Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 79
Beispiel die Sozialhilferichtsätze erhöhen, damit sie
nicht unter der Armutsgrenze leben müssen, falls das Unternehmensexperiment sozusagen
schief geht, eine Modernisierung der Wirtschaftsförderung und auch der
Nahversorgungsförderung und einiges mehr, was Sie nicht getan haben, liebe
Kolleginnen und Kollegen von der Sozialdemokratie. Obwohl Sie seit vier Jahren
allein regieren. Das sind die wahren Versäumnisse, und deshalb braucht es
starke GRÜNE in Wien. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist der Herr Abg Pfeiffer. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Es ist schon sehr symbolisch, wenn die ÖVP eine
Aktuelle Stunde zum Thema "Wirtschaftsstandort Wien – Versäumnisse der
SPÖ-Regierung" verlangt, dass sich nahezu alle Redner mit einer Kritik an
der ÖVP beschäftigen, anstatt dankbar zu sagen: Danke, liebe ÖVP, endlich reden
wir einmal über ein wichtiges Thema, das unsere Stadt betrifft.
Wir waren im Rahmen unserer Klubreise auch in
Albanien und sind dort im Stadtparlament von Tirana gesessen. Ich muss sagen,
dass solche Reden, wie ich sie von den GRÜNEN hier gehört habe, dort eher für
veraltet gehalten werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Innerhalb von eineinhalb Monaten sind zwei
Leitbetriebe der Biotechnologie aus Wien gegangen und haben sich zurückgezogen.
Ein Debakel, muss man sagen, für den Wiener Standort und ein Debakel für die
Betriebsansiedlungspolitik, die hier in unserer Stadt durch Ihre Regierung,
meine sehr geehrten Damen und Herren von den Sozialdemokraten, betrieben wird.
Ein Rückschlag für die Bioregion Wien mit verheerenden Signalwirkungen in der
internationalen Szene. Anstatt Zuzug, wie er jahrelang geherrscht hat, kommt
jetzt der Abbruch.
Es fehlt weiterhin die dritte Säule, nämlich die
Verfahrenstechnologie in Wien, und wenn das "WirtschaftsBlatt"
schreibt in einem Artikel, es gibt kein kompetentes Lobbying im
nordamerikanischen Raum, dann sollte uns das doch auch zu denken geben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist auch ein
Rückschlag für den Nordwesten Wiens, für Währing, Döbling, für die Brigittenau:
Der Biocluster Heiligenstadt steht wieder bei der Stunde Null. Keine Hoffnung
auf baldige Realisierung der dort möglichen 8 000 Arbeitsplätze,
keine Belebung der Kaufkraft, die so notwendig wäre in diesem Bereich, keine
Verkehrsreduzierung, weiterhin 22 000 Auspendler, Arbeitsauspendler
in Döbling, deren Lebensqualität dadurch leidet und die Verkehrserreger sind.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor nunmehr
sieben Jahren, im April 1998, war ich mit der Idee des Bioclusters
Heiligenstadt beim Rektor der BOKU und habe mit dem Herrn Prof Kattinger
ebenfalls gesprochen. Die erste Pressekonferenz habe ich am 17. November 2000
dazu gegeben. Da hat es schon die Feasibility-Study durch VBgm Görg gegeben. Im
Jahr 2001 hat der Herr Bürgermeister bei seiner Regierungserklärung gesagt: Ja,
in der Muthgasse, das kommt. 2001, meine sehr geehrten Damen und Herren: In
sechs Sitzungen, Rechnungsabschluss, Budgetdiskussion, habe ich immer wieder
darauf hingewiesen. Ich habe berichtet, ich habe erklärt, ich habe angeregt,
ich habe Anträge gestellt, ich habe gewarnt, und ich habe Sie beschworen. Und
was haben Sie gemacht? Nichts hat die rote Stadtregierung bewegen können,
zielorientiert, fachlich und erfolgreich zu agieren in diesem Bereich. (Beifall
bei der ÖVP.) Und darum tragen Sie hier die alleinige Schuld für dieses
Vorkommnis.
Der Flächenwidmungsplan ist immer noch nicht fertig.
Das ist ja ungeheuerlich! Die Projektidee ist falsch. Anstatt eines kommunal
geförderten Technologiezentrums gehört endlich ein privatwirtschaftlicher
Cluster angeregt und ermöglicht. Aber wenn nicht einmal ein Flächenwidmungsplan
da ist, wird sich niemand Privater überhaupt interessieren für diesen Bereich.
Und es muss endlich aufhören, dass sich das
monocolore Denken in einer langen Suche nach möglichen Konstruktionen
erschöpft, wie man die Dinge im Griff behalten kann.
Es gibt eine ungekonnte Ausgangsplanung, die Kosten
und Nachforderungen mit sich gebracht hat, und es gibt immer noch keine
Förderung der kommunalen Infrastruktur. Ich sage nicht der betrieblichen,
sondern der kommunalen Infrastruktur. Anschluss an höherrangige Straßen, Ver-
und Entsorgung in den Bereichen, die wir ja alle kennen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir fordern ein
Umdenken. Der Herr VBgm Rieder soll endlich mit seiner Imperiumsbildung im
Rahmen des WWFF aufhören, der Herr StR Schicker soll endlich einen Flächenwidmungsplan
erstellen und der Herr Bgm Häupl soll nicht länger zusehen, wie seine beiden
Stadträte hier die Dinge vergeigen. So kann es nicht weitergehen! (Beifall
bei der ÖVP.)
Es geht um Zehntausende Arbeitsplätze in diesem Bereich
der Biotechnologie, es geht um die Kompetenz in einer Bioregion Wien, damit wir
einen globalen Player abgeben können, und es geht um die Zukunft unserer Stadt
in einer sauberen und boomenden Zukunftstechnologie.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir fordern Sie
auf, werden Sie endlich tätig, denn schon seit zwei Jahren könnte Baxter
forschen in diesem Bereich, hätten Sie zeitgerecht damit begonnen. Schuld sind
Sie nicht, weil der Dollar gestiegen ist, sondern weil Sie nichts gemacht
haben! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Dr GÜNTHER. Ich erteile Ihnen das Wort.
Abg Dr Helmut GÜNTHER (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Präsidentin! Herr Finanzstadtrat!
Bei der gestrigen Beantwortung der
Anfrage betreffend den Außenwirtschaftsbeauftragten der Stadt Wien hat Bgm
Häupl durchaus zugegeben, dass vor allem im
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