Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 104
Mandatar - ein besonders gravierendes Problem im Stuwerviertel haben. Das habe nicht nur ich erkannt, das hat nicht nur die freiheitliche Fraktion erkannt, dazu gibt es auch Anfragen von sozialistischen Abgeordneten an sozialistische Innenminister, Löschnak zum Beispiel, wo das bestätigt wird.
Da gibt es dann auch immer
schöne, große Berichte wie in der "Kronen Zeitung" schon 1993:
Alarmierende Studie, Kriminalität im Stuwerviertel explodiert, mit Foto des
Innenministers, worin alles zugegeben wird. Sie sehen das, wenn Sie sich
gewisse Aktionen anschauen, wenn die Polizei über massive Aufforderung der
Bürger oder von Politikern wieder einmal tätig wird und eine Aktion startet.
Lesen und hören Sie dann die Berichte darüber, was dort alles aufgefunden
wurde!
Ich möchte Ihnen nur ein
paar Zahlen nennen, dass Sie auch die Dramatik verstehen, weil das vielleicht
nicht allen bekannt ist und man so wegschaut. In vier Monaten, von Juni bis September,
gab es anhand einer Aktion im Stuwerviertel allein in einem Grätzel, in dem die
Sicherheitsbeamten des Bezirkspolizeikommissariates unterwegs waren, insgesamt
453 Prostituierte, die wegen Übertretung nach dem
Geschlechtskrankheitengesetz, dem Wiener Prostitutionsgesetz und dem Aidsgesetz
angezeigt wurden. In vier Monaten 453 Anzeigen wegen dieser Delikte, und
wegen Missachtung des Suchtgiftgesetzes, das natürlich in der jüngsten Zeit, in
den vergangenen Jahren eine immer bedeutendere Rolle in der Frage der illegalen
Prostitution spielt!
Sie schütteln den Kopf,
Herr Abg Schuster. Aber es ist schon so, dass sehr viele von der Prostitution
zu den Drogen oder von den Drogen zur ... (Zwischenruf des Abg Godwin
Schuster.) Zustimmend genickt, danke! (Abg Godwin Schuster: Ich habe
höhere Zahlen!) Bitte, was haben
Sie, höhere? (Abg Godwin Schuster: Ich habe höhere Zahlen!) Höhere
Zahlen für die vier Monate? (Abg Godwin Schuster: Für einen Monat!)
Wenn Sie noch höhere
Zahlen haben, dann bestätigen Sie das, was ich sage! Ich bin ja nicht
derjenige, der immer als Übertreibender hingestellt werden möchte, der dann mit
Zahlen operiert, die nicht stimmen. Das sind offizielle Daten, die vom
Innenminister aufgrund einer Anfrage im Parlament an Herrn Parlamentspräsidenten
Fischer gegeben wurden. Die Anfrage hatte damals ein SPÖ-Mandatar gestellt.
Natürlich gibt es auch höhere Zahlen und noch dramatischere Zahlen, aber ich
glaube, allein das zeigt schon, wie dramatisch diese Situation ist. Und sie hat
sich nicht verbessert, bitte! Das ist eine Situation, die sich von Monat zu
Monat verschlimmert.
Daher meine ich, es ist an
der Zeit, etwas zu tun, sosehr wir auch alle mitgearbeitet haben an der Novelle
zum Prostitutionsgesetz und dazu unsere Vorstellungen und Wünsche eingebracht
haben. Sie sind nicht ganz erfüllt worden, sage ich wehmütig dazu, und
vielleicht ist das nicht allein der Grund, warum es jetzt zu wenig ist. Aber
nun müssen wir darüber nachdenken, wie wir Verbesserungen schaffen, für die
Wohnbevölkerung, aber auch für die betroffenen Damen des horizontalen Gewerbes,
die nicht illegal arbeiten, sondern die legal arbeiten.
Ich möchte Ihnen nun auch
die zweite Zahl nennen: 134 Personen wurden festgenommen. Wenn man also
sieht, um welche Personenanzahl es da geht, dann erkennt man schon ein
bisschen, wie dramatisch in Wahrheit die Situation ist.
Ich weiß schon, man kann
nicht tägliche Kontrollen von der Polizei fordern, es kann auch die Polizei
nicht täglich kontrollieren. Aber das große Problem ist, dass die
Bundespolizeidirektion Wien - grundsätzlich ist ja der Magistrat für die
Aufrechterhaltung der Sicherheit und der Ordnung zuständig, übertragen an die
Bundespolizeidirektion - dies vor langer Zeit gesagt hat, und jetzt hören wir
es neuerlich: Es tut uns Leid, mit dem vorhandenen Instrumentarium des Wiener
Prostitutionsgesetzes haben wir nicht das ausreichende Instrument, um der
Situation wirklich Herr zu werden.
Sie haben das schon viele Jahre vorher ... (Zwischenruf
des Abg Godwin Schuster.) Das sagt die Polizei. Natürlich, Sie haben ja
gute Kontakte. Wahrscheinlich hat man es Ihnen nie gesagt, weil man Ihnen nicht
zugetraut hat, dass sie hier Verbesserungen für die Bevölkerung erreichen
wollen. (Heiterkeit des Abg Godwin Schuster.) Daher hat man vielleicht
auch seitens der Polizei das an die Oppositionspolitiker herangebracht.
Wenn Sie es nicht glauben, dann werde ich Ihnen hier
vielleicht auch ein Brieferl des Herrn Innenministers - es ist ein
sozialistischer Innenminister - vorlesen, die Beantwortung eines Schreibens von
mir in meiner Funktion damals noch als Bezirksvorsteher-Stellvertreter in der
Leopoldstadt, worin ein Bedauern zum Ausdruck kommt. Er sagt es nicht
bedauernd, aber er stellt ganz einfach fest: "Das Wiener
Prostitutionsgesetz sieht einen Primärarrest nicht vor" - gut, das ist
eine Feststellung des Herrn Innenministers. (Abg Godwin Schuster: Welches
Jahr war das?) Das war April 1995. Es sieht ja heute noch keinen
Primärarrest vor, Herr Kollege Schuster, bedauerlicherweise!
Es gab dazu einen Initiativantrag - und da gibt es
viele Initiativanträge, viele Anfragen, viele Anträge der Freiheitlichen hier
im Landtag, im Gemeinderat und so weiter -, es gab einen Initiativantrag vom
29. Juni 1995 der freiheitlichen Fraktion hier im Landtag, worin genau das
angesprochen wird, was der Herr Innenminister hier - in Klammer - bedauernd
feststellt, dass es keinen Primärarrest bei Vergehen gegen das
Prostitutionsgesetz gibt. Da haben wir in einem Initiativantrag klar gefordert,
dass bei den Personen, die von der Ausübung der Prostitution auszuschließen
sind, ein dritter Punkt aufgenommen wird. Es ging darum, dass wir gesagt haben:
"Personen, die die österreichische Staatsbürgerschaft nicht besitzen, es
sei denn, sie hielten sich bereits seit zwei Jahren rechtmäßig in Österreich
auf.“ Das wäre ein Kompromiss gewesen, mit dem man sagt: Man vermeidet den
Prostitutionstourismus, den Tagestourismus, dass Leute kurz kommen ...
Was meinen Sie mit Zeichensprache?
(Abg Marianne Klicka: Passt!) Passt, gut, Sie stimmen also zu! Warum
haben Sie damals nicht zugestimmt? Meine Frage ist,
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