Landtag,
2. Sitzung vom 15.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 65
2006, dann wären es zwei Prozent. Ich sehe bis jetzt noch keine Vorschläge, und vor allem keine Vorschläge, die diesem Reforminteresse genügen würden.
Ich selbst habe schon einen Vorschlag gemacht, und
ich mache ihn wieder. Wir wissen, dass wir in Wien im 15. und 20. Bezirk
die niedrigste Lebenserwartung im Vergleich zu den anderen Bezirken zu
verzeichnen haben. Warum könnte man nicht aus diesem Reformpool Geld in die
Hand nehmen, um wirksame Maßnahmen zu treffen, um diese auch politisch
unerträgliche Situation zu verbessern? Man sollte wirklich für ein
gesundheitspolitisches Ziel Geld zur Verfügung stellen, damit die Lebens- und
Gesundheitsqualität für die Menschen in dieser Stadt erhöht wird, anstatt sich
mit der Frage zu beschäftigen, welche Gruppe der Dienstleister oder
Interessensvertreter innerhalb des Gesundheitswesens welchen Anteil aus dieser
Summe bekommt.
Wir werden dem Gesetz nicht zustimmen. Wir würden uns
wünschen, dass die Rechte der Abgeordneten mehr geachtet werden, indem man auch
in diesem Haus die Ergebnisse und inhaltlichen Bedenken diskutiert, die ich
angeführt habe. Dass dies nicht der Fall ist, ist schlussendlich ausschlaggebend
dafür, dass wir heute hier ablehnen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Danke,
Frau Abg Dr Pilz.
Als Nächster ist Herr Dr Aigner zu Wort
gemeldet. – Ich erteile es ihm.
Abg Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine Damen
und Herren!
Die Österreichische Volkspartei ist auf Bundesebene
Partner der Gesundheitsreform, und wir stehen selbstverständlich hinter der
Gesundheitsreform. Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich hiebei sehr wohl
um eine sehr komplexe Materie handelt, bei der auch alle drei
Gebietskörperschaften involviert sind. Weiters ist die Selbstverwaltung in der
Sozialversicherung ein ganz wichtiger Bereich. Schließlich haben wir es mit der
selbstständigen Ärzteschaft, mit den Apothekern und der angestellten
Ärzteschaft als Partner zu tun.
Das heißt, es ist dies ein vielschichtiger und
schwieriger Bereich. Ich meine, in einem föderalen und auf Subsidiarität
aufbauenden System ist es wichtig, dass es keinen zentral gesteuerten
staatlichen Gesundheitsdienst gibt, daher braucht man eben eine Plattform auf
Bundes- und auf Landesebene, bei welcher die gleichberechtigten Partner auch
die Möglichkeit haben, im Interesse der Patienten eine entsprechende Politik zu
betreiben und auch eine entsprechende Steuerung vorzunehmen.
Ich meine daher, dass man in Anbetracht dessen in
diesem Bereich neue Methoden und neue Mittel finden muss, und insofern stehen
wir zu den Plattformen auf den verschiedenen Ebenen.
Der Grund dafür, dass wir von der Wiener ÖVP das
Wiener Gesetz jetzt ablehnen, ist, dass uns einfach die Zusammensetzung der
Wiener Gesundheitsplattform nicht von der Größe, sondern von der Art und Weise der
Einbeziehung der verschiedenen Organisationen, die hier eine Rolle spielen
sollten, zu wenig breit ist. Außerdem ist sie uns ganz einfach auch ein
bisschen zu politiklastig. In der Wiener Gesundheitsplattform sind immerhin
drei Stadtsenatsmitglieder vertreten, in anderen Bundesländern sitzt bloß der
Gesundheitslandesrat für die Regierung in der Plattform. Es ist sicherlich
richtig, dass es hier verschiedene Kompetenzen gibt, die Tatsache, dass hier
aber gleich drei Regierungsmitglieder in der Plattform vertreten sind, sollte
man meiner Meinung nach doch hinterfragen!
Aus unserer Sicht ist es auch sehr problematisch,
dass die Gebietskrankenkasse mit zwei Tickets auf der Plattform vertreten ist,
einerseits als Sozialversicherungsträger – was fraglos korrekt ist –,
aber auf der anderen Seite auch als Träger des Hanusch-Krankenhauses, während
umgekehrt die Bischofskonferenz und der Oberkirchenrat, die mehrere
Ordensspitäler betreuen und Rechtsträger dafür sind, ebenfalls nur mit einem
einzigen Mitglied in der Plattform vertreten sind. Die Apotheken sind überhaupt
nicht vertreten, und der wichtige Bereich der Privatkrankenanstalten, die
gerade auch in Wien eine wesentliche Rolle spielen, ist auch überhaupt nicht
vertreten. Ich hoffe, dass man sich zumindest dazu durchringen kann, einen
Vertreter der Privatspitäler zu kooptieren; das wäre schon eine Möglichkeit,
weil es ja auch hier gilt, in den Diskussionsprozess eingebunden zu werden.
Zu guter Letzt möchte ich auch das aufgreifen, was
Frau Kollegin Dr Pilz gesagt hat. – Kollege Hundstorfer hat da ja
entsprechende Möglichkeiten: Es werden drei Bedienstete der Stadt Wien aus dem
Aktivstand auf Vorschlag des Landesamtsdirektors in die Plattform entsendet,
und es sollte dafür gesorgt werden, dass auch das Pflegepersonal entsprechend
vertreten ist. Außerdem rege ich an, die Beamten der Stadt Wien für die
Tätigkeit in der Gesundheitsplattform weisungsfrei zu stellen. Ich glaube, auch
das ist einfach wichtig! (Beifall bei der
ÖVP.)
Ich meine, es ist wichtig,
dass Bedienstete auch in diesem Zusammenhang einen entsprechenden
Schutz haben und damit wirklich in die Lage versetzt werden, ihre Befugnisse
weisungsfrei auszuüben.
Das ist heute einmal der erste Schritt. Aber ein
Gesetz kann man ja auch novellieren, nachdem man die Arbeit damit evaluiert
hat, und es ist es durchaus möglich, dass wir einer etwas breiteren
Zusammensetzung der Plattform in naher oder auch fernerer Zukunft die
Zustimmung erteilen. Heute ist es uns nicht möglich. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Danke, Herr Dr Aigner.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist der Herr
Vorsitzende des Gemeinderates Abg Hundstorfer. – Ich erteile es ihm.
Abg Rudolf Hundstorfer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Präsident! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Es ist irgendwie lustig, dass man auf der einen Seite diese
Einigung auf Bundesebene
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