Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 79
Sicherheit. Wir haben mehrfach den Vorschlag gemacht, erstens einmal – und das ist uns ganz, ganz wichtig – die Sozialhilfe auf ein existenzsicherndes Ausmaß anzuheben. Das würde schon sehr viel helfen und natürlich auch den Familien helfen. Wir haben mehrfach darauf hingewiesen, dass es derzeit so ist, dass wir glauben, dass Kinder und Jugendliche, die in Sozialhilfe-Familien aufwachsen, stark benachteiligt sind, und dass man dafür sorgen müsste, dass dezidiert mehr getan wird, wenn es darum geht, dass diese Kinder und Jugendlichen Gewand brauchen, vor allem zu Schulbeginn, dass sie Schulsachen brauchen oder bei Schulausflügen, bei Schikursen mitfahren können sollen und so weiter und so fort. Ein breites Betätigungsfeld für die Stadt!
Wir wollen aber jedenfalls, dass diese Grundsicherung
bedarfsorientiert ist und individuell. Das ist der große Unterschied. Wir
wollen keine Familienförderung, bei der dem Familienoberhaupt Geld ausgezahlt
wird, sondern wir wollen eine individuelle Grundsicherung, die zum Beispiel
auch Kinder selbst beziehen können, genauso wie das die Kinder- und
Jugendanwälte gesagt haben.
Damit mache ich auch schon Schluss – der Tag ist
schon lang – und fasse noch einmal knapp zusammen: Wir können uns derzeit noch
gar nicht vorstellen, dass Sie das je so formulieren könnten, dass wir auch
zustimmen können, aber wir sind gerne bereit mitzureden und mitzuüberlegen, was
getan werden soll. Im Übrigen bitte eine Grundsicherung, die tatsächlich alle
Menschen in dieser Stadt absichert. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Nächste Rednerin ist Frau Abg Lakatha. Ich
erteile ihr das Wort.
Abg Ingrid Lakatha
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin! Meine
Damen und Herren!
Frau Kollegin Jerusalem, ich habe an und für sich
nicht die gleichen Probleme wie Sie, dem Dringlichen Antrag der "F" zuzustimmen.
Es ist vielleicht ein bisschen, sagen wir, eigenwillig formuliert, aber es ist
mir völlig klar, was gemeint ist.
Wie schaut die familienfreundliche Politik der SPÖ
aus? Im Arbeitsübereinkommen der SPÖ-ÖVP-Regierung in Wien wurde unter anderem
im November 1996 eine Vereinbarung getroffen, die den Punkt enthält: „Ein
Familienförderungsgesetz, mit dem alle auf Landesebene zu treffenden
gesetzlichen Maßnahmen zur Förderung der Familie abgesichert werden, ist zu
beschließen." Es wurde in dieser Zeit verhandelt und verhandelt, die Zeit
ist vergangen, und es ist nichts geschehen. Es kam nämlich zu Neuwahlen, nach
denen die SPÖ auf Grund des meines Erachtens ungerechten Wahlsystems auf keinen
Partner mehr angewiesen war.
Im November 2001 hat Frau VBgmin Laska auf die
Anfrage, wann endlich ein Familienförderungsgesetz zur Beschlussfassung
gelangt, schriftlich geantwortet: „Auf Grund des Wahlergebnisses vom 25.3.2001
hat der Wiener Bürgermeister dem Wiener Gemeinderat eine neue
Regierungserklärung abgegeben, weshalb inhaltliche Ausführungen zur früheren
Regierungserklärungen nicht mehr als aktuell anzusehen sind." Die Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin dürfte das noch so richtig im Ohr haben, weil
sie mir ja gar nicht zuhört.
Ich kann nur sagen: So sieht die
SPÖ-Familienfreundlichkeit aus, und es ist klar, nur wenn die ÖVP auch in der
Regierung geblieben wäre, wäre es zu einem Familienförderungsgesetz gekommen. (Beifall
bei der ÖVP.)
In vielen Bundesländern gibt es ein
Familienförderungsgesetz, um den Stellenwert der Familie zu stärken, nur in
Wien gibt es nichts, denn Wien ist anders, das liest man an allen
Stadteinfahrten. Wien ist anders – auch im Negativen. Es ist daher ein Gebot
der Stunde, dass auch Wien ein solches Gesetz erhält. Nehmen Sie sich doch ein
Beispiel, Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin, an Ihrem Parteifreund im
Burgenland, denn auch das Burgenland hat ein Familienförderungsgesetz.
Vorarlberg und Kärnten haben eines. Und so ein bisserl als Nachhilfeunterricht
für den Abg STEFAN: Auch in Niederösterreich gibt es ein solches Gesetz.
In Wien gibt zu vielen Themen Kommissionen und
Arbeitskreise, die sich ernsthaft und langfristig um eine Lösung bemühen. Weil
aber Wien anders ist, gibt es bei uns nicht einmal einen Familienbeirat, der
die Interessen der Familien vertritt. Vorbild ist in diesem Fall die
Bundesregierung. Es wurden tolle Meilensteine für die Familien gesetzt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber, was macht die SPÖ in Wien? Sie erhöht zum
Beispiel Kindergartenpreise, die Müllgebühren – Familien haben mehr Abfall –,
Wasser- und Kanalgebühren, Gas- und Strompreise, die Bäderpreise sind auch für
die Familien teurer geworden, und bei den WIENER LINIEN gibt es eine
Tariferhöhung. Wir halten das für unsozial und familienfeindlich, denn diese
Erhöhungen betreffen vor allem Familien. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich bin schon neugierig auf die Reden der Abgen Novak
und LUDWIG. Sie halten zwar am Freitag eine Rede, aber ich hoffe, dass es keine
Sonntagsrede wird, sondern dass sie beide auch feststellen, dass Wien unbedingt
ein Familienförderungsgesetz braucht. Worte helfen nichts, nur Taten helfen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg Novak. Ich erteile es ihr.
Abg Barbara Novak (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Präsidentin! Sehr geehrte Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Es kommt ziemlich selten vor, aber ich denke, dass es
durchaus auch ein guter Anlass ist, heute zu sagen, dass die Kollegin Jerusalem
und ich einmal einer Meinung sind. Heute sind wir es. Und nachdem sie mir schon
eine Vorgabe gegeben hat und gesagt hat, der Antrag ist ein Käse, darf ich
Ähnliches sagen, denn dieser Antrag ist ein Schmarren sondergleichen. Wir
bleiben beim Essen, aber so stellt sich das dar.
Ich habe mich jetzt auch ein paar
Mal gefragt, was eigentlich Ziel und Zweck dieses Antrages ist. Vor allem da es
doch ein Dringlicher Antrag ist, sollte man auch
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