Landtag,
16. Sitzung vom 26.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 35
Herr Kollege Scheed, ihre Tonalität hat mich durchaus angenehm berührt. Es war von einem wohltuenden Unterschied, was ich sonst von Ihren Kolleginnen und Kollegen hier von diesem Pult aus höre. Aber möglicherweise hat das auch damit zu tun, dass es ein bisschen auch ein Stückchen sozialistische Vergangenheitsbewältigung ist, die Sie hier betrieben haben, denn dass in diesem Zusammenhang der Begriff des Euroteams genannt werden muss, versteht sich, glaube ich, von selber. Also, Ihre Fähigkeit in diesem Bereich haben Sie wohl eindeutig nachgewiesen.
Ich kann bei Kollegin Vana anschließen, wo ich nur
festhalte, dass es das erste Mal seit langer Zeit ist, dass ich von den
Kolleginnen und Kollegen der GRÜNEN nicht die Forderung höre, dass das duale
System in der bestehenden Form in Frage gestellt wird. Ich registriere das mit
Aufmerksamkeit.
Aber da bin ich schon bei Ihnen, denn wenn man sich
hier herstellt so ein bisschen nach dieser Werbelinie “Hubert mach was“ – Sie können
sich erinnern, diese Bankenwerbung, die es da gegeben hat – und Sie stellen
sich hier her und sagen: Bartenstein mach was, dann sage ich, Wien soll es
selber machen. (Beifall bei der FPÖ.)
Das, was Sie hier von diesem Punkt aus fordern
müssen, ist: Rieder mach was. Machen Sie es selber, es ist Ihre eigene Aufgabe,
es sind Ihre Hausaufgaben, die Sie hier zu erledigen haben. Sie wollen das zwar
immer von sich weg bringen, allerdings ist es Ihre eigene Politik, die hier den
Lehrstellen-Suchenden im Wege steht.
Und wenn Sie sagen, Sie sprechen mit den
Unternehmern: Das glaube ich schon, dass Sie mit den Unternehmern sprechen, wir
sprechen alle mit den Unternehmern. Natürlich ist der Kostendruck immer ein
Argument, aber wenn Sie mit den Unternehmern sprechen die Lehrlinge ausbilden,
werden Sie zwei Dinge auch noch hören. Sie werden sicherlich auch Klagen über
die Qualität der Ausbildung hören.
Wenn Sie mit Unternehmern sprechen, ich glaube Ihnen
das, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie das nicht gehört haben, dass
die Qualität der Ausbildung in den letzten 20 Jahren - und leider haben wir
seit bereits 20 Jahren einen Rückgang am Lehrstellenmarkt - auch eine massiv
kritisierte ist.
Leider, ja leider ist hier die Lehrlingsausbildung in
diesem Bereich, auch so weit es die Berufsschule betrifft, eine massiv
ideologisch verpolitisierte und leider nicht in der notwendigen Form
wirtschaftsnahe. Ich kann Ihnen sagen, ich weiß wovon ich spreche, ich habe
sehr viele Diskussionen erlebt.
Das, was Sie sicherlich auch noch hören werden und da
werden wir wahrscheinlich durchaus eher geistesverwandt sein bei dem Thema,
aber nennen wir die Dinge auch beim Namen, nennen wir sie beim Namen. Es sind
natürlich auch einengende Verhältnisse bei den Arbeitnehmerschutzvorschriften,
die hier immer wieder beklagt werden. Legen wir das ganze durchaus auf den
Tisch und sagen, das ist das, was von den ausbildenden Betrieben hier moniert
wird, dass dies die Gründe seien, weswegen Sie sich aus diesem Bereich der
Lehrlingsausbildung zurückziehen.
Es sich hier einfach zu machen ist ein klassisch
sozialistisches Prinzip der Umverteilung. Die einen, die etwas haben, sollen
den anderen geben, die nichts haben. Das klingt ja sehr verlockend, es ist in
der Praxis wahrscheinlich nur sehr schwer in dieser Form umsetzbar, denn es
impliziert ja auch, dass all diejenigen Betriebe, die auf Grund ihrer Größe
oder ihres Wirtschaftsganges gar keine Lehrlinge ausbilden können, dann von
Ihnen zur Kasse gebeten werden, die sollen dann nach Ihrem Modell genau so
einzahlen. Also, Sie sehen schon, selbst bei einfacher kurzer Beleuchtung zeigt
sich ja, dass Ihr Umverteilungsmodell zwar am Papier möglicherweise gut
ausschaut, aber schon in der Praxis nach kürzester Beleuchtung das nicht
bringt, was Sie erhoffen. (Abg Johann Driemer: Das gibt es ja schon in der
Praxis, Herr Kollege!)
Wissen Sie, wir müssen uns aber auch mit weiteren
Ursachen und Folgeproblemen für die Misere auseinandersetzen. Es ist natürlich
in diesem Bereich so - und wenn Sie sich die Population in den Berufsschulen
ansehen werden Sie wissen was ich meine -, dass die Jugendlichen, die wir dort
in den Berufsschulen unterrichten, größtenteils Kinder von Zuwanderern sind,
und die Kinder, die in diesen Schulen sind, haben leider auch eine sehr geringe
Basisqualifikation, die sie unter Umständen auch dazu zwingt, in eine
Berufsschule zu gehen, anstatt in eine weiterführende Schule.
Die Diskussion, weswegen das so ist, weswegen diese
Basisqualifikation so gering ist, haben wir hier in den vergangenen Jahren
immer wieder, immer wieder geführt, weil wir haben immer wieder gesagt, wenn
diese jungen Menschen nicht in die Lage versetzt werden, beispielsweise
ordentlich die Sprache des Landes, also Deutsch, zu lernen, dann werden sie am
Arbeitsmarkt massive Nachteile erleiden, dann haben Sie Ihr Leben lang deutlich
schlechtere Chancen. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll
(unterbrechend): Herr Abgeordneter, Ihre Redezeit ist zu Ende!
Abg Ing Herbert RUDOLPH (fortsetzend):
Und diese schlechten Chancen haben
Sie mit Ihrer Form der Bildungspolitik, die Sie auch hier immer wieder
vertreten, zu verantworten. Vor diese 2 690 Jugendlichen können Sie sich
hinstellen und Ihre Verantwortung dafür mit einbekennen. (Beifall bei der
FPÖ. – Abg Sonja Kato: Die Verantwortung dafür übernehmen Sie!)
Präsident Johann Römer: Als nächster
Redner zum Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Maresch. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Es war so wie zu erwarten. Von der FPÖ und ÖVP sind
die Überschriften gekommen, mit denen ich ohnehin gerechnet habe. Die eine
lautet, Integration der AusländerInnen gehe nur, wenn sie fest deutsch lernen,
und sonst sollten sie besser bleiben wo sie sind.
Und
dann ein wichtiger Punkt, die Arbeitnehmerschutzvorschriften und überhaupt die
ganze Geschichte
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