Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 79
glauben, es gibt ein dringliches Problem, mit dem wir uns jetzt sofort befassen müssen, ansonsten stürzt morgen Wien ein. Dem ist anscheinend nicht so. Jedenfalls konnte ich aus der Begründungsrede vom Kollegen und auch aus der nachfolgenden Wortmeldung aus derselben Fraktion nicht erkennen, was jetzt genau das Ziel und das Anliegen ist.
Geht es darum, dass man Frauen mehr dazu motivieren
möchte, Kinder zu kriegen, damit es mehr Kinder in Wien gibt? Geht es darum,
den Familienbegriff in Wien in ein Gesetz hineinzuschreiben und altherkömmlich
zu definieren oder in irgendeiner bestimmten Art und Weise zu definieren? Worum
geht es denn eigentlich? Es drängt sich schon der Verdacht auf, es geht in
Wahrheit darum, dass die Freiheitliche Partei nicht weiß, was denn alles in
dieser Stadt an familienfördernden Maßnahmen, an familienunterstützenden
Maßnahmen, an kinderfreundlichen Maßnahmen passiert, und eigentlich hätte sie
noch gerne, dass irgendwer ein Gesetz verfasst und alles hineinschreibt, damit
sie es nicht selber nachrecherchieren muss. Das drängt sich einem fast auf.
Das geht einfacher: Man möge auf wien.at gehen, eine
sehr, sehr tolle Homepage, die Sie sicherlich kennen, ab und an vielleicht
einmal benutzen, aber in diesem Fall anscheinend nicht benutzt haben. Dort kann
man sich weiterlinken und kommt auf einen Punkt, da steht dann
"Familienförderung", "Förderungen für Familien". Da gibt es
etwas – siehe da! –, was Sie heute hier gefordert haben – ich glaube, es war
der Kollege STEFAN, der jetzt nicht zuhört, er wird es nachher wieder nicht
wissen –, da gibt es einen Punkt, der heißt "Familienzuschuss",
"Wiener Familienzuschuss". Siehe da! Das haben wir. Gleich erfüllt,
quasi schon rückwirkend, ist da eine Forderung, die Sie heute hier aufgestellt
haben, nämlich man möge einen Zuschuss für Familien in Wien gewähren. Das haben
wir. Bedarfsgerecht. Dort, wo es gebraucht wird, können Familien einen Zuschuss
beantragen.
Aber das ist noch nicht alles, denn zur Unterstützung
von Familien gehört ein bisserl mehr, als einen Zuschuss zu gewähren. Da gibt
es zum Beispiel auch noch eine ganz tolle Einrichtung, die heißt
"Allgemeine Wohnbeihilfe". Na, siehe da! Ein wichtiges Grundbedürfnis
von Familien ist bekanntlich das Wohnen und ein Dach über den Kopf zu haben,
und auch dafür haben wir ein Instrument. Wenn es sich die Familie nicht leisten
kann, dann gibt es nämlich eine Wohnbeihilfe.
Auch ein nicht unwichtiger Faktor, um
familienfreundlich oder kinderfreundlich zu sein, und etwas, was wir in dieser
Stadt sehr, sehr gut erfüllt haben, ist die Frage der Betreuung von Kindern.
Nachdem wir gestern schon die Gelegenheit hatten und, ich glaube, auch beim
letzten Gemeinderat die Gelegenheit hatten und weil man Gelegenheiten, wenn sie
sich bieten, nicht auslassen soll, möchte ich jetzt noch einmal in Erinnerung
rufen, was die Eckpunkte der Arbeiterkammerstudie waren beziehungsweise die
Eckpunkte der Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien sind.
So verfügt Wien über
65 000 Kinderbetreuungsplätze. 71 Prozent aller Krippenplätze,
die es in Österreich gibt, sind in Wien, und 47 Prozent aller Hortplätze,
die es in Österreich gibt, befinden sich ebenfalls in Wien. Wien bietet die
meisten Ganztageskindergärten an, und auch die Versorgung mit Mittagessen ist
in Wien Spitze. Wie Sie vielleicht mitbekommen haben – nachdem Sie aber so viel
nicht gewusst haben, sage ich es Ihnen noch einmal –, hat es da ein Projekt
gegeben, damit wir uns mit Biokost auseinander setzen. Das heißt, wir sind
schon dabei, die Qualität unserer Betreuung bis zum Essen hin immer weiter zu
steigern und weiter daran zu arbeiten.
Aber nachdem das noch nicht alles ist, muss man sich
natürlich weiter die Frage stellen: Was gehört noch dazu, um familien- und
kinderfreundlich zu sein? Da kommen wir zum nächsten Punkt Ihrer Begründung,
was denn wichtig wäre, dass man hätte, nämlich: Wie kann man Eltern helfen,
wenn es Krisen gibt? Was konkret kann man anbieten, wenn es in der Familie
gerade nicht so gut rennt und es irgendwie Bröseln gibt? Na, da schau an! Das
kann man auch nachlesen. Vielleicht lesen Sie einmal einen Rechnungsabschluss
oder so irgendetwas, denn das steht dort immer alles drinnen. Wien hat
21 Stützpunkte, wo Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter helfen,
9 Elternschulen, 9 Eltern-Kind-Zentren, und außerdem unterstützt Wien auch
noch Therapien bei Kindern, die sich nicht in einer öffentlichen Einrichtung
helfen lassen wollen oder wo die Familien das nicht wollen, sondern in private
Einrichtungen gehen. Auch da gibt es Unterstützung von der Stadt. Schau an!
Also nicht eine Einrichtung, nicht zwei Einrichtungen, nicht drei
Einrichtungen, nein, 21 plus 9 plus 9. Dazu kommen noch die
jugendpsychologischen Beratungsstellen, die es auch noch gibt.
Das ist eine ganze Menge an Einrichtungen, die Sie da
fordern und die es in Wahrheit schon längst gibt. Deshalb glaube ich, ist es
sinnvoller, nicht ein Papier vorzulegen, auf das wir Paragraphen
draufschreiben, sondern wir verbessern das flächendeckende und großartige Angebot,
das es in der Stadt schon gibt, um familien- und kinderfreundlich zu sein, und
arbeiten hier weiter, lassen weiterhin unsere Taten sprechen. Und darauf können
wir sehr, sehr stolz sein.
Abschließend möchte ich noch sagen, weil es jener
Aspekt ist, der mir auch sehr, sehr wichtig ist: Wien ist wirklich anders. Wien
ist nämlich die Stadt, die so offen
mit ihrer Gesellschaft umgeht, dass es im Übrigen auch in Ordnung ist – deshalb
leben hier auch so viele Frauen, für die das in Ordnung ist –, keine Kinder
kriegen zu wollen und keine eigenen Kinder aufziehen zu wollen. Und das ist
auch vollkommen in Ordnung. – Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag Heidemarie Unterreiner:
Zu Wort gemeldet ist Herr Abg Barnet. Ich erteile es ihm.
Abg Günther Barnet (Bündnis Zukunft Wien – die Stadtpartei): Danke.
– Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Hoher Landtag!
Kolleginnen
und Kollegen von der Sozialdemokratie und von den Grünen, den Antrag würde ich nicht als Käse bezeichnen und
auch nicht als Schmarren, Kollegin
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