Landtag,
18. Sitzung vom 18.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 42
eindeutig dazu.
Jetzt möchte ich wiederholen, was Herr Dr Eigner vom
Verein Lebenshilfe gestern gesagt hat und was auf mich einen großen Eindruck
gemacht hat - und ich hoffe, auf die anderen Mitglieder der
Behindertenkommission ebenfalls. Herr Dr Eigner hat gesagt - ich zitiere -:
"Wir fühlen uns in unserer Würde verletzt." Er hat mit diesem Satz
überhaupt nicht auf die Tränendrüse gedrückt, er hat das in aller Ruhe festgestellt,
für sich und andere. Auch das bitte ich Sie einfach ernst zu nehmen. Denn jetzt
kommt das zweite Wichtige, was er gesagt hat - und ich zitiere wieder -:
"Wir können auch aufhören, wenn man uns nicht will."
So schaut es nämlich aus: Die Gemeinde ist angewiesen
auf die Arbeit der Vereine! Das sind ja keine Bittsteller, die gnadenhalber mit
irgendetwas abgespeist werden, sondern das sind die Menschen, die die Arbeit
machen, die in Wien vorgesehen ist, rein vom Gesetz her und auch von den
Beschlüssen des Gemeinderates her. Sie machen diese Arbeit, daher gehören sie
als absolut gleichwertige Partner behandelt, und es gehört mit ihnen so
gesprochen, wie es sowohl ihrer Würde als auch ihrer Arbeit entspricht.
Deswegen schließe ich jetzt
ab, indem ich mich der Forderung der Behindertenvereine anschließe, die da
sagen: Bieten Sie den BetreuerInnen behinderter Menschen für 2003 nicht nur
0,33 Prozent Gehaltserhöhung, sondern, so wie den Wiener
Gemeindebediensteten schon seit Jänner, 2,1 Prozent plus Biennale, also
insgesamt zirka 3 Prozent.
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Sie haben noch eine halbe Minute.
Abg Susanne Jerusalem (fortsetzend):
Das ist die Forderung der Vereine. Ich denke, dem ist nichts zuzufügen, und ich
fordere Sie auf, dieser Forderung nachzukommen. - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gemeldet ist Frau Abg Lakatha.
Abg Ingrid Lakatha (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und
Herren!
Das Jahr der Behinderten wird von der Stadt Wien, und
in dem Fall von Frau StRin Laska und dem Herrn Bürgermeister, alles andere als
besonders ruhmvoll beendet. Denn ich finde es unwahrscheinlich, dass den
Mitarbeitern der Behindertenvereine eine Gehaltserhöhung von 1 Prozent ab
1. Oktober 2003 gewährt wird. Das ist beschämend! (Beifall bei der
ÖVP.) Es gibt zwar Zusagen vom Herrn Bürgermeister. Aber wir haben heute
eine Aktuelle Stunde, und der Herr Bürgermeister findet es nicht einmal der
Mühe wert, zu erscheinen und zuzuhören.
Es ist mir persönlich ein besonderes Anliegen, über
den Kontrollamtsbericht der Wiener Geschützten Werkstätten zu sprechen. Es
dürften da zwei Kontrollamtsberichte vorliegen, weil die FPÖ immer findet, dass
es ein katastrophaler Bericht ist. Der, den ich kenne, ist nicht katastrophal,
und sämtliche Beschuldigungen, die gegen den früheren Geschäftsführer
ausgesprochen wurden, wurden vom Kontrollamt widerlegt. Daher ist all das, was
vorgekommen ist, eigentlich eine Dreck- und Schmutzkübelaktion eines Anonymus,
die man wirklich ablehnen muss.
Es stimmt allerdings, dass die inhaltliche Ziele
sowohl von den geschützten Werkstätten als auch von den Psychosozialen Diensten
neu definiert werden müssen. Der neue Geschäftsführer hat zugesagt, dass das
bis Mitte 2004 kommen wird. Dann ist es eine politische Entscheidung, und ich
hoffe, dass in diese politische Entscheidung auch die Oppositionsparteien
eingebunden werden.
Nach wie vor ist es uns aber unverständlich, dass die
Stadt Wien Ausgleichstaxen nach dem Behinderteneinstellungsgesetz zahlt und
nicht Behindertenarbeitsplätze schafft. Im Jahr 2000 waren das etwas über
1,6 Millionen EUR - in Schillingbeträgen kann man sich darunter immer
noch mehr vorstellen: das sind mehr als 22 Millionen ATS, die
ausgezahlt wurden -, für die Jahre 2001 und 2002 gibt es noch keine Bescheide.
Aber bitte, das ist verschleudertes Steuergeld! Wir fordern daher, dass die
Gemeinde Wien, statt Ausgleichstaxen zu zahlen, in ihrem Bereich
Behindertenarbeitsplätze schafft. (Beifall
bei der ÖVP.)
Als positives Projekt, dass heuer durchgeführt wurde,
möchte ich die Meidlinger Sozialmeile erwähnen. Da werden im Amtshaus gewisse
Sozialeinrichtungen behindertengerecht miteinander verbunden, durch
Hinweisschilder, durch Abschrägungen, es wurde auch innen alles
behindertengerecht gemacht. Es ist eine akustische Ampel errichtet worden, die
den Seh- und Hörbehinderten hilft. Das ist eine ganz positive Sache, und ich
hoffe, die Stadt Wien unterstützt auch andere Bezirke, dass dieses Projekt
weiterentwickelt werden kann.
Ich kann nur wiederholen, was gestern ein
Interessenvertreter der behinderten Menschen gesagt hat: Wir brauchen
interessierte Politiker, wir brauchen ein politisches Konzept, und wir brauchen
einen Finanzierungsplan. - Die ÖVP hat interessierte und engagierte Politiker,
und wir werden ein politisches Konzept und einen Finanzierungsplan von der SPÖ
einfordern. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Herr Dritter
Präsident Römer.
Abg Johann Römer (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
verehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Es ist an und für sich etwas Schönes, dass in der
letzten Landtagssitzung des Jahres 2003, des Europäischen Jahres der
Behinderten, eine Aktuelle Stunde zum Thema Behinderte stattfindet. Was aber in
Wirklichkeit nicht so schön ist, ist der Grund, warum wir uns heute und hier in
der Aktuellen Stunde mit diesem Thema beschäftigen; und ich glaube, man kann
auch sagen: beschäftigen müssen.
Behindertenpolitik - die Frau Zweite Präsidentin hat ja
darauf verwiesen - ist eine breite Querschnittsmaterie, die uns im Laufe des
Tages überall begegnet, seien es auch etwa so kleine Dinge, die aber große
Auswirkungen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular