Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 79
werden, nicht in den Ausgleichszahlungen unsere Zuflucht zu finden, sondern tatsächlich auch Behindertenarbeitsplätze zu erhalten – schwierig genug zu erhalten –, aber natürlich auch neue zu schaffen, sodass wir vom Gesamten her gesehen dieses Defizit auch abbauen können.
Sie dürfen mir glauben, so wie andere
Behindertenfragen – nicht zuletzt aus persönlichen Familienerfahrungen heraus
gesehen – liegt mir auch das sehr, sehr am Herzen.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg
Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Herr
Landeshauptmann!
Es ist so, dass die Gebärdensprache ja nunmehr auch eine
anerkannte Sprache geworden ist, und jetzt wollen wir dorthin ein bisschen
Aufmerksamkeit lenken, weil es ja in Wien auch gehörlose Kinder gibt, die in
eine Schule gehen und die jetzt sozusagen auch ein neues Anrecht auf die
Gebärdensprache bekommen haben.
Jetzt weiß ich schon, dass Sie wahrscheinlich nicht
unbedingt eingearbeitet sind in das, was die Schule derzeit für diese Kinder
bietet, das ist auch sicher nicht Ihre Aufgabe, ich möchte nur an sich gerne
hören von Ihnen, dass man das jetzt auch zur Kenntnis nimmt, dass die
Gebärdensprache einen neuen Stellenwert bekommen hat, und frage Sie daher, ob
Sie sich vorstellen können, sich darum zu bemühen, dass die gehörlosen Kinder
jetzt auch in den Genuss dieser gesetzlichen Änderung kommen und in den Genuss
von Gebärdensprache als Muttersprache als ein Recht, das ihnen zusteht. Können
Sie sich vorstellen, dass sie das auch bekommen werden?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Ich habe diese
Neuregelungen zur Kenntnis genommen, das ist ja überhaupt keine Frage, und aus
dem heraus auch den Stadtschulrat gebeten, mir Vorschläge zu machen, wie dies
in die Schule hinein umgesetzt werden kann.
Ich verhehle nicht, dass es dabei natürlich auch
Umsetzungsprobleme gibt, und das Erste, worauf ich aufmerksam gemacht wurde,
ist die finanzielle Situation der Schulen. Das ist nachvollziehbar, das weiß
ich natürlich auch ohne diesen Hinweis, aber das soll uns ja zunächst nicht
daran hindern, einfach einmal festzustellen, welche Konsequenzen es hätte.
Nachher kann man sich dann noch überlegen, in welchen Schritten, in welchen
Etappen, in welchen auch finanzierbaren Etappen man dies dann in der Folge
umsetzen kann. Aber ich habe zur Stunde noch keinen Bericht, das heißt, ich
weiß auch noch nicht, wie groß der Bedarf dafür wäre.
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg Ulm. –
Der Abg Ulm ist nicht anwesend.
Nächste Zusatzfrage: Herr Abg GÜNTHER.
Abg Dr Helmut GÜNTHER (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Landeshauptmann!
Sie wissen, dass im
Bundesbereich ein Stellenplan genauso wie bei der Stadt Wien vorherrscht, aber
Behinderteneinstellplätze zusätzlich dazu genehmigt werden. Das
Sozialministerium ist dafür bekannt, dass es eine zusätzliche hohe Anzahl an Behinderten
eingestellt hat, hervorragende Mitarbeiter. Das heißt, es gibt die Möglichkeit,
auch jemanden zusätzlich einzustellen. Ich weiß, dass das zwar nicht laut
Stellenplan ist, aber entsprechend den finanziellen Möglichkeiten.
Gibt es in Wien auch eine derartige Regelung, dass
zusätzlich zum Stellenplan Behinderte eingestellt werden können, die viele
Arbeiten erledigen können, von Akademikern bis zu Boten, wo ein großes
Potential sowohl geistiger als auch körperlicher Möglichkeit vorhanden ist?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Abgeordneter!
Sie kennen ja den Vergleich
Bund zu Wien, und ich brauche das daher auch nicht zu erläutern. Wir haben mit
Sicherheit da höhere Flexibilitäten, wenn ich das einmal so sagen darf, als das
im Bund der Fall ist, was Posten betrifft – auch über Plan. Eine Einrichtung
wie beispielsweise die PASt gibt es auf der Bundesebene nicht, und daher tun
wir uns vielleicht da eine Spur leichter.
Ich darf Ihnen versichern, dass es gar nicht so sehr
ein Problem jetzt dieses Stellenplans ist, es ist ein bisschen ein Problem
natürlich auch der Finanzierung – aber wo ist es das nicht –, aber das haben
wir – "wir", wenn ich jetzt Sie als einen führenden Mitarbeiter des
Sozialministeriums und als Abgeordneten ansprechen darf – ja in der Tat dann
eigentlich auch immer gelöst, wenn hier entsprechende Vorschläge seitens der
Stadt, seitens der Stadtverwaltung gekommen sind. Ich sehe das Problem in der
Tat einfach auch in bestimmten Arbeitsstrukturen, denn die Frage zum Beispiel
von Leuten, die Botengänge verrichten – die zählen zu meinen vorhin schon
zitierten Gartenpflegern –, ist natürlich etwas, wo es in unserer Gesellschaft
einfach immer schwieriger wird, tatsächlich dafür Leute zu brauchen. Jeder
Schritt in Richtung von ELAK zum Beispiel heißt, da braucht man weniger Leute.
Bei jeder Diskussion darüber, wie nutzanwendend Geldmittel in einem Krankenhaus
eingesetzt werden, ist die erste Diskussion immer sofort über die relativ teure
Gartenbetreuung, die es dabei gibt.
Also ich möchte mit dem wirklich notwendigen Ernst,
der bei diesem Thema angebracht ist, darauf hinweisen, dass es gar nicht einmal
so sehr ein im weitesten Sinn administratives oder auch finanzielles Problem
ist, sondern es ist wirklich ein Problem auch einer gesellschaftlichen
Entwicklung. Dessen müssen wir uns immer wieder bewusst sein, wenn uns
neoliberalistischer Wahnsinn hinwegzureißen droht, dass es auch andere Aufgaben
gibt, die man als Staat zu bewältigen hat. Und das wollen wir tun.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg
Trammer.
Abg Heike Trammer (Bündnis Zukunft Wien – die
Stadtpartei): Ich möchte noch
einmal auf die Ausbildungsplätze für Behinderte zu sprechen kommen. In der
letzten Behindertenkommission haben Trägerorganisationen für
Beschäftigungstherapie berichtet, dass es auf Grund eines reduzierten
Kontingents und eines mangelnden Ausbaus an Therapieplätzen lange Vormerkzeiten
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