Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 79
Welten dazwischen. Das heißt, der Ausspruch, Wien ist
anders, passt auch hier.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg
Reinberger!
Abg Brigitte Reinberger (Bündnis
Zukunft Wien – die Stadtpartei): Frau Stadträtin!
Es freut mich natürlich auch, dass Wien eine
Vorreiterrolle hat, aber der Erfolg der Tierschutzombudsstelle ist sicherlich
abhängig von der Fachkompetenz – die hat der Tierschutzombudsmann zweifelsohne
–, natürlich auch von der Einsatzbereitschaft – auch die setze ich bei ihm
natürlich voraus –, aber ganz besonders wichtig ist auch die rechtliche
Handlungsmöglichkeit, die ihm eingeräumt ist.
Meine Frage lautet daher: Welche Rechte im Detail hat
jetzt die Tierschutzombudsstelle? Sie sagen, sie ist unabhängig und
weisungsfrei. Das heißt, ich gehe davon aus, dass sie auch von sich aus tätig
werden kann. Können Sie das ein bisschen erläutern?
Präsident Johann Hatzl: Frau
Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Gerne.
Die Rechtsgrundlage ist ausschließlich eine bundesrechtliche, nämlich die
§§ 41 ff des Bundestierschutzgesetzes. Wir haben als Landesgesetzgeber
keine Möglichkeiten und keine Kompetenz, das zu regeln. Es ist eben eine
zentrale Aufgabe der Tierschutzombudsstelle, in tierschutzrechtlichen
Bescheiden ganz konkret Stellungnahmen abzugeben.
Die zweite Aufgabe ist das Vertreten des Landes Wien
im Tierschutzrat. Der Tierschutzrat ist ein ExpertInnengremium, das vor allem
auch das Bundesministerium in Fragen Tierschutz zu beraten hat und das – das
steht jetzt auch bevor und ist eine sehr wichtige Sache – Richtlinien
erarbeiten muss für den einhelligen Vollzug des Bundestierschutzgesetzes. Das
gibt es ja erst seit Jänner 2005, und da sind viele Fragen im Vollzug noch
offen. Dafür gibt es eben den Tierschutzrat, der das auch erarbeiten soll.
Darüber hinaus ist eine der Aufgaben, Information zu
liefern und als Ansprechstelle für die örtliche Bevölkerung, also bei uns für
die Wienerinnen und Wiener, in Fragen Tierschutz zu dienen.
Da die Tierschutzombudsstelle weisungsfrei ist,
besteht natürlich die Möglichkeit, in allen Fragen, wo die Meinung besteht,
dass es wichtig wäre, tätig zu werden, auch tatsächlich tätig zu werden. Genau
das ist der Sinn einer weisungsfreien Stelle, die aber, um diese Aufgabe
erfüllen zu können, auch ausreichend mit Personal und Sachmöglichkeiten
ausgestattet sein muss, sonst kann das nur ein Placebo sein. Das hat sie in den
ersten 100 Tagen sehr gut gemacht und wird das auch weiterhin tun.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg
Sommer-Smolik.
Abg Claudia Sommer-Smolik (Grüner
Klub im Rathaus): Frau Stadträtin!
Der Tierschutzobmann Mag Gsandtner ist ein sehr
engagierter Mann, und ich habe mit ihm ein Gespräch geführt, in dem wir auch
das Problem der Taubenpopulation angesprochen haben. Er hat sich erkundigt und
hat sich verschiedene Modelle angeschaut und hat mir in diesem Gespräch gesagt,
dass er von dem Augsburger Modell eher schon begeistert ist und das auch weiter
verfolgen wird.
Meine Frage an Sie: Gibt es mittlerweile konkrete
Schritte in Richtung Regelung der Taubenpopulation mit Hilfe des Augsburger
Modells oder mit dem Basler Modell?
Präsident Johann Hatzl: Frau
Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wie
haben erfreulicherweise in Wien nicht nur die Tierschutzombudsstelle, sondern
seit vielen, vielen Jahren ein sehr, sehr engagiertes Veterinäramt, die MA 60
mit Herrn Dr Reisp an der Spitze, die in dieser Frage auch ausgesprochen
engagiert tätig ist. Erfreulicherweise gibt es auch eine sehr enge
Zusammenarbeit zwischen dem Tierschutzombudsmann und der MA 60.
Die Frage der Taubenproblematik ist wahrscheinlich so
alt, wie es Großstädte gibt. Ich bin sehr gespannt. Der Tierschutzobmann hat
sich, wie Sie gesagt haben, ganz konkret dieser Frage angenommen und wird sich
auch entsprechend der Frage widmen, wie es möglich ist, das auf eine Großstadt
wie Wien zu übertragen. Es finden hier Gespräche statt, auch mit der
MA 60, und wenn dazu von der MA 60 ein Bericht vorliegt, werden wir
schauen, was wir hier in Wien eventuell auch umsetzen können.
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg
Klucsarits!
Abg Rudolf Klucsarits (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Ich bin mit meiner Kollegin Sommer-Smolik einer
Meinung: In Wien gibt es eine Taubenplage, und die wird immer stärker. Bekommt der
Ombudsmann viele Anfragen diesbezüglich, beziehungsweise was will er machen, um
die Taubenplage in den Griff zu bekommen?
Präsident Johann Hatzl: Frau
Stadträtin!
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Also der
Ombudsmann ist weisungsfrei und daher werde ich nicht in seinem Namen
antworten, sondern das wird er, wenn man ihn darauf anspricht, selbst tun. Ich
kann Ihnen meine Meinung zu dieser Frage sagen. Es gibt nämlich auch bei mir
als Tierschutzstadträtin eine Reihe von Anfragen, was Tauben betrifft. Die Problematik
ist nur, Anfragen und Beschwerden von Menschen, die Tauben füttern und füttern
wollen, und von den Menschen, die sich aufregen darüber, dass es in Wien eine
Taubenplage gibt, halten sich die Waage. Das ist genau die Problematik.
Es wäre verfehlt zu sagen, es melden sich nur die
Menschen, die sich über die Tauben aufregen, oder es sagen alle, es ist gut so,
wie es ist. Das ist genau die problematische Situation, in der wir uns
befinden. Es ist nicht so, dass hier eine einhellige Meinung besteht, und
leider ist das Füttern von Tauben vor allem für ältere Personen oft durchaus
auch eine soziale Aktivität, die natürlich nicht zu befürworten ist. Aber man
muss das schon auch sehen und daher sehr behutsam mit der Frage einer Lösung
umgehen.
Es wird ja seit vielen, vielen
Jahren – das ist ja keine neue Sache – daran gearbeitet, hier eine Lösung zu
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