Landtag,
16. Sitzung vom 26.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 35
Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage betreffend Änderung des Wiener Bezügegesetzes 1995, 6. Novelle zum Wiener Bezügegesetz 1995, und des Wiener Bezügegesetzes 1997, 3. Novelle zum Wiener Bezügegesetz 1997, eingebracht.
Diesen Antrag weise ich dem Ausschuss für
Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal zu.
Postnummer 1 der Tagesordnung betrifft den
Bericht des Kuratoriums der Wiener Museen der Stadt Wien über das Jahr 2002 an
den Wiener Landtag.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn amtsf StR Dr
Mailath-Pokorny, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Mitglieder des Wiener Landtages!
Das Wiener Museumsgesetz sieht vor, dass das
Kuratorium der wissenschaftlichen Anstalt Museen der Stadt Wien jährlich einen
Bericht an den Wiener Landtag über die Erreichung der im Gesetz vorgegebenen
grundsätzlichen Ziele der Anstalt vorzulegen hat. Der erste Bericht liegt
nunmehr vor, und ich ersuche, diesen Bericht zustimmend zur Kenntnis zu nehmen.
Präsident Johann Römer: Danke. – Zu
diesem Tagesordnungspunkt hat sich Frau Abg Mag Ringler zu Wort gemeldet. Ich
erteile es ihr.
Abg Mag Marie Ringler (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Als wir vor einem Jahr die Ausgliederung der Museen
der Stadt Wien beschlossen haben, da war von unserer Seite viel Skepsis
angebracht, wie ich glaube. Der vorliegende Bericht des Kuratoriums bestätigt
auch einige unserer Kritikpunkte, und einige der Fragen, die wir damals schon
gestellt haben, sind noch offen, die sind teilweise leider bis heute noch nicht
beantwortet worden.
Trotz allem möchte ich mich aber ganz besonders
herzlich beim Kuratorium des Museums bedanken, das mit diesem Bericht gezeigt
hat, dass ein Kuratorium seine Arbeit sehr, sehr ernst nehmen kann und in einem
Bericht durchaus auch kritisch zu der eigenen Institution Stellung nehmen kann.
Ich glaube, dass das ein sehr, sehr wichtiger Schritt für Wien ist, dass ein
Kuratorium diese Aufgabe des kritischen, wenn auch liebevollen Begleitens einer
Institution wahrnimmt. Das ist, glaube ich, auch eine der hervorstechendsten
Eigenschaften dieses Berichts, dass sich deutlich zeigt, dass das Kuratorium
mit viel Engagement für die Museen der Stadt Wien eintritt und trotzdem die
Augen vor all jenen Dingen nicht verschließt, die es noch zu tun gibt.
Lassen Sie mich auf einige Punkte eingehen, die in
diesem Bericht genannt werden. Sicherlich hervorstechend ist, dass im Bericht
eine Zeile formuliert wurde, die uns zu denken geben sollte, nämlich folgender
Satz: "Viele der Bestimmungen des Gesetzes" – damit ist das
Museumsgesetz gemeint – "waren zu diesem Zeitpunkt" – da geht es um
den Ausgliederungszeitpunkt letztes Jahr – "jedoch in der Praxis noch
nicht umgesetzt und manche sind es auch Ende 2002 noch nicht."
Was sich hier wiederfindet, ist Ausdruck dessen, dass
bei dieser Ausgliederung zwar sehr wohlmeinend versucht wurde, einzelne
Bestimmungen im Gesetz unterzubringen, dass es aber tatsächlich bei weitem
nicht in allen Punkten gelungen ist. Die Ausgliederung erfolgte sehr rasch, und
vielleicht war sie schlicht nicht gut genug vorbereitet.
Was uns auch zu denken geben sollte, ist, dass das
Kuratorium sehr lange auf die Eröffnungsbilanz warten musste. Faktisch wurde
die Eröffnungsbilanz nämlich erst im Dezember 2002 für das laufende Jahr
bestätigt. Das ist gute zwölf Monate später, als das sonst üblich ist. Und auch
das sollte uns zu denken geben.
Es scheint überhaupt so zu sein, dass vieles, was in
diesem Gesetz vorgeschrieben ist, dass einige zentrale Bestimmungen des
Gesetzes, die auch für uns als gesetzgebendes Gremium, für uns als jene, die
sich durchaus auch als Kontrolleure öffentlichen Eigentums und dessen, was mit
Steuergeldern passiert, verstehen, zentral sein sollten, faktisch bis heute
nicht umgesetzt werden konnten. Schon in der Studie, die noch vor der
Ausschreibung der neuen Direktion vom Herrn Stadtrat in Auftrag gegeben wurde,
wurde gesagt: Es gibt ein Problem mit dem Inventar.
Das ist so ein langweiliges Wort, das klingt so
unbrisant, und man denkt sich, na ja, mein Gott, diese Liste mit diesen
Objekten. Wir kennen das alle, es ist nichts langweiliger, als eine
Inventarliste zu machen – all jene, die meinen Schreibtisch kennen, wissen,
wieso ich das besonders verabscheue –, aber faktisch ist es doch so, dass die
Objekte, die sich im Museum befinden, öffentliches Eigentum sind. Wenn ich
meinen Schreibtisch nicht besonders schön aufräume, dann ist das mein Problem,
wenn aber das Museum keine Liste über die Objekte, die sich im Eigentum der
Stadt Wien befinden, hat, dann haben wir ein Problem.
Ich darf Sie nur daran erinnern, dass es schon im
Zuge des Strauß-Nachlass-Ankaufs zu unangenehmen Peinlichkeiten gekommen ist.
So musste man feststellen, dass eine sehr wertvolle Geige plötzlich aus dem
Museum verschwunden war.
Das sind Zustände, die es unseres Erachtens nach
sofort zu ändern gilt. Es muss eine vollständige Inventarliste ehestmöglich zur
Verfügung gestellt werden, und ich glaube, dass es im Interesse von uns allen
sein sollte, dafür, wenn es notwendig ist, auch zusätzliche Personalkosten im
Museum zu unterstützen, damit diese Inventarliste gemacht werden kann, damit
sie digitalisiert werden kann und damit das, was öffentliches Eigentum ist und
bleiben soll, auch tatsächlich klar ist. Sonst werden wir vielleicht in
20 Jahren feststellen, dass wir gar nicht gewusst haben, was für Schätze
im Museum liegen, dass wir aber leider jetzt auch nicht mehr wissen, wo sie
sind, denn Inventarliste gibt es keine, gab es keine, und es ist verschwunden.
Das Kuratorium weist auch darauf
hin, dass es einige Lücken im Museumsgesetz gibt, im Besonderen dort, wo auf
die organisatorischen Gegebenheiten des Museums verwiesen wird, auf die Frage,
wer welche Kompetenzen hat, beziehungsweise auf die organisatorische Struktur,
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