung, aber
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