Landtag,
17. Sitzung vom 27.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 66
glaube, er wird auch öffentlich nicht durchkommen. (Abg
Kurth-Bodo Blind: Die Wahrheit ist immer hart!) Ja, ja.
Zu dem Chaos muss man eines sagen: Ich meine, es ist
eine schwierige Situation, und wir haben jetzt kurzfristig reagieren müssen.
Warum aber so kurzfristig? Weil wir ja bis zuletzt verhandelt haben. (Abg
Walter Strobl: Worüber?) Über Lehrerposten! Das wissen Sie ganz genau.
Zuerst haben wir mit dem Bildungsministerium verhandelt, wo die Rede von bis zu
300 Posten war, die wir noch anerkannt bekommen können. Jetzt hat eben das
Finanzministerium das Bildungsministerium entmachtet. Weil das
Bildungsministerium noch einen Rest Verstand bezüglich Pädagogik hat, haben die
das einfach an sich gerissen.
Und so war es auch damals. Ich habe im Jahr 2000
selbst eine Demonstration organisiert, und zwar damals schon vor dem
Finanzministerium und nicht vor dem Bildungsministerium, weil es ja genau so
war, dass von dort der Bildungsabbau gekommen ist. Ich nenne nur
Erwachsenenbildung, Uni. Wegen der Zeit führe ich es nicht aus, aber ich meine,
dieser Abbau ist ja in breiter Front erfolgt und hat natürlich auch die Schulen
getroffen. Wir haben damals eine Demo gemacht. Wir haben auch noch einiges
erreichen können. Die Betroffenen haben sich gewehrt, die SPÖ hat sich gewehrt,
und es wurde abgemildert, aber es wurde natürlich hart eingespart
Da muss man sagen, der Finanzminister hat das einfach
durchgezogen – anders als andere konservativ regierten Länder. Denn selbst in
diesen Ländern ist ja eigentlich klar, dass man in zwei Bereiche investieren
muss, nämlich in Infrastruktur und in Bildung. Dann gibt es noch Diskussionen
mit den Sozialdemokraten, die darüber hinaus eine staatliche Verantwortung
haben, aber diese zwei Sachen sind eigentlich überall akzeptiert außer in
Österreich.
Wir fallen hier zurück und haben alles auf dem Altar
des Nulldefizits geopfert. Damals war das übrigens noch ein FP-Minister, aber
das nur so nebenbei. Also wir fallen hier zurück hinter andere konservativ
regierte Länder. Wir haben alles auf dem Altar des Nulldefizits geopfert, und
jetzt haben wir kein Nulldefizit und zu wenig Lehrer. Danke, Grasser! (Beifall
bei der SPÖ.)
Es ist auch bekannt – denn ich selbst habe darüber
diskutiert, und zwar mit dem heute ebenfalls gemeldeten Bildungssprecher –,
dass Wien damals als einziges Bundesland öffentlich erklärt hat, dass wir einen
Vorbehalt beim Finanzausgleich haben, und der betrifft gerade die Lehrerposten.
Wir waren ja aus diesem Grund damals in Diskussion, sind jetzt in Diskussion
und fordern auch, dass wir die entsprechenden Mittel bekommen, denn wir tun
das, wofür wir gesetzlich verpflichtet sind, nämlich dort, wo wir Schulerhalter
sind. Wenn man sagt, warum investiert ihr nichts in Bildung, kann ich nur
sagen: Tun wir ja! Wir investieren dort, wo wir eben zuständig sind. Wo wir
zuständig sind, tun wir etwas. Es ist bekannt, dass Landesschulen besser sind
als Bundesschulen. Viele beneiden uns darum, beispielsweise um zwei EDV-Geräte
bei den Pflichtschulen.
Also da wird investiert, aber dort, wo der Bund
zuständig ist, muss eben auch der Bund handeln (Abg Mag Wolfgang Gerstl: Da muss auch die Laska handeln!), nämlich
beim Dienstpostenplan, bei den Dienstposten. Und daher liegt hier die
Verantwortung. (Abg Heinz-Christian Strache: Nein, das war die Entscheidung
des Landeshauptmannes!)
Hier ist die Verantwortung zu suchen, so einfach ist
das. (Abg Mag Wolfgang Gerstl: Ihr seid zuständig!) Jeder hat eine
Zuständigkeit, es gibt eine Landes- und eine Bundeszuständigkeit und der
Finanzausgleich (Abg Heinz Christian Strache: Das ist Ihr Bereich!) ist
keine Vereinbarung - jetzt einmal rein gesetzlich - zwischen den
Landeshauptleuten, sondern ist ein Bundesgesetz, dort ist es geregelt und dort
ist der Stellenplan auch festgeschrieben. (Beifall bei der SPÖ.)
Außer Tirol und Vorarlberg haben übrigens alle
anderen Bundesländer auch Schwierigkeiten mit diesem Stellenplan. (StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Nein!
– Abg Heinz Christian Strache: Ihr habt ja in dem Bereich die größten
Schwierigkeiten!) Der wird ja vielleicht auch zwischen den
Landeshauptleuten diskutiert werden.
Dass wir die gesetzlichen Vereinbarungen ernst
nehmen, zeigt sich darin, dass wir über 600 Integrationsklassen haben, anders
als andere Bundesländer, die 60 oder 80 haben und daher mit dem Schlüssel gut
auskommen können, weil sie mit dem muttersprachlichen Zusatzunterricht noch
versuchen, die anderen Gesetze tatsächlich umzusetzen.
Ich glaube, wir Wiener haben eine Verantwortung und
ich fordere alle politischen Parteien, aber natürlich auch die Schüler, Eltern
und Lehrer auf, gemeinsam mit Wien dafür zu kämpfen, dass der Bund die
Situation von Wien anerkennt und auch die notwendigen Lehrerposten schafft. Vielen
Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Abg Heinz Christian Strache: Ihr habt ja die
Schulen!)
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll: Als
nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau StRin Mag Vassilakou. Ich erteile
ihr das Wort.
StRin Mag Maria Vassilakou: Sehr
geehrte Frau Landtagspräsidentin! Verehrte Damen und Herren!
Eines möchte ich schon feststellen: Also, diese
Aktuelle Stunde haben wir hier nicht, damit wir hören, wie Sie von der SPÖ und
die Damen und Herren von der FPÖ gegenseitig schreiend sich sozusagen zurufen,
wer jetzt Schuld sei.
Wir haben diese, weil wir diskutieren möchten über die
Situation, die es gibt, die es aktuell gibt in Wiens Schulen. Und auch wenn Sie
es nicht gerne hören und auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen, Sie sind
Schuld, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie. Sie sind Schuld, denn
unser werter Herr Landeshauptmann ... (Abg
Godwin Schuster: Wir sind es nicht!) Sie haben es mit verantwortet. (Abg Godwin Schuster: Das ist so was von
widersinnig, von widersprüchlich!) Denn unser werter Herr Landeshauptmann,
der im Übrigen auch Stadtschulratspräsident ist, und der daher eigentlich hier
sein sollte, wenn es ihn interessieren würde, hat mit seiner Unterschrift, mit
seiner Unterschrift
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