Landtag,
17. Sitzung vom 27.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 66
wissen, was Sie in diesen Tagen tun -, ist klassische
Politik des Neoliberalismus.
Das, was in der Wirkung, (Heiterkeit bei der SPÖ.) was in der Wirkung in den Wiener Schulen
zur Zeit stattfindet ist so, als ob Sie in einem riesengroßen Konzern mit
Vorstandsentscheidung 8 Prozent des Personals von heute auf morgen auf die
Straße setzen. (Abg Marianne Klicka: Wer
setzt wen auf die Straße!) Das ist genau die Wirkung, die Sie entfalten,
Sie sind sich offensichtlich dessen nicht bewusst.
Sie beklagen immer die menschliche Kälte und ich
glaube aber nicht, dass Sie in der Lage sind, in diesen Tagen in irgend eine
Wiener Klasse hineinzugehen, dort den Kindern, den Lehrern oder den Eltern in
die Augen zu sehen und ihnen das zu erklären, was Sie eben getan haben, was Sie
in diesen Tagen, in diesen Stunden tun. Und wie gering Ihr Mut ausgeprägt ist
darüber zu diskutieren, kann man etwa an einer Einladung, die ich gestern
erhalten habe, erkennen. Es ist eine Einladung für die nächste Sitzung der
zuständigen Sektion des Wiener Stadtschulrates, der Pflichtschulsektion. Die
nächste Sitzung findet am 11. Dezember statt. Ich habe mir gedacht, nun
ja, in der Tagesordnung wird ja ein Bericht über die aktuelle Situation zu
finden sein, und da wird die amtsführende Präsidentin all das, was insbesondere
der Kurier in den letzten Tagen ja sehr ausführlich berichtet hat und was Peter
Lattinger auch über die Motive der Stadt Wien präzise analysiert hat, zum Gegenstand
der Diskussion machen. Mitnichten, mitnichten. Es findet sich auf dieser
Tagesordnung kein einziger Punkt, kein einziger Punkt zu dem steht, “Bericht
der amtsführenden Stadtschulratspräsidentin über den Kahlschlag, über den auch
von ihr mitzuverantwortenden Kahlschlag im Wiener Schulwesen.“
Das heißt, Sie haben ja überhaupt kein Interesse
daran, darzulegen und klarzulegen, wie Sie es denn mit den Verpflichtungen
gehalten haben, die Sie in dem Finanzausgleich eingegangen sind. Sie haben
offensichtlich kein Interesse daran, darzulegen, warum Sie auf der einen Seite
einen Dienstpostenplan jährlich von der Landesregierung beschließen lassen,
aber in der Praxis etwas ganz anderes tun als das, was von der Landesregierung
und vom Stadtschulrat beschlossen worden ist. Aber vielleicht haben Sie auch
kein Interesse darzulegen, wie viele Lehrerinnen und Lehrer in diesem
Dienstpostenplan verankert sind aber in den Wiener Schulen gar nicht
unterrichten, sondern für Verwaltungstätigkeiten im Stadtschulrat eingesetzt sind.
Natürlich zu Lehrerkonditionen und nicht zu Konditionen von
Verwaltungsbediensteten.
Darüber könnten Sie uns, etwa bei der nächsten
Sitzung des Stadtschulrates, Auskunft geben, wenn die Frau Präsidentin willens
wäre, einen solchen Bericht auf die Tagesordnung zu setzen. Sie könnten uns
beispielsweise erklären, was Sie jetzt konkret unternehmen werden, um diesen
Kahlschlag zu reparieren.
Was werden Sie unternehmen? Diese Pflichtversetzungen
zum Beispiel wieder rückgängig machen, wie ich Sie hier aufgefordert habe, und
nicht über Ihre Bezirksschulinspektorinnen und –inspektoren aus den Klassen
heraus Lehrerinnen und Lehrer von heute auf morgen abzuziehen, die das ganze
Jahr über den Unterricht aufgebaut und geplant haben, die mit den Eltern und
den Kindern vertraut geworden sind und die von heute auf morgen in einem
anderen Bezirk, in einem anderen Stadtteil, in einer anderen Klasse weiter
unterrichten sollen?
Das ist ein Einschnitt, der, wenn man sich mit dieser
Materie nicht näher befasst hat, und da sich die meisten von Ihnen damit
wahrscheinlich nicht näher befasst haben, gar nicht vorstellbar ist, was das
für menschliche Schwierigkeiten bedeutet. Es ist Ihnen offensichtlich völlig
egal, es ist Ihnen gleichgültig, Sie handeln das hier mit einer Oberflächlichkeit
ab, die erschreckend ist.
Meine Damen und Herren, so wie Sie sich mit dieser
Materie beschäftigen, da ist mir wirklich um das Wiener Schulwesen bang und ich
frage mich, was für einen Wert haben Papiere, an denen ja auch Damen und Herren
aus dem Bereich der Sozialdemokratie mitgearbeitet haben, die da lauten “Das
Reformkonzept der Zukunftskommission“. Im Reformkonzept der Zukunftskommission,
Zukunftsschule, steht allerlei drinnen, und durchaus interessante Ansätze, und
da findet sich ein Punkt, der besonders für den heutigen Tag von Interesse ist.
Das, was hier eingefordert wird ist gar nicht so sehr
ein Mehr und Mehr und noch Mehr an Ressourcen, aber das, was hier eingefordert
wird, ist Planungssicherheit. Der Finanzausgleich und das, was paktiert worden
ist, hätte, wäre er so umgesetzt worden wie es vereinbart gewesen war,
Planungssicherheit bedeutet. (Abg Harry
Kopietz: Frau Präsidentin, die Redezeit ist zu Ende!) Das, was Sie
ignorieren, ...
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll (unterbrechend): Ihre Redezeit
ist auch zu Ende, Herr Abgeordneter!
Abg. Ing Herbert RUDOLPH
(fortsetzend): ... ist die
Forderung nach Planungssicherheit. Und dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn
Ihnen die Lehrerinnen und Lehrer das Vertrauen aufkündigen. Sie haben dieses
Vertrauen verbraucht, ...
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll (unterbrechend): Kommen Sie
dann bitte zum Schluß!
Abg. Ing Herbert RUDOLPH
(fortsetzend): ... meine
Damen und Herren, Die Lehrerinnen und Lehrer in Wien haben mit Recht kein
Vertrauen mehr in die Sozialdemokratie. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll: Als
nächste Rednerin ist Frau Abg Mag Wehsely zum Wort gemeldet. Ich erteile
es ihr.
Abg Sonja Wehsely (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe
Damen und Herren und vor allem SchülerInnen auf der Galerie!
Tatsache ist, dass die Situation eine sehr unerfreuliche und
sehr schwierige ist, aber auch die Diskussion heute hier im Haus gestaltet sich
ja sehr unerfreulich und sehr schwierig. Kollege Strobl ist ein bisschen in der
Bank versunken, als der Kollege Gerstl gesprochen hat,
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