Landtag,
2. Sitzung vom 15.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 65
denen man mit nicht einmal 50 Prozent der
Stimmen zwei Drittel der Mandate bekommt. Auch das wird als gerecht angesehen. (Zwischenruf
von StR Dr Johannes Hahn. - Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Wirtschaftsvertreter!)
Ich denke also, wir haben in dieser Diskussion nicht
nur eine große Vergangenheit, sondern auch eine große Zukunft. Daher wird man
bei dieser Diskussion noch eine ganze Menge an Möglichkeiten haben, das
auszutauschen.
Präsident Johann Hatzl: Nächste
Zusatzfrage: Herr Abg Ulm.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Ich würde ganz gern zu den Möglichkeiten
zurückkommen, die eine höhere Wahlbeteiligung in Wien ergeben können, weil ich
da eher davon ausgehe, dass es zu einem Common Sense kommen könnte. Da gibt es
einmal grundsätzlich drei Möglichkeiten, die sehr nahe liegen, um diese
Wahlbeteiligung zu erhöhen.
Thema eins ist bereits von Ihnen beantwortet worden,
nämlich die Einführung eines weiteren Wahltages.
Die zweite Möglichkeit wäre,
dass sich der Landeshauptmann von Wien, vielleicht auch in seiner Funktion als
SPÖ-Vorsitzender, insbesondere bei den Wiener SPÖ-Nationalratsabgeordneten
dafür einsetzt, dass die Briefwahl im Parlament ermöglicht wird, weil dann die
verfassungsmäßige Mehrheit gegeben wäre.
Die dritte, sehr naheliegende Möglichkeit wäre, bei
einem Wahltag zu bleiben, aber die Möglichkeit der Stimmabgabe auch in einem
anderen Bundesland, in einer anderen Stadt zu ermöglichen. Es wäre im
Vertragswege sicherlich möglich, unter Landeshauptmännern so etwas zu
vereinbaren. (Abg Christian Oxonitsch: ...die Beschlusslage des Landtages
umzusetzen! Ganz einfach!)
Sehr geehrter Herr
Landeshauptmann! Treten Sie einer dieser drei Möglichkeiten besonders nahe,
oder würden Sie alle drei gleich präferieren?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Abgeordneter!
Die Fragestunde des Wiener Landtages, ähnlich
gelagert wie eine Fragestunde des Gemeinderates, richtet sich natürlich in
erster Linie an den Amtsträger und nicht an den Parteifunktionär. Ich gehe auch
davon aus, dass Sie Ihre Frage hier als Amtsträger und nicht als
Parteifunktionär stellen, denn das ist ja auch in Ordnung so. Daher fällt der
zweite Punkt eher weg. Jeder kennt auch meine Grundhaltung etwa zu Fragen der
Briefwahl.
Aber was ich in erster Linie zu vertreten habe, sind
Beschlüsse Ihres Hauses, insbesondere dann, wenn es einstimmige Beschlüsse hier
im Haus sind, aber auch dann, wenn es Mehrheitsbeschlüsse sind. Dazu stehe ich
auch. Ich denke, dass dieses Haus, gerade was die Frage der Erweiterung der
Wahlmöglichkeiten betrifft, einen sehr guten Vorschlag gefunden hat. Ich sage
bewusst nicht, einen sehr guten Kompromiss, denn ich betrachte das nicht als
einen Kompromiss, sondern ich betrachte es als einen sehr guten Vorschlag, um
eine Maßnahme im Rahmen von mehreren zur Anhebung der Wahlbeteiligung zu
setzen. Dazu stehe ich, und dafür trete ich selbstverständlich auch ein.
Präsident Johann Hatzl: Letzte
Zusatzfrage: Herr Abg Jung.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Ich habe mit Freude zur Kenntnis genommen, dass Sie
daran denken, den Freitag unter Umständen einzubeziehen. Allerdings löst dies
das Problem nur begrenzt, denn Sie wissen so wie ich ganz genau, dass die
Leute, die hinausfahren wollen - und das Wochenende im Grünen ist dem Bürger
einer Stadt durchaus, glaube ich, zu vergönnen -, bereits freitags unterwegs
sind.
Andere Bereiche könnte man einwerfen: Es gibt
wesentlich erhöhte Kosten. Wenn wir länger offen halten beziehungsweise Wählen
ermöglichen, lastet dies auf den Behörden. Allerdings hat man da in der
Steiermark eine sehr günstige Lösung gefunden. (Abg Christian Oxonitsch:
Dort haben die Leute eineinhalb Stunden...!)
Nun die Frage: Sie sagen, alle kennen Ihre
Stellungnahme zur Briefwahl. Tut mir Leid, ich bin, wie Sie richtig
festgestellt haben, in dem Gremium neu, ich kenne sie nicht. Aber ich verstehe
nicht, warum man dieses System nicht anstreben sollte. Das ist an sich die
bürokratisch einfachste Lösung. Ich habe für das Europaparlament in Athen
gewählt, und es war kein Problem, dort wählen zu gehen. (Abg Harry Kopietz:
Fürs Europaparlament!) Warum sollte man das nicht auch für die Wiener
Gremien machen können?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Abgeordneter!
Um die Wissenslücke da zu schließen, was ich
natürlich recht gerne mache: Ich gehe zunächst einmal davon aus, dass die Frage
der Briefwahl nicht ein technisches Problem ist - denn bei entsprechendem
Willen werden sich diese technischen, organisatorischen Probleme zweifelsohne lösen
lassen -, sondern es gibt da natürlich ein in der Tat ernst zu nehmendes
Argument, und das ist der Grundsatz der geheimen Wahl. Diese Diskussion ist
noch nicht ganz abgeschlossen. Meine Meinung dazu kennt man, ich bin damit
allerdings, das sage ich hier auch gleich ziemlich freimütig, nicht in einer
besonderen Mehrheitsposition - ausnahmsweise -, denn ich habe auch hohe
Sympathien für die Briefwahl. Wenn man die Frage der Beibehaltung des Prinzips
der geheimen Wahl lösen kann, denke ich durchaus darüber nach, wie man
elektronische Abstimmungen entsprechend durchführen kann.
Wir befinden uns da nur alle
miteinander sehr weit in einer demokratischen Zukunft. Denn wenn ich mir die
demokratische Gegenwart etwa bei einer Publikumsratswahl des ORF anschaue, dann
sind hier wohl Welten dazwischen. Das steht auch außer jedem Zweifel. Dass man
Wahlzettel auch noch unterschreibt und mit einer Nummer versieht, sodass man
nachher wirklich noch besonders codieren kann, wer wie gewählt hat, das halte
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