Landtag,
2. Sitzung vom 15.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 65
wichtig den USA das ist.
Das heißt, wir reden hier
einerseits über Umweltfragen, wenn wir über die Förderung des Ausstiegs aus
fossilen Energieträgern diskutieren, aber da der Strom irgendwo herkommen muss,
ist es notwendig, auch über den Umstieg auf neue Energieträger zu sprechen. Und
da gibt es eine europäische Erfolgsgeschichte und teilweise auch eine
österreichische Erfolgsgeschichte. Kein Mensch hätte es vor sieben Jahren
für möglich gehalten, dass allein die Windenergie, die für mich nicht die
Lösung ist, weil es diese Lösung nirgendwo gibt, aber in dem Fall hat es das
Burgenland innerhalb weniger Jahre geschafft, und im letzten August war so ein
Tag, dass der Gesamtstromverbrauch im Burgenland geringer war als die
Stromausbeute aus Windkraft im diesem Bundesland. Das war freilich nur ein einziger
Tag, aber in wenigen Jahren wird es möglich sein, das Burgenland, ich weiß,
keine große Industrie und und, aber trotzdem... Nur die Dimension: Da drehen
sich nicht ein Paar Windräder, sondern sie werden in wenigen Jahren
80 Prozent des Stromverbrauchs des Burgendlands aus erneuerbaren
Energieträgern decken. Da gibt es solch große Zuwachsraten.
Aber auch die EU im
Übrigen, meine Damen und Herren, zwingt uns dazu und insofern ist es für mich
vollkommen unverständlich, wieso wir nicht eine Förderungsschiene, die dieses
Ökostromgesetz war und in Zukunft auch sein soll, adaptieren,
Effizienzsteigerungen vornehmen und vielleicht Überförderungen in manchen
Bereichen anpassen. Aber nein, dieser Entwurf, der noch nicht im Nationalrat
beschlossen wurde, aber bereits im Ausschuss war, reduziert die Gesamtförderung
für Ökostrom um 80 Prozent, meine Damen und Herren, reduziert sie um
80 Prozent. Das bedeutet einen Ausbaustopp bei sehr vielen Bereichen,
einen Entwicklungsstopp, einen Technologiestopp und einen Beschäftigungsstopp.
Es ist mir völlig
unverständlich, ja, es ist mir völlig unverständlich, dass es den Massenprotest
der Stromverbraucher über den Ökostromzuschlag auf ihren Strompreis nicht
gegeben hat. Sagen sie mir ehrlich, welche Privathaushalte in ihrem Umfeld, die
sich bei Ihnen über alles Mögliche aufregen, über Tempo 50 aufregen, über
Benzinpreise aufregen, über Staub aufregen, über den welken Baum aufregen, also
das, was Kommunalpolitik ist, je nach Fraktion, sagen sie mir die Protestwelle
gegen den Ökostromzuschlag auf den Strompreis. Die gibt es nicht, nein, die
gibt es nicht.
Und die jetzt in den
nächsten Tagen anstehende Erhöhung des Gaspreises. Ich könnte es mir billiger
machen als Opposition und schimpfen, böse WIENGAS, böse WIENGAS. Wer mit der
Weltversorgung zu tun hat, weiß, das ist im Verhältnis dazu ein Vielfaches
dessen, was jeden Haushalt trifft. Darum dieser Antrag, der die Bundesregierung
und den Bundesminister aus ökologischen Gründen, aus technologiepolitischen
Gründen und aus Fragen der mittelfristigen Versorgungssicherheit Österreichs
auffordert, die Ökostromförderung nicht zu kürzen, sondern ein Modell
festzulegen, dass es weiterhin zu Ausbauten kommt. Und lassen sie mich im
Detail mit dem ganzen Debakel der Hochschulen, mit dem Debakel des Transits
angesichts der EU zumindest feststellen: Wir haben eine EU-Richtlinie zu
erfüllen, ob uns das jetzt passt oder nicht. Mir passt es in dem Fall, aber
selbst wenn es mir nicht passte, sind wir dazu angehalten, sonst müssen wir
ziemliche Pönalien zahlen. Und nach dieser Richtlinie - ich habe das bewusst
ausführlich in der Begründung geschrieben - müssen wir wahrscheinlich auf
ungefähr 15 Prozent Ökostrom kommen. Und das nicht irgendwann,
sondern 2010. Aber da müssen wir uns noch schön anstrengen, dass wir
hinkommen. Der bisherige Zuwachs der bisherigen Ökostromregelung hat gezeigt,
dass das möglich ist.
Jetzt kommt Wien mit dem
Biomassekraftwerk, sehr vieles im Bereich des Biogas, wo ich es ausdrücklich
loben möchte, ausdrücklich die Wiengas loben möchte, die jetzt ernsthaft
Versuche über die Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz startet. Da öffnen
sich vollkommen neue Felder, auch im Bereich des Transportes, im Bereich der
Stromversorgung. Da haben die innovativen Teile auch der großen Fossilversorger
begriffen, wo ihre Zukunft liegt. Wir müssen nur diesen Wachstumsschwung nützen
und uns nicht vor dem Start eines schwierigen Marathons gesetzlich solche
Stahlkugeln an den Fuß binden und dann sagen, jetzt renn einmal.
Noch einmal, dieser
Entwurf, den die Bundesregierung vorgelegt hat, ist eine Kürzung von
80 Prozent der Mittel. Das ist indiskutabel. Deshalb ersuche ich Sie im
Sinne – und ich sage das bewusst in der Reihenfolge - nicht erstens
Klimaschutz, sondern erstens Versorgungssicherheit Österreichs mit erneuerbaren
Energieträgern, nein mit Energieträgern überhaupt. Ich will nicht von einem
Putin abhängig sein, ich will nicht, wenn der aus Russland, wo unser gesamtes
Erdgas herkommt, nach Wien reist, antreten müssen. Mittelfristig stehen wir
dann möglicherweise alle habt acht vor ihm oder demjenigen, der wie auch immer,
ihm nachfolgt, damit er sich ins Ehrenbuch eintragt, weil uns sonst degoutant
gesagt wird, nun, wenn das nicht ist, dann werden wir aber schauen. Und so
findet das statt, so findet das weltweit statt.
Ich will die Option haben,
unabhängig zu sein und nicht nach der Atomwaffe die Energiewaffe fürchten.
80 Prozent der Gasversorgung Europas befindet sich außerhalb der EU-25.
Die Nachfrage wird zunehmen, meine Damen und Herren, weil die
Verbundgesellschaft daran denkt, weitere Gaskraftwerke zu bauen und in Wien
wissen wir auch, wo unser Strom aus den Kraftwerken herkommt. Es sind primär
Gaskraftwerke. Das wird zunehmen und wir können, wir müssen heimische,
erneuerbare CO2-neutrale Alternativen entwickeln.
Ich kann nur appellieren, dass Sie
dieses Thema ernst nehmen, denn es ist ein Megathema, das auf die Welt zukommt.
Dass es auch ein soziales ist, wissen wir, denn wie man es abfedern wird, dass
die berühmten MindesrentnerInnen und MindesteinkommensbezieherInnen mit einem
deutlich, ja bis zu 30 Prozent, gestiegenen Energiepreis zurechtkommen,
das werden wir
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular