Landtag,
27. Sitzung vom 28.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 66
so ausgebildet werden, so wie Sie es vom Gesetzestext vorgelesen haben, sondern vielfach mit Arbeiten belastet werden – unter Anführungszeichen – und mit Sozialarbeit oder Pflegepersonal und so weiter zu tun haben, hat eben dazu geführt, dass das Ausbildungsniveau doch etwas gesunken ist.
Sie haben davon gesprochen, dass eine Fülle von
Maßnahmen hier geplant sind, dass ein Ausbildungszentrum und
Ausbildungskoordinatoren geschaffen werden sollen.
Ich möchte aber nachfragen, ob Ihnen bekannt ist,
dass ein Großteil der Wiener Spitäler ja gar keine Ausbildungsberechtigung hat
und dass es hier ein weiteres großes Problem für die auszubildenden Turnusärzte
sein könnte, dass womöglich, wenn sie nämlich in einem Spital ausgebildet
werden, das keine entsprechende Ausbildungsberechtigung hat, ihre Ausbildung
nicht anerkannt wird. Ich frage, ob Ihnen das bekannt ist und was Sie dagegen
unternehmen werden.
Präsident Johann Hatzl:
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Diese Frage der Ausbildungsberechtigung ist eine,
die mir natürlich bekannt ist. Es ist so, dass nicht in der Mehrzahl, aber in
einigen der Wiener Spitäler eine Formvorschrift leider nicht eingehalten wurde
im Zuge der Übersiedlung von Zuständigkeit von einem Ministerium ins andere für
nur eine spezielle Gruppe. Das hängt nämlich auch sehr komplex mit der Frage
zusammen, wann die ursprüngliche Ausbildungsberechtigung erteilt wurde, vor
einem gewissen Zeitpunkt und nach einem gewissen Zeitpunkt. Da hätte für eine
gewisse Gruppe eine formelle Neuantragstellung erfolgen müssen, die nicht
erfolgt ist. Das ist richtig, das ist bedauernswert, aber es ist
selbstverständlich schon längst veranlasst, dass hier diese Anträge nachgeholt
werden.
Ich will das jetzt nicht schönreden, weil das ist
passiert und das war nicht in Ordnung, obwohl mir die Inhalte wichtiger sind
als die Form, aber die Form gehört ebenfalls dazu, darüber brauchen wir
überhaupt nicht zu diskutieren. Ich darf aber schon darauf verweisen, dass alle
diese Ausbildungsstellen in der von der Ärztekammer geführten Liste, wo alle
Ausbildungsstellen aufscheinen, auch immer aufgeschienen sind. Das heißt, es
war nicht so, dass es für die Spitäler offensichtlich war zu erkennen, dass
hier ein Formfehler vorliegt. In dem Moment, wo im Zuge der Übertragung der
Ausbildungsverantwortung vom Ministerium an die Ärztekammer das bekannt wurde,
sind sofort die Schritte eingeleitet worden, um auch diesen Formfehler in
Ordnung zu bringen und diese Berechtigungen nachzuholen.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg Pilz.
Abg Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Frau Stadträtin! Sie haben, was
ich sehr gut verstehen kann, persönlich die Absicht, nach vorn zu schauen und
Probleme zu lösen. Das kann ich sehr, sehr unterstützen.
Nichtsdestotrotz ist das System der
Turnusärzteausbildung jetzt durch Jahrzehnte offensichtlich in einem
Aushöhlungsprozess, in einem Prozess der Verwahrlosung, könnte man sagen, denn
der Chef der Turnusärzte spricht von einem Regime, das einer Sklaverei nahe
kommt. Sie haben das vielleicht gelesen. Das hat er selber in der
Presseaussendung der Ärztekammer dokumentiert.
Und ich frage Sie daher jetzt, Frau Stadträtin: Wer
ist innerhalb des Krankenanstaltenverbundes als Abteilung und als Person dafür zuständig,
dass es in den vergangenen Jahren soweit kommen konnte, dass der
Krankenanstaltenverbund selbst in seinen Leitlinien davon spricht, dass die
Turnusärzte überwiegend ausbildungsferne Tätigkeiten machen, dass sie
überwiegend pflegerische oder Schreibtischarbeit machen und fern vom Patienten
sind? Wer ist im Krankenanstaltenverbund dafür verantwortlich?
Präsident Johann Hatzl: Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis, dass Sie
respektieren, dass ich es als meine Aufgabe sehe, in die Zukunft zu blicken.
Ich darf mein Verständnis dafür artikulieren, dass Sie als
Oppositionsabgeordnete natürlich eher Ihren Blick sozusagen auf negative Seiten
richten, dass dies automatisch bedeutet einen Blick in die Vergangenheit neben
dem Kompliment für unsere momentane Arbeit. Ich möchte aber doch bei allem
Verständnis dafür, dass Sie natürlich, und das ist auch Ihre Aufgabe als
Oppositionsabgeordnete, Ihren Finger dorthin legen, wo Dinge nicht so gut sind,
doch sehr herzlich bitten, bei so einem wichtigen Thema weder zu dramatisieren
noch zu skandalisieren. Genauso wie ich mich verpflichte und das auch sehr
deutlich sage, dass ich nicht verharmlosen möchte. Ich glaube, es wäre eine
gute Vereinbarung, wenn wir sagen, wir verharmlosen nicht und verschließen
nicht die Augen davor, dass es Probleme gibt. Und das tue ich nicht. Jawohl, es
gibt Probleme in der Ausbildung. Wir haben schon gute Schritte zur Verbesserung
erreicht, und wir werden noch weitere Schritte setzen, die schon fix vereinbart
sind, um diese wichtige Ausbildung noch weiter zu verbessern, bis sie perfekt
ist. Das ist nämlich mein Ziel. Aber genauso darf ich Sie bitten, dass wir
nicht skandalisieren, von Sklavenwirtschaft und ähnlichen Dingen sprechen. Mag
sein, dass das Betroffene in der Emotion tun, aber wir sind hier die politisch
Verantwortlichen, und wir sollten versuchen, eine sachliche Diskussion zu
führen.
Ich glaube auch, dass es weder nötig ist noch dass es
Sinn macht, jetzt eine Narbe zu suchen und zu sagen: Die ist schuld. Das ist
nicht mein Stil. Und das bringt uns ehrlich gesagt auch nichts. Mein Stil ist
zu sagen: Wo können wir Strukturen verbessern, wo gibt es Probleme, wo läuft es
schon gut? Das wollen wir als Best-practice-Modell machen. Das ist übrigens
auch ein Teil dieses Konzeptes, weil es gibt ja schon viel gut
Funktionierendes. Wo sind noch Fehler? Wie können wir die ausmerzen? Und dann
mache ich gerne Verantwortliche fest und sage: Du bist mir jetzt verantwortlich
dafür, dass es besser funktioniert.
Generell denke ich, dass der neue
Generaldirektor da ein sehr deutliches Signal gesetzt hat, dass ihm das sehr,
sehr wichtig ist. Ich glaube, dass dieses
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