Landtag,
17. Sitzung vom 27.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 66
Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen
und Herren Abgeordneten nur einmal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit
5 Minuten begrenzt ist.
Ich möchte bitte auch darauf aufmerksam machen, dass
das Applaudieren auf der Galerie nicht erlaubt ist. Also bitte, meine Damen und
Herren, wenn Sie so lieb sind, das zu beachten. (Abg Claudia Sommer-Smolik:
Das sind betroffene Kinder!) Ja,
auch die Kinder. Es ist an sich nach der Geschäftsordnung hier nicht
vorgesehen. (Abg Christian Oxonitsch: Da
könnten das ja alle Betroffenen tun! Super!)
Als nächster Redner hat sich Herr Abg Walter Strobl
gemeldet. Ich erteile im das Wort.
Abg Walter Strobl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Vorsitzende!
Es wurde bereits hier gesagt, der Finanzausgleich ist ein
Gesetz, dass zwischen den neun Landeshauptleuten und dem Finanzminister
abgeschlossen wird. Die neun Landehauptleute hatten im Jahr 2000 die
Möglichkeit, sich zu entscheiden, wo sie Sparmaßnahmen setzen wollen. Da gab es
die Überlegungen bei der Wohnbauförderung. Das wurde aber von den
Landeshauptleuten abgelehnt, denn das ist ein Bereich, wo sie offenbar das Geld
lieber bei sich im Land haben.
Daher hat man sich entschlossen – nicht zu unserer Freude –,
beim Personal zu sparen. Diese Sparmaßnahme hat aber in Wahrheit nichts anderes
bedeutet als eine Maßzahl für ganz Österreich, und ich sage das vielleicht
beispielhaft auch für die Galerie: Es wird in Österreich nun die Anzahl der
Schüler dividiert durch eine Maßzahl. Für die Volksschule ist das 14,5, das
heißt, ein Lehrer steht für 14,5 Schüler zur Verfügung.
Wenn ich diese Rechnung für Wien anstelle, sieht das so aus:
Es gibt in Wien derzeit 53 000 Volksschüler. Wenn man diese Zahl
durch 14,5 dividiert, ergibt das eine Zahl von rund
3 600 Volksschullehrern, die für Wien zur Verfügung stehen, und zwar
gesichert zur Verfügung stehen. Jetzt haben wir in Wien 2 200
Volksschulklassen, also da steht auf jeden Fall ein Lehrer oder eine Lehrerin
drinnen. Das heißt, wir haben einen Überhang von 1 400 Volkschulehrerinnen
und -lehrern, die für besondere Einsätze zur Verfügung stehen. Das ist gut so,
das haben wir immer begrüßt, das ist auch notwendig. Aber die Art und Weise der
Verteilung der Lehrer ist eine Aufgabe, die allein der Stadtschulrat umzusetzen
hat.
Der Stadtschulrat hat geglaubt – und das ist ein leiser
Vorwurf, weil wir von Anfang an der Auffassung waren, die wir ja mit vielen
hier im Saal teilen –, dass Wien trotz dieser Maßzahlen eine besondere Stellung
unter den neun Bundesländern hat. Wir sind eine Stadt, haben andere Probleme,
haben zum Beispiel viel mehr Ausländer als alle anderen Bundesländer, die zu
integrieren sind. Wir haben einen höheren Bedarf im IKL-Bereich, weil es ganz
einfach ein höheres Angebot gibt und Eltern hier in Wien dieses Angebot eben
auch wahrnehmen wollen, wir haben Heilstättenschulen, und wir haben eine Fülle
von Religionsbekenntnissen, die es in anderen Bundesländern in diesem Ausmaß
nicht gibt.
Das ist bei den Verhandlungen – das muss man offen sagen und
zugeben – vergessen worden. Man hat nicht daran gedacht, dass das eine
Sonderstellung Wiens ist. Wir sind daher auch der Auffassung, dass in Wien
derzeit ungefähr 300 Pflichtschullehrerdienstposten zu wenig vorhanden
sind. Diese einzufordern, darüber zu verhandeln – das haben wir jederzeit und
überall gesagt –, ist aber natürlich Aufgabe des Landes Wien. Wir als
Opposition haben da kein Verhandlungsmandat, wir können es nur gemeinsam
fordern, und das tun wir auch. Wir unterstützen alle, die in diese
Verhandlungen gehen.
Wien hat in den letzten Jahren ein bisschen geglaubt, man
kann sich an dieser Überlegung vorbeischwindeln und hat daher einfach den
Stellenplan überzogen. Das ist jetzt auf Grund einer genauen Abrechnungsform –
es wird jetzt elektronisch abgerechnet – natürlich nicht länger haltbar
gewesen. Daher wissen wir jetzt, wie die Situation tatsächlich ist, und es ist
dringend notwendig, dass diese Verhandlungen für eine Aufbesserung für diese
Sondersituation in Wien auch aktiv geführt werden.
Es war am vergangen Montag ein Gespräch zwischen dem
Finanzminister und den Landesamtsdirektoren; das ist in Wien MagDior Dr
Theimer. Ich bin informiert worden – das ist auch im Protokoll nachzulesen –,
es wurde dort nichts gefordert im Sinne einer Nachbesserung des
Finanzausgleiches. Ich hoffe nun, dass am kommenden Sonntag bei der
Landeshauptleutekonferenz diese Frage ein Thema sein wird, weil es ja da schon
um die Frage der kommenden Finanzausgleichsnotwendigkeiten geht.
Meine Damen und Herren! Bei der gesamten
Umverteilung, die jetzt notwendig ist und sicherstellen muss, dass in allen
Schulen Lehrer für den Unterricht vorhanden sind, sollte man einen Gedanken
nicht ganz außer Acht lassen: Es wird zu überprüfen sein, wie weit Effizienz,
also ein wirklich vernünftiger Lehrereinsatz vor Ort, auch gegeben ist. Ich
sage das deshalb – und ende damit auch schon –, weil es hier durchaus
Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Ich bin Lehrerbildner und viel an Schulen
unterwegs und habe das auch persönlich erlebt. Es ist ein unhaltbarer Zustand,
wenn eine Lehrergruppe – ich nenne sie, das sind Stützlehrer – das Privileg
hat, an einer Schule zu sein, und dann, wenn Kinder an dieser Schule, in der
sie betreut werden sollen, erkrankt sind, nicht supplieren muss, obwohl Lehrer
an der Schule fehlen. Diese Stützleher dürfen im Konferenzzimmer sitzen,
Zeitung lesen und Kaffee trinken. (Abg
Dipl Ing Martin Margulies: Hauptsache, es gibt wieder Privilegien!)
Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend):
Herr Abgeordneter, die Redezeit ist zu Ende.
Abg Walter Strobl
(fortsetzend): Also das wird man
alles mit überlegen müssen. Wenn man einen effizienten Lehrereinsatz in Wien
will, dann wird man sich auch überlegen müssen, nach welchen Kriterien man die
Lehrer, die zusätzlich zur Verfügung stehen, einsetzt. (Beifall bei der
ÖVP.)
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