Landtag,
18. Sitzung vom 18.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 42
haben, wie Gehsteigabschrägungen und sonstiges. Das ist also
eine breite Materie.
Aber wir sind ja heute hier, weil es um die
Finanzierung der Behindertenpolitik im engsten Sinne geht. Behindertenpolitik
findet bei der Gemeinde Wien auf zwei Ebenen statt, würde ich nach meiner
langjährigen Erfahrung sagen. Auf der einen Seite ist es die
Behindertenpolitik, wie sie im Einvernehmen aller Fraktionen in der
Behindertenkommission abgehandelt wird, wobei man versucht, mit den
Betroffenen, mit den engagierten Menschen Lösungen zu finden. Auf der anderen
Seite geschieht sie durch die Gemeindeverwaltung, durch die Regierung. Da ist
ja inzwischen von mehreren Vorrednern aufgezeigt worden, dass hier gewisse
unverständliche Dinge passieren, bis hin zu dem Umstand, dass wir momentan ein
bisschen in der Leere schweben, weil die eine Zuständige nicht mehr lange
zuständig ist und die andere noch nicht zuständig ist, sodass die Behinderten
genauso wie wir momentan ein gewisses Vakuum vorfinden, das offensichtlich der
Bereichsdirektor auszufüllen bereit ist.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es wird immer
darauf verwiesen, dass die budgetäre Lage zu Einsparungen zwingt. Ich glaube,
es ist aber in dem Zusammenhang auch zu bemerken, dass hier vielleicht andere
Prämissen gesucht werden müssen, weil man davon ausgehen muss, dass immer mehr
Menschen immer schwerer behindert sind. Das betrifft junge Leute,
Verkehrsunfälle, Sportunfälle, sonstige Dinge. Es kommt immer mehr dazu, dass
Menschen, die mitten im Berufsleben stehen, auf einmal besondere Bedürfnisse
haben. Daher glaube ich, dass man einmal darüber nachdenken muss, hier andere
Prämissen zu finden.
Weil man immer wieder sagt, dass das Geld weniger wird,
möchte ich darauf verweisen, dass wir Österreicher immerhin das große
Jahrhundertwerk gewagt haben und als erster Staat in der ganzen Umgebung das
Pflegegeld eingeführt haben. Man soll es ruhig auch heute noch sagen: Hier
fließen Mittel in die Länderkassen, die vorher nicht geflossen sind, und auf
der anderen Seite haben sich die Länder auch Geld erspart, alles in diesem
Bereich. Ich verstehe, dass man in Zeiten von Sparsamkeit natürlich überall
sparen muss, aber die Frage ist, wo man sparen muss.
Ich möchte jetzt hier auch den Fahrtendienst
anführen: vertragsloser Zustand; eine Firma wird in den Konkurs, eine zweite in
den Ausgleich, sagen wir einmal, "gelassen". Das führt zur
Unsicherheit bei den Betroffenen, weil sie dauernd mit Firmen zu tun haben, von
denen sie nicht genau wissen: Wird da wirklich reell bezahlt? Wie geht das
Ganze vor sich? Das ist eine Unsicherheit, die auch niemand verdient hat.
Der jetzige Anlassfall mit den Erhöhungen um
0,33 Prozent zeigt auch auf, wie man damit umgeht. Man muss bedenken, dass
es da um Vereine geht, die ehrenamtlich Dinge zum Wohle unserer Stadt, zum
Wohle unserer Bürger machen.
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Sie haben
noch eine halbe Minute.
Abg Johann Römer (fortsetzend): Es sind ehrenamtliche
Funktionäre, die ebenfalls unsicher werden, weil sie als Funktionäre natürlich
auch haften müssen und weil die Gemeinde Wien, obwohl es einen meiner Meinung
nach wirklich guten Gegenvorschlag gegeben hat, nicht bereit ist, ihnen die
notwendigen finanziellen Mitteln zur Verfügung zu stellen. Ich gehe davon aus,
dass, wenn nicht mehr sie diese Tätigkeiten durchführen, diese die Gemeinde
übernehmen muss, und dann wird es sicherlich viel, viel teurer werden.
Ich glaube daher, dass man
auch diesen Trägerorganisationen die entsprechenden Mittel geben muss. Ich
glaube, das ist eine Aufgabe und eine Verpflichtung, der sich die Gemeinde und
das Land Wien nicht entziehen kann. (Präsident Hatzl gibt das
Glockenzeichen.)
In diesem Sinne glaube ich,
dass man ein wirklich zufrieden stellendes Konzept unter Ausnützung aller
finanziellen Mittel, die hiefür zur Verfügung stehen, finden muss, damit solche
Anlassfälle wie der morgen zur Abstimmung kommende Antrag nicht mehr vorkommen
können. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gemeldet ist Herr Abg Kurt
Wagner.
Abg Kurt Wagner (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr
Präsident! Meine Damen und Herren!
Da wir heute in dieser
Aktuellen Stunde über die Behindertenpolitik in Wien diskutieren und reden,
darf ich hier von dieser Stelle aus als einer der Sprecher meiner Fraktion im
Behindertenbereich sagen: Wir sind nie zufrieden mit unserer Arbeit, das können
wir auch nicht sein als Mandatare, die im Behindertenbereich tätig sind. Was
wir aber entscheidend sagen können - was ich heute hier tun kann -, ist: Wir
haben versucht, in den letzten Jahren gut zu arbeiten, und haben im Bereich der
Behindertenpolitik zahlreiche Fortschritte erzielt.
Meine Damen und Herren von
der Opposition! Sie fordern hier ein, und Frau Kollegin Jerusalem hat gemeint:
Es ist mit den Behindertenorganisationen nicht gesprochen worden. Frau
Kollegin, ich habe allein in den letzten vier Wochen zwei Sitzungen mit den
Interessenvertretungen bei mir in der ARGE Wohnplätze gehabt. Dort wurde sehr
wohl über diese Problematik diskutiert, es wurde sehr offen diskutiert, und wir
haben uns auch über bestimmte Dinge unterhalten, die eben von den
Trägerorganisationen momentan durchaus anders gesehen werden, als wir
und ich als politisch Verantwortliche sie sehen können. Das heißt aber nicht,
dass ich nicht manche Probleme, die uns die Behindertenorganisationen auch auf
den Tisch gelegt haben, verstehe.
Nur, meine Damen und Herren, mit einem sollten wir jetzt
langsam aufhören, und ich hoffe, dass das ab nächstem Jahr kein Thema mehr sein
wird. Es wird immer wieder davon gesprochen, das die Behindertenorganisationen
kollektivvertraglich den gleichen Prozentsatz wie die Gemeindebediensteten
haben wollen. Ich darf Ihnen von dieser Stelle aus mitteilen, dass die
Trägerorganisationen, die im Behindertenbereich tätig sind, vor wenigen Wochen
einen neuen Kollektivvertrag
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