Landtag,
17. Sitzung vom 27.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 66
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als nächster
Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abg Strache. Ich erteile ihm das Wort.
GR Heinz Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung
ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand, hat Arthur Schoppenhauer
einmal gesagt. Und wir erleben heute, dass gerade an dem Fiasko, vor dem wir
stehen im Bereich der Bildungspolitik, letztlich auch festzumachen ist, wer
verantwortlich dafür ist. Das ist der Herr Landeshauptmann! (Abg Mag Sonja Wehsely: Sie machen sich
lächerlich!) Der Herr Landeshauptmann hat in seinen Verhandlungen die Möglichkeit
gehabt, in anderen Bereichen Einsparungsmaßnahmen festzulegen. Er selbst hat
die Entscheidung getroffen, Sparmaßnahmen im Bildungsbereich zu setzen. Und
bezüglich der 700 Lehrer, die jetzt im Pflichtschulbereich in den
Vorruhestand geschickt werden sollen, muss man schon festhalten: Das muss ja
nicht sein. (Abg Mag Christoph Chorherr: Das ist aber schon der Bund!)
Die Stadtschulratspräsidentin, die das jetzt zulässt, ist ja bitte keine
ÖVP-Stadtschulratspräsidentin, auch keine Freiheitliche, soweit ich mich
erinnern kann. Die könnte ja sagen: Angesichts der Situation, vor der wir
stehen, lassen wir es gar nicht zu, dass 700 Lehrer in den Vorruhestand
entlassen werden. Da muss man schon Verantwortlichkeiten festmachen. Also
bitte, da jetzt nicht Äpfel mit Birnen zu verwechseln. (Abg Godwin Schuster: Wie war das? Wir sind ja nicht in der Regierung!
Wir haben nichts zu sagen in der Regierung!) Na selbstverständlich ist das
so.
Im Grunde genommen haben wir ja auch in der
Budgetwoche eingehend die Diskussion geführt und auch dort erkennen müssen,
dass Sie im Bildungsbereich weitere 13 Millionen EUR einsparen. Es
hätte niemand den Herrn Landeshauptmann gehindert, von Wien ausgehend in diesem
Bereich Budgetmittel zuzuschießen und den Lehrerstand zu halten. Es würde ihn
auch niemand daran hindern, dass er jetzt nach den 700 Lehrern, deren
Ausscheiden die rote Stadtschulratspräsidentin zulässt – obwohl sie es nicht
zulassen hätte müssen; sie hätte wesentlich weniger zulassen können –, Lehrer
nachbesetzt und das finanziert. Auch das wäre möglich. Also Sie sind hier nicht
aus der Verantwortung zu entlassen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Und ich meine, der Witz ist ja jener: Damals beim
Finanzausgleich, den der Herr Landeshauptmann ausverhandelt hat und wo er den
Schwerpunkt gesetzt hat, nämlich in diesem Bereich zu sparen, ist auch
ausgemacht worden, in den Jahren 2000 bis 2004 den Dienstpostenplan
entsprechend zu ändern und – die 8 Prozent wurden genannt – eine Reduktion
vorzunehmen. Auf Grund seiner Entscheidung.
Im ersten Jahr ist das nicht passiert, was Sie gesagt
haben, Frau Jerusalem. 70 Prozent Einsparung hat es im ersten Jahr nicht
gegeben. Sehr wohl hat es das gegeben, und zwar im Dienstpostenplan, aber nicht
real. Nicht real! Das Land Wien hat das ja nicht umgesetzt. Und das Land Wien
hat dann einfach auch den Datentransfer in Richtung Bildungsministerin und
Finanzministerium in diesem Bereich nicht mehr so vorgenommen, wie er gewünscht
war. Man hat hier bewusst zu täuschen versucht, um mehr Geld herauszuschlagen.
Und dann kommt man im Jahr 2003 von Seiten des Finanzministeriums plötzlich
drauf, dass, obwohl das Land Wien permanent mitteilt, dass im Dienstpostenplan
Einsparungen vorgenommen werden, überhaupt keine Sparmaßnahmen erkennbar sind,
sondern das Niveau, nämlich das finanzielle Niveau, immer gleichgeblieben ist
und kein Einsparungseffekt aufgetreten ist. (Abg
Josefa Tomsik: Wo sollen wir sparen? Sagen Sie es! Wo sollen wir sparen?)
Da wundert man sich. Natürlich hat man sich dann
gewundert und sich gefragt, woran es liegt. Und da kommt man halt drauf, dass
Sie versucht haben – und ich sage das hier in aller Deutlichkeit –, die
Bundesregierung zu legen. (Abg Marianne
Klicka: Das ist eine Unterstellung!) In Wirklichkeit haben Sie versucht,
einen Vertrag zu brechen, den Sie selbst ausverhandelt haben, nämlich Ihr
Landeshauptmann, der es nicht einmal der Mühe wert findet, jetzt hier zu
sitzen, obwohl er die Hauptverantwortung trägt. Er trägt die
Hauptverantwortung, aber er ist nicht bereit zuzuhören, um im Zuge dieser
Debatte einmal für sich zu erkennen, was er denn falsch gemacht hat. (Abg Godwin Schuster: Da braucht er Sie
dazu!)
Das würde ich mir wünschen, dass der Herr
Landeshauptmann einmal hier zuhört und erkennt, was er falsch gemacht hat. Aber
es ist klar, das Einfachste ist, davonzulaufen, Verantwortung wegzuschieben (ironische Heiterkeit bei der SPÖ) und
sich am besten aus dem Saal hinaus zu verdünnisieren, damit man das Ganze
wieder auf die Bundesregierung schieben kann. Das ist ja das alte Modell. Aber
das können Sie niemanden mehr verkaufen, das glaubt Ihnen niemand mehr. (Abg
Josefa Tomsik: Das ist ja ungeheuerlich!) Sie sind schuld am Sozialabbau in
dieser Stadt und am Bildungsabbau in dieser Stadt. Da können Sie hundertmal das
Gegenteil behaupten, Sie sind in Wirklichkeit die Sozialabbaupartei und die
Bildungsabbaupartei in dieser Stadt. (Beifall bei der FPÖ. – Neuerliche ironische Heiterkeit bei der
SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Vettermann. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Heinz Vettermann (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Zum Kollegen Strache, der das mit dem natürlichen Verstand
gesagt hat. Ich würde sagen, er hat eine natürliche Begabung zur Polemik, zur
Vereinfachung und zur Durcheinandermischung von Fakten.(Beifall bei der
SPÖ.) Das mit den Äpfeln und Birnen ergibt sozusagen einen ungenießbaren
Obstsalat, denn die Frühpensionierungen waren doch ein breit diskutierter
Bundespalawatsch, und jetzt zu versuchen, uns dafür die Verantwortung
zuzuschieben, ist wirklich ein starkes Stück, und ich
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